Angela Merkel beim EU-Gipfel in Brüssel
Dazu müssen aber auch längst beschlossene Dinge wie der Energiebinnenmarkt umgesetzt werden, Forschungsausgaben erhöht und die digitalen Breitbandnetze ausgebaut werden. Das alles haben Gipfel in Brüssel schon Dutzende Male beschlossen. Aber die Umsetzung hapert, weil viele einzelne Staaten und die jeweiligen Lobbys sie verzögern und verhindern. Dass 27 Regierungschefs in zwei Stunden auch nur eines der einzelnen Themenfelder des Binnenmarktes gründlich beraten können, ist unrealistisch. Wenn es gut geht, treten die Chefs ihren Ministern mal auf die Füße, besser zu arbeiten. Aber auch Deutschland bietet da gerade nicht das beste Vorbild. Bei der Energieeffizienz war die Bundesregierung erst sprachlos und hat dann einen Kompromiss vorgelegt, der ein gutes und die Wirtschaft förderndes Effizienzprogramm eher verhindern wird.
Nach Ansicht der Kanzlerin hängt die Beruhigung an den Finanzmärkten auch damit zusammen, dass die Sparpolitik und die Strukturreformen jetzt glaubwürdiger sind als vor einem oder zwei Jahren. Um den festen Willen zu solider Haushaltspolitik zu unterstreichen, haben 25 der 27 Staaten den von Merkel vorgeschlagenen Fiskalpakt unterschrieben. Damit hat man sich allerdings ein neues Problem geschaffen: Man kommt aus dem Teufelskreis von Sparen und Rezession nicht heraus. Reden wir nicht von Griechenland, das sozusagen von unten neu aufgebaut werden muss. Aber ist es sinnvoll, dass Spanien und jetzt auch die Niederlande die Rezession durch zusätzliches Sparen verstärken? Merkel selbst sagt oft, alles sei eine Frage des Timings.