"Allah uh Akbar!" - "Gott ist groß!" schreit eine alte Frau im schwarzen Tschador, als eine Gruppe ausländischer Journalisten die Hosseinijeh-Erschad-Moschee betritt. "Sagt der Welt, dass das unsere Waffe ist!" In der prächtigen Moschee im Norden Teherans, die zu einem Wahllokal umfunktioniert wurde, ist nicht viel Betrieb. Bald sind mehr Korrespondenten, Fotografen und Kamerateams zu sehen als Wähler. Auch iranische Fernsehteams sind gekommen. Sie wollen von den westlichen Reportern, die die Wahllokale nur ihm Rahmen einer staatlich organisierten Bustour besuchen dürfen, wissen, wie sie die Demokratie im Iran denn so finden.
Die Iraner, die an diesem Freitagmorgen dem Aufruf der iranischen Führung gefolgt sind und an die Wahlurnen strömen, unterscheiden sich fundamental von den erwartungsvollen Massen, die bei den Präsidentschaftswahlen 2009 vor den Wahllokalen Schlange standen: der aufgekratzten Stimmung von damals ist nüchterne Pflichterfüllung gewichen. Gekommen sind vor allem konservative Wähler. Denn unter den 3444 Kandidaten, die für 290 Parlamentsmandate antreten, sind so gut wie keine Reformer. Es treten lediglich die religiös-nationalistische "Widerstandsfront", die Präsident Mahmud Ahmadinedschad nahe steht, gegen die "Vereinte Front" an, die sich an Revolutionsführer Ali Chamenei orientiert, dem mächtigsten Mann im Staat. Die Oppositionsbewegung hat deshalb über soziale Netzwerke zum Boykott der Wahlen aufgerufen.