Interview mit Valérien Ismaël: "Es fehlt nur ein Titel"
Interview Vor dem Länderspiel gegen Deutschland spricht Ex-Bundesligastar Valérien Ismaël über die Nöte der Équipe Tricolore und über die DFB-Auswahl, die er verehrt.Valérien Ismaël, 36, gewann mit Bremen und auch mit Bayern das Double, bevor er 2008 seine Karriere beendete. Heute trainiert er die Amateure von Hannover 96.
FTD Herr Ismaël, welche Erinnerungen haben Sie an die Duelle Deutschland gegen Frankreich?
Valérien Ismaël Kein Franzose wird wohl je die Bilder von Schumacher gegen Battiston vergessen.
Das brutale Foul des Nationaltorwarts im WM-Halbfinale 1982, das ihn in Frankreich zum Prototyp des "hässlichen Deutschen" machte?
Ismaël Ja. Das wird man bei den Franzosen schwer aus dem Kopf bekommen. Aber ich denke auch an andere Momente, an die WM 2006 in Deutschland zum Beispiel, wo es fast zu einem Finale Deutschland gegen Frankreich gekommen wäre. Das wäre für mich ein echtes Dilemma gewesen.
Weil Sie sich hier mittlerweile heimisch fühlen?
Ismaël Genau. Nach neun Jahren fühle ich mich deutsch. Ich arbeite hier, ich denke wie ein Deutscher, ich kann mich mit der Mentalität zu 100 Prozent identifizieren. Deutschland ist mir ans Herz gewachsen.
Eine andere unschöne Erinnerung ist sicher die WM in Südafrika, bei der die Équipe Tricolore nicht nur durch schlechten Fußball, sondern auch durch Streit und Intrigen aufgefallen ist.
Ismaël Es war eine Schande. Die Spieler haben nicht verstanden, dass die Nationalmannschaft nicht ihnen gehört, dass sie das blaue Trikot nicht als Geisel nehmen dürfen. Es ging schließlich nicht um die 23 Spieler. Es ging um Millionen Franzosen, die gehofft haben und die stolz sein wollten auf ihre Mannschaft.
Wie konnte es so weit kommen?
Ismaël Zu wenig Kommunikation, zu viele egoistische Gedanken - vielleicht haben die Spieler auch an Realitätsverlust gelitten. Die Jungs waren wohl einfach komplett in ihrem eigenen Kokon und haben gar nicht gemerkt, welche Auswirkungen ihre Aktionen hatten.
In solchen Momente ist man wahrscheinlich froh, kein Profitrainer zu sein.
Ismaël Als Trainer dreht man da wohl durch. Aber wenn es so weit kommt, dann trifft den Trainer (damals Raymond Domenech) auch ein Großteil der Schuld.
Warum?
Ismaël Weil er dafür verantwortlich ist, dass die Mannschaft funktioniert, dass die Spieler sich wohlfühlen. Hier muss schon über einen längeren Zeitraum einiges vorgefallen sein, was zu spät erkannt wurde und wo dann in der Eile vielleicht die falschen Maßnahmen getroffen wurden.
Teil 2: Was der französische Trainer Blanc tun sollte
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Aus der FTD vom 29.02.2012
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