St. Paulis Moritz Volz
Aufgrund seiner Erfahrungen ist Volz skeptisch, wenn heute 13-Jährige verpflichtet werden, wie jüngst von Hoffenheim und Wolfsburg: "Ich wäre mit 13 definitiv zu jung für einen solchen Wechsel gewesen. Junge Spieler sollten mehr Ruhe und Schutz bekommen und nicht schon in dem Alter unter Druck gesetzt werden, sie würden die Chance ihres Lebens verpassen. Zumindest die Schule sollten sie beenden können." Volz brauchte neben dem Profialltag einige Jahre Privatunterricht, um seine A-Levels, das britische Pendant zu Abitur, zu absolvieren. Deshalb dauerte es von der Idee für sein Buch bis zur Veröffentlichung genau fünf Jahre. Februar 2007 hatte eine Lektorin des Rowohltverlags eine Zeitungsnotiz gelesen, über einen deutschen Kicker, der eine eigene Kolumne in der "Times" hat. Intelligent und selbstironisch bewies er dem Mutterland des Fußballs, dass es nicht nur Deutsche mit Sinn für Humor, sondern sogar deutsche Fußballer mit Sinn für Humor gibt", wie der "Guardian" damals jubelte. "Unser Mann in London" lebt von liebevoll beschriebenen Beobachtungen, Details und Typen, wie den Van Man, Pubmannschaften oder konservative Bewahrer der Zweihahnkultur.
Bei Arsenal hat Volz viel gelernt, das moderne Kurzpassspiel auf Kleinfeldern bis zum Umfallen geübt. Er ist athletischer, wendiger und selbstbewusster geworden. Aber in Arsenals erste Mannschaft hat es Volz nach nur zwei Einsätzen im Ligapokal nicht geschafft. Dafür stand er beim FC Fulham sechs Jahre unter Vertrag, die ersten drei Jahre Stammspieler und eine feste Größe. April 2007 aber ging es abwärts mit dem Klub im Südwesten Londons. Und mit der Entlassung des sympathischen Coachs Chris Cookie Coleman begann auch Volz' Leidensweg. Schambeinentzündung lautete die niederschmetternde Diagnose nach zahlreichen Arztbesuchen bei diversen Spezialisten, die ihn ein Jahr außer Gefecht setzte. Manche lästern, das sei eine Modekrankheit wie Sexsucht. Obwohl anatomisch eine gewisse Nähe zu bestehen scheint, handelt es sich bei ersterer um eine sehr ernste, langwierige Verletzung mit ungewissem Heilungsverlauf. Sie entsteht durch chronischen Reiz und Überbelastung, wenn Muskeln von der Innenseite des Oberschenkels am Beckenknochen ziehen. Besonders beansprucht sind sie bei Sprints und schnellen Drehungen. In der Premier League sind Außenverteidiger schon länger viel dynamischer in das Spiel eingebunden. Volz hatte das hohe Tempo schon früh verinnerlicht. Nur bei seinen Gastspielen in der Juniorennationalelf forderte der damalige Trainer Uli Stielike, dass er bedächtiger und vorsichtiger spielen sollte.