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Merken   Drucken   01.03.2012, 12:19 Schriftgröße: AAA

Auftragseingänge: Konjunkturflaute setzt Maschinenbau zu

Der wichtige Industriezweig hat im Januar weniger Aufträge in den Büchern stehen als im Vorjahr. Besonders auf dem Heimatmarkt brechen die Aufträge ein - die Zahl der Jobs aber nicht.
Im deutschen Maschinenbau sind nach dem Rekordjahr 2011 härtere Zeiten angebrochen: Im Januar sank der Auftragseingang um sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr, teilte der Branchenverband VDMA am Donnerstag mit.
Vor allem in ihrem Heimatmarkt erhielten die Maschinenbauer weniger Bestellungen, hier gingen sie um neun Prozent zurück. Die Nachfrage aus dem Ausland hielt sich mit minus vier Prozent etwas besser. In den drei Monaten November bis Januar wies die deutsche Vorzeigebranche insgesamt sogar ein Minus von neun Prozent aus. Hier brachen vor allem die Aufträge aus dem Ausland ein - sie gaben um zwölf Prozent nach.
"Im Januar 2012 verfehlte der Bestelleingang im deutschen Maschinen- und Anlagenbau abermals sein Vorjahresniveau", beklagte VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers. Es gebe aber die Hoffnung, dass sich die Bestellungen wieder stabilisierten. Sicherheit gibt es dafür aber nicht: "Das schließt für die kommenden Monate Minusraten im Vorjahresvergleich nicht aus."
Der VDMA hatte erst vor einer Woche erklärt, er rechne in diesem Jahr für die Branche mit einer Stagnation. Ursache dafür sei neben den durch die Euro-Schuldenkrise verstärkten Unsicherheiten in Europa auch die abflachende Konjunktur in China. Zu der Branche mit rund 950.000 Beschäftigten zählen zahlreiche Mittelständler, aber auch börsennotierte Unternehmen wie etwa Gildemeister oder ThyssenKrupp. Noch vor wenigen Wochen hatten die Maschinenbauer ein Plus von vier Prozent für realistisch gehalten.
Eine Stagnation in diesem Jahr bedeutet, dass der deutsche Maschinenbau im Unterschied etwa zur Autoindustrie sein Vorkrisenniveau von 196 Mrd. Euro noch immer nicht erreichen kann. Analysten führen das vor allem auf die Schwäche Westeuropas, aber auch des Nahen Ostens oder Russlands zurück. Zwar lagen die 20 wichtigsten Absatzmärkte 2011 im Plus, der Export in die Euro-Partnerländer wuchs aber mit neun Prozent unterdurchschnittlich, Zuwächse sind wegen der Schuldenkrise dieses Jahr kaum zu erwarten. Fast jede zweite deutsche Maschine geht in die Euro-Länder.
Der Maschinenbau gibt sich damit skeptischer als andere große Industriezweige wie Auto oder Chemie, die bisher noch mit einem leichten Wachstum rechnen. Die Branche steht allerdings zurzeit vor einer Tarifrunde – in einer solchen Situation tendieren Arbeitgeber häufig zu pessimistischeren Einschätzungen, um hohen Forderungen der Arbeitnehmer die Basis zu entziehen. Ohnehin sind wegen der Staatsschuldenkrise konkrete Vorhersagen in diesem Jahr schwierig. „Die Entwicklung der Euro-Krise in den ersten Monaten des Jahres wird entscheidend sein“, meint etwa Carsten Klude, Chefvolkswirt der Privatbank M.M. Warburg.
Wegen des überraschend schwachen Jahresausklangs hatten die Maschinenbauer am Ende auch ihr Produktionsziel 2011 verfehlt. Statt eines Wachstums von 14 Prozent erreichten die überwiegend mittelständischen Unternehmen nurmehr einen Zuwachs von 12,1 Prozent. Denn im Dezember sank die Produktion um 1,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und damit stärker als erwartet. Das Schlussquartal hat besonders große Bedeutung für das Ergebnis im neuen Jahr, da ein Auftragsüberhang einen guten Start garantiert.
Ihre Position als größter industrieller Arbeitgeber Deutschlands mit 948 000 Beschäftigten hat die Branche im vergangenen Jahr hingegen verteidigt. In dieser Hinsicht übertrafen die Unternehmen sogar ihr Ziel: Mit 35 000 festen Mitarbeitern stellten sie 15 000 Beschäftigte mehr ein, als eigentlich geplant war.
  • FTD.de, 01.03.2012
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