In den Medien gibt es bereits mehr Chefinnen als in anderen Branchen, aber im Top-Management wird es dünn
Dabei verweisen die "Pro Quote"-Unterstützerinnen auf Handelsblatt-Chefredakteur Gabor Steingart, der erkannt habe, Frauen seien "nicht das Problem, sondern die Lösung". Der Medienmann kündigte bereits an, mehr weibliche Führungskräfte in seiner Redaktion installieren zu wollen. Doch zu Recht verweisen die Frauen hinter dem Aufruf darauf, dass zum Beispiel nur zwei Prozent aller Chefredakteure von Tages- und Wochenzeitungen Frauen sind, in Intendanzen und Magazin-Chefetagen finden sie sich ähnlich spärlich.
Im Europavergleich weit abgeschlagen
Damit unterscheidet sich die Medienbranche nur wenig vom Rest der deutschen Wirtschaft. Trotz einer Selbstverpflichtung börsennotierter deutscher Unternehmen liegt der Frauenanteil in DAX-Vorständen bisher nur bei knapp 4 Prozent, in Aufsichtsräten bei durchschnittlich 15 Prozent - europaweit gehört Deutschland damit zu den Schlusslichtern. Den Plänen der DAX-Unternehmen zufolge sollen zwar künftig bis zu 35 Prozent der Führungspositionen weiblich besetzt sein. Doch manche nehmen sich lediglich 15 Prozent vor - zu erreichen bis 2020. Und eine gesetzliche Regelung hatte hierzulande wegen der Anti-Haltung von Unions- und FDP-Politikern bisher keine Chance.
EU-Kommissarin Viviane Reding will das jedoch nicht hinnehmen und den Großunternehmen klare Vorgaben zu einer Chefinnenquote machen. Ihr Ziel: flächendeckend mehr Frauen in Führungspositionen. Am 5. März legt sie zunächst eine Bilanz der freiwilligen Selbstverpflichtung von Unternehmen vor und verweist auf die Positiv-Beispiele der Frauenquote. So hat in Frankreich die verordnete Frauenförderung die Anzahl der weiblichen Führungskräfte in kürzester Zeit auf 20 Prozent (zuvor sieben Prozent) getrieben.
Wenig ökonomisches Denken
Was erstaunt ist, dass die Unternehmen neben dem sozialen Faktor den ökonomischen Folgen von Frauen an der Unternehmensspitze so wenig Bedeutung beimessen: Firmen mit zahlreichen Managerinnen sind deutlich erfolgreicher als solche mit rein männlichen Führungsgremien. Wie eine Studie von Ernst & Young unter den 300 größten börsennotierten Unternehmen Europas belegt, wirtschaften sie effektiver und steigern Börsenwert, Umsatz und Gewinn stärker als männerdominierte Firmen. Die jüngste Untersuchung des Medienkonzerns Thomson Reuters bestätigt dies auch global. Unternehmen aus dem Stoxx600, deren Frauenanteil im Management und in den Kontrollgremien über 30 Prozent liegt, hatten in der schwierigen zweiten Jahreshälfte 2011 bessere Geschäftsergebnisse und Aktienresultate.