Konzernchef im Wartestand: Stefan Heidenreich übernimmt den Vorstandsvorsitz bei Beiersdorf Ende April
Heidenreich hat die Signale verstanden. Der DAX-Konzern will einen Kulturwechsel: weniger Selbstzufriedenheit, mehr Internationalität, größere Offenheit. Aber der DAX-Konzern ist auch ein traditionsreicher Familienkonzern. Und deswegen soll es bitte gesittet ablaufen.
Das erlebte Heidenreich Anfang Dezember am eigenen Leibe: Aufsichtsratschef Reinhard Pöllath schickte ihn zur Vorstellungsrunde in den Aufsichtsrat. Für die Kapitalseite ein Selbstgänger, die Arbeitnehmer aber zweifelten an seiner Kompetenz. Heidenreich war bis dato Chef des Schweizer Hero-Konzerns, eines Herstellers von Babynahrung und Marmelade, und damit ein "Food-Mann", wie es in Beiersdorfs Reihen indigniert hieß. Die entscheidende Überzeugungsarbeit leistete der Mann, den Heidenreich verdrängt: Quaas. Der 60-Jährige hatte eigentlich noch einen Vertrag als Vorstandschef bis 2014. Doch statt gegen Heidenreich zu intrigieren, pries er den Neuen den Arbeitnehmervertretern an. Gipfel der Harmonie: Quaas, hauptverantwortlich dafür, dass der Konzern zuletzt so viel Kraft verlor, darf nach der Hauptversammlung direkt in den Aufsichtsrat wechseln.
Der war, mit Pöllath und Herz, bislang auch das operative Entscheidungsgremium des Konzerns. Nun wollen sich die Herren zurücknehmen. Für Heidenreich eine Conditio sine qua non. Der Kieler, verheiratet und Vater von vier Kindern, ist das von Hero so gewohnt. Der Konzern gehört mehrheitlich Arend Oetker, der Unternehmer ließ ihn aber in Ruhe, solange die Endabrechnung stimmte.