Doch der Anstieg der Übernachteinlagen hängt auch damit zusammen, dass die großzügige Geldversorgung durch die EZB zu Liquiditätsüberschüssen führt. Als die Notenbank diese Woche Dreijahreskredite im Volumen von 529,5 Mrd. Euro ausreichte, griffen auch Geldhäuser zu, die problemlos Darlehen am Interbankenmarkt bekommen hätten. Die britische
Barclays -Bank beispielsweise teilte mit, sie habe 8,2 Mrd. Euro bei der EZB geliehen.
Das bedeutet: Geldhäuser mit überschüssiger Liquidität finden auf dem Interbankenmarkt zum Teil keine Kreditnehmer mehr. Denn die EZB-Darlehen sind mit einer Verzinsung von derzeit 1,0 Prozent unschlagbar günstig.
Kein zuverlässiges Stressbarometer
Die Höhe der Einlagen taugt also kaum noch als Gradmesser für Stress. Sie unterliegt außerdem starken Schwankungen: Vom 14. auf den 15. Februar beispielsweise fiel die Summe von über 500 Mrd. auf weniger als 400 Mrd. Euro. Grund dafür sind Umschichtungen aus der sogenannten Mindestreserve.
Die Mindestreserve ist eine Art Sicherheitspolster, dass die Banken bei der EZB anlegen müssen. Jedes Geldhaus muss einen Betrag hinterlegen, der einem Prozent seiner Einlagen oder selbst begebenen Schuldverschreibungen entspricht.