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Merken   Drucken   01.03.2012, 21:12 Schriftgröße: AAA

Kopf des Tages: Stefan Heidenreich - Blaue Hoffnung

Für den neuen Beiersdorf-Chef brechen die entscheidenden Wochen vor der Amtsübernahme an. Intern hat er sich schon als Anpacker positioniert. von Sven Clausen  Hamburg
Nun weiß Stefan Heidenreich, dass es langsam ernst wird für ihn. Auf seiner letzten Bilanzpressekonferenz malte Beiersdorf -Chef Thomas-Bernd Quaas am Donnerstag das Bild eines rasant gesundenden Konzerns. Man habe nun ganz neue "Kräfte freibekommen", so Quaas. Klar ist, wer die gefälligst zu nutzen hat: Heidenreich, der nach der Hauptversammlung am 26. April übernehmen soll.
Der 49-Jährige steht bereits seit Dezember als Nachfolger fest, seit Januar sitzt er auch schon im Vorstand des Nivea-Konzerns. Er soll, so die Vorgabe von Michael Herz, dem Vertreter des Mehrheitsaktionärs, die einstige Markenikone wieder zum Vibrieren bringen. Dass Heidenreich dafür auch rustikal werden könnte, ließ er via Mitarbeitermagazin im Dezember schon aufblitzen: "Ich weiß, was ich will (...). Man muss agieren - nicht nur reagieren." Danach überließ er Quaas, seit 33 Jahren im Unternehmen, wieder die Bühne. Das alte Regime darf sich in Ruhe auslaufen.
Konzernchef im Wartestand: Stefan Heidenreich übernimmt den ...   Konzernchef im Wartestand: Stefan Heidenreich übernimmt den Vorstandsvorsitz bei Beiersdorf Ende April
Heidenreich hat die Signale verstanden. Der DAX-Konzern will einen Kulturwechsel: weniger Selbstzufriedenheit, mehr Internationalität, größere Offenheit. Aber der DAX-Konzern ist auch ein traditionsreicher Familienkonzern. Und deswegen soll es bitte gesittet ablaufen.
Das erlebte Heidenreich Anfang Dezember am eigenen Leibe: Aufsichtsratschef Reinhard Pöllath schickte ihn zur Vorstellungsrunde in den Aufsichtsrat. Für die Kapitalseite ein Selbstgänger, die Arbeitnehmer aber zweifelten an seiner Kompetenz. Heidenreich war bis dato Chef des Schweizer Hero-Konzerns, eines Herstellers von Babynahrung und Marmelade, und damit ein "Food-Mann", wie es in Beiersdorfs Reihen indigniert hieß. Die entscheidende Überzeugungsarbeit leistete der Mann, den Heidenreich verdrängt: Quaas. Der 60-Jährige hatte eigentlich noch einen Vertrag als Vorstandschef bis 2014. Doch statt gegen Heidenreich zu intrigieren, pries er den Neuen den Arbeitnehmervertretern an. Gipfel der Harmonie: Quaas, hauptverantwortlich dafür, dass der Konzern zuletzt so viel Kraft verlor, darf nach der Hauptversammlung direkt in den Aufsichtsrat wechseln.
Der war, mit Pöllath und Herz, bislang auch das operative Entscheidungsgremium des Konzerns. Nun wollen sich die Herren zurücknehmen. Für Heidenreich eine Conditio sine qua non. Der Kieler, verheiratet und Vater von vier Kindern, ist das von Hero so gewohnt. Der Konzern gehört mehrheitlich Arend Oetker, der Unternehmer ließ ihn aber in Ruhe, solange die Endabrechnung stimmte.
Bei Beiersdorf soll es künftig ähnlich eindimensional zugehen. In den Gehaltsverhandlungen mit Pöllath und Herz im Frühsommer 2011 spielte ein in solchen Fällen meist überaus wichtiges Kriterium überhaupt keine Rolle: die Entwicklung des Aktienkurses. Wenn Heidenreich künftig sein maximales Jahressalär von rund 5 Mio. Euro erreichen will, muss er im Wesentlichen den operativen Gewinn (Ebit) nach oben treiben. Was der Aktienkurs daraus macht, ist seinen neuen Arbeitgebern, immerhin Lenker eines DAX-Konzerns, herzlich egal.
Der Neue trifft also auf einen kulturell durchaus verstörten Konzern. Dabei wird ihm helfen, dass er persönlich nicht zu Selbstzweifeln neigt. Er entscheidet gern und aus vollem Herzen. Rund um den Vorstand will er etwa einen erweiterten Führungskreis schaffen, eine Art Executive-Leadership-Team. Das könnte helfen, Ausländer aus den so wichtigen Schwellenländern behutsam auf Vorstandspositionen vorzubereiten. Der Aufsichtsrat hat nichts gegen Heidenreichs Herzenswunsch. Sollte er wohl auch lieber nicht. Bei Hero soll er jeweils rund fünf Prozent des Gewinns als Jahresbonus bekommen haben. Unbedingt arbeiten muss der neue Beiersdorf-Chef also wohl nicht mehr.
19:38:14 Kursinformationen und Charts
Name aktuell  absolut  
Beiersdorf 47,785 EUR   +0,49%  0.235
  • Aus der FTD vom 02.03.2012
    © 2012 Financial Times Deutschland,
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