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Merken   Drucken   02.03.2012, 10:17 Schriftgröße: AAA

Offener Fernverkehr: Freie Fahrt für freie Bahnen

Leitartikel Es ist soweit - Bahn bekommt wirklich Konkurrenz. Es ist zwar nur ein kleiner Riss in der Monopolmauer, aber eine wichtige Entwicklung für den Personenverkehr.
So richtig traut man sich gar nicht mehr, daran zu glauben: Die Deutsche Bahn soll tatsächlich bald Konkurrenz im innerdeutschen Fernverkehr bekommen - also genau da, wo es dem bisherigen Monopolisten richtig wehtun würde.
Und Reisende am meisten profitieren könnten. Endlich eine Alternative zu teuren oder ausgebuchten ICE- und IC-Verbindungen zu haben (oder auch zum Flieger), das wäre schon was. Und sich nicht mehr so ausgeliefert zu fühlen, wenn die Bahn mal wieder glaubt, die Preise erhöhen zu müssen.
Eigentlich müssten die lukrativen Schienenfernverbindungen längst auch von anderen Unternehmen bedient werden. Doch Fehlanzeige. Bisher hat das kein Wettbewerber richtig hingekriegt, obwohl theoretisch der Markt liberalisiert ist und es im Regionalverkehr funktioniert. Im Frühherbst aber müsste es nun auch mal im Fernverkehr praktisch so weit sein, zweimal am Tag von Köln nach Hamburg oder Berlin (und zurück). Erst mal nur ein kleiner Riss in der Mauer, mit der sich die Bahn abschotten konnte, aber einer, durch den Licht fallen kann. Und der mehr Bahn-Wettbewerber auf den Plan rufen sollte.
Sicher, es gab schon viele vollmundige Ankündigungen. Diesmal aber stehen die Chancen gut, dass im Schienenfernverkehr endlich eine ähnliche Entwicklung zu erleben ist, wie man sie von den Billigfliegern kennt: Günstigere Ticketpreise haben da das Reisen erschwinglich und den Kurzstreckenflug oft auch zur - ökologisch gar nicht so hilfreichen - Alternative zum Bahnfahren gemacht. Mehr Preisdruck im Schienenverkehr könnte genauso das Bahnfahren wieder attraktiver machen.
Doch auch wenn für diesen neuerlichen Versuch, das Fernverbindungsmonopol aufzubrechen, keine Hürden mehr zu erkennen sind, bleiben insgesamt für Bahn-Konkurrenten viele Unwägbarkeiten. Eine der gefährlichsten sind die Stations- und Trassengebühren, die von der Deutsche-Bahn-Tochter DB Netz erhoben werden.
Schon lange fordern Wettbewerbshüter deshalb zu Recht eine Entflechtung, mindestens aber, der Bundesnetzagentur mehr Kontrollmöglichkeiten über das Trassenpreissystem und die Nutzungsbedingungen einzuräumen. Verkehrsminister Peter Ramsauer plant das auch irgendwie, lässt sich aber in seinem Eifer für mehr Wettbewerb gern von Bahn-Chef Grube ausbremsen.
  • Aus der FTD vom 02.03.2012
    © 2012 Financial Times Deutschland,
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Kommentare
  • 02.03.2012 14:17:01 Uhr   ste: Bedauerliche Entwicklung

    Keine schöne Entwicklung: Der Betreiber bedient (natürlich) nur eine besonders lukrative Strecke zu (voraussichtlich) besonders lukrativen Zeiten, er erschwert Spontanreisen (das große Plus der Bahn) durch Zwangsreservierungen - und der Preiskampf auf der Schiene wird sicher nicht durch effizientes Management, sondern wie üblich auf dem Rücken der Beschäftigen ausgetragen. Und wenn wir dann neben 23 verschiedenen Paketdiensten und gefühlten 150 Mobilfunkanbietern, die mit ihren "Shops" die Innenstädte veröden und in der abendlichen Reklame zum Wahnsinn führen auch noch 20 verschiedene Bahnunternehmen im Fernverkehr haben, dann haben die großen Liberalisierer ja ihr Ziel erreicht...

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