Dafür ging es im DFB umso steiler voran. Zwanziger, den nicht nur Gegner in Anlehnung an sowjetisches Kriegsgerät respektvoll T20 nennen, wurde der wohl politischste Präsident, den der DFB je gesehen hat: gegen Homophobie. Gegen Rassismus. Für Israel. Gegen böse Blogger. An einer solchen Agenda hatte sich vor ihm keiner abgearbeitet, nicht mal sein Vorgänger, der ein Politprofi erster Güte war: Gerhard Mayer-Vorfelder bekleidete exakt jenes Amt, dass Zwanziger gern in Rheinland-Pfalz bestiegen hätte. MV war Kultusminister in Baden-Württemberg, ehe er auf seine alten Tage auf den DFB-Thron kletterte.
Konservatismus war stets Trumpf im DFB. Das galt für Hermann Neuberger, der dem Verband 17 Jahre bis 1992 vorstand und sogar von Joachim Fest, damals Herausgeber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", in einem Leitartikel ob seines gängelnden "Provinzköniggehabes" kritisiert wurde. Etwas diskreter hielt es Egidius Braun. Pater Brown, wie der passionierte Kirchenmusiker innerhalb des DFB wegen seines virtuosen Orgelspiels genannt wurde, machte aus seiner Vorliebe für CDU-Granden kein Geheimnis.
Helmut Kohl war ein gern gesehener Gast bei der deutschen Nationalelf. Als Dankeschön rühmte Kohl die Tugenden der Nationalelf nach dem EM-Sieg von 1996, als ein deutsches Lazarett sich zum Titel kämpfte. Allerdings können sogar DFB-Granden überraschen: Kürzlich sprach CDU-Theo auf dem Parteitag der SPD zur segensreichen Wirkung des Sports. Fußball verbindet! Mal sehen, welche integrativen Überraschungen, Pläne und Ideen Wolfgang Niersbach noch hervorzaubert.