Neben der Geopolitik treibt die gesamtwirtschaftliche Situation den Ölpreis. Das zeigt ein Blick auf den US-Markt. Dort kann zwar von einer Angebotsverknappung nicht die Rede sein, zuletzt nahmen die Rohöllagerbestände sogar zu. Das positive Börsenumfeld und optimistische Konjunkturindikatoren lassen aber auch WTI nach oben gehen. Zuletzt legte die Notierung sieben Tage in Folge zu und markierte damit die längste Gewinnserie seit Ende des Jahres 2009.
Finanzinvestoren stehen weiter auf der Käuferseite. Am Freitag meldete die US-Regulierungsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den höchsten Bestand an Long-Positionen seit vergangenem Mai. Sascha Specketer, Deutschland-Chef von Source, bestätigt diesen Eindruck: "Wir sehen vor allem bei institutionellen Adressen ein gesteigertes Interesse an Ölprodukten." Source ist ein Anbieter von börsennotierten Exchange-Traded Products (ETPs), zu denen auch die Exchange-Traded Commodities (ETCs) gehören. Nach eigenen Angaben erreichte Source 2011 bei Rohstoff-ETCs europaweit die höchsten Mittelzuflüsse. Mithilfe dieser an Börsen gehandelten Produkte können auch Privatanleger direkt in den Rohstoffsektor investieren. Im Gegensatz zu Zertifikaten sind diese Finanzvehikel darüber hinaus mit einer Besicherung versehen.
Unabhängig von der Wahl des Produkts könnte es sich allerdings lohnen, eine Konsolidierung abzuwarten. Schließlich erwecken beide Ölsorten aus charttechnischer Sicht einen überbewerteten Eindruck. Mittelfristig sehen Analysten aber Potenzial. Goldman Sachs etwa sieht das Zwölf-Monatskursziel für WTI bei 123,50 Dollar - ein Aufschlag von zwölf Prozent auf die aktuelle Notierung.