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Merken   Drucken   02.03.2012, 12:30 Schriftgröße: AAA

Übernachteinlagen: EZB-"Angstkasse" voll wie nie

Mehr als 500 Mrd. Euro haben die Geldhäuser bei der Europäischen Zentralbank geliehen. Die Liquiditätsspritze soll die Kreditvergabe ankurbeln. Stattdessen landen die Milliarden erst einmal - bei der EZB. von André Kühnlenz  und Barbara Schäder  Frankfurt
Die Banken haben in der Nacht zum Freitag die Rekordsumme von 776,9 Mrd. Euro bei der Europäischen Zentralbank (EZB) geparkt. Ausgerechnet nach der gut 500 Mrd. Euro schweren Geldspritze der EZB für die Kreditinstitute erreichte die sogenannte "Angstkasse" damit einen neuen Höchststand. Diesen Spitznamen trägt die Einlagefazilität der Zentralbank, weil sie nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers und im Zuge der Euro-Krise kräftig anschwoll. Eine Erklärung dafür: Die Geschäftsbanken trauen sich untereinander nicht mehr über den Weg. Deshalb bunkern sie ihr Geld bei der EZB, anstatt es anderen Kreditinstituten zu leihen - obwohl sie bei der Zentralbank lediglich 0,25 Prozent Zinsen erhalten.
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Doch der Anstieg der Übernachteinlagen hängt auch damit zusammen, dass die großzügige Geldversorgung durch die EZB zu Liquiditätsüberschüssen führt. Als die Notenbank diese Woche Dreijahreskredite im Volumen von 529,5 Mrd. Euro ausreichte, griffen auch Geldhäuser zu, die problemlos Darlehen am Interbankenmarkt bekommen hätten. Die britische Barclays -Bank beispielsweise teilte mit, sie habe 8,2 Mrd. Euro bei der EZB geliehen.
Das bedeutet: Geldhäuser mit überschüssiger Liquidität finden auf dem Interbankenmarkt zum Teil keine Kreditnehmer mehr. Denn die EZB-Darlehen sind mit einer Verzinsung von derzeit 1,0 Prozent unschlagbar günstig.
Kein zuverlässiges Stressbarometer
Die Höhe der Einlagen taugt also kaum noch als Gradmesser für Stress. Sie unterliegt außerdem starken Schwankungen: Vom 14. auf den 15. Februar beispielsweise fiel die Summe von über 500 Mrd. auf weniger als 400 Mrd. Euro. Grund dafür sind Umschichtungen aus der sogenannten Mindestreserve.
Die Mindestreserve ist eine Art Sicherheitspolster, dass die Banken bei der EZB anlegen müssen. Jedes Geldhaus muss einen Betrag hinterlegen, der einem Prozent seiner Einlagen oder selbst begebenen Schuldverschreibungen entspricht.
Da eine Bank aber selten weiß, wie hoch ihre Verbindlichkeiten ausfallen, legt sie zunächst einen Puffer an - immer zu Beginn eines Monats, der im Fachjargon Mindestreserveerfüllungsperiode heißt. Um für nicht gebrauchte Puffer wenigstens noch einen Zins zu bekommen, schiebt die Bank von Tag zu Tag mehr Geld in die Einlagenfazilität, wo es immerhin derzeit 0,25 Prozent gibt. Nach Ablauf der Mindestreserveperiode wird abgerechnet, und die Banken können ihren Puffer reduzieren - genau das erklärt auch den Einbruch Mitte Februar.
  • FTD.de, 02.03.2012
    © 2012 Financial Times Deutschland,
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