FTD.de » Meinung » Kommentare » Griechen-Umtausch ist für Privatanleger eine Frechheit

Merken   Drucken   07.03.2012, 10:35 Schriftgröße: AAA

Euro-Rettung: Griechen-Umtausch ist für Privatanleger eine Frechheit

Die Unterlagen von Banken und vom griechischen Staat sind für nichtprofessionelle Investoren eine unlesbare Zumutung. Eine sachgerechte Entscheidung, ob man freiwillig gerupft werden will, ist nicht möglich.
© Bild: 2012 AFP
Kommentar Die Unterlagen von Banken und vom griechischen Staat sind für nichtprofessionelle Investoren eine unlesbare Zumutung. Eine sachgerechte Entscheidung, ob man freiwillig gerupft werden will, ist nicht möglich. von Rolf Lebert 
Auch Privatanleger sollen ihren Obolus bei der im Februar vereinbarten Umschuldung für griechische Staatsanleihen entrichten. Während Banken, Versicherungen und Hedge-Fonds Legionen von Juristen und Finanzexperten in Marsch setzen können, um die höchst komplexen Konditionen des Angebots zum Tausch alter in neue griechische Staatsanleihen zu prüfen, werden die Kleinanleger sich selbst überlassen.
Wer nicht über einschlägige Erfahrungen mit komplexen Finanztransaktionen verfügt, muss sich verraten und verkauft vorkommen, wenn ihm als Entscheidungsgrundlage nichts als der 167 Seiten umfassende Umtauschprospekt zur Verfügung steht, den das griechische Finanzministerium unlängst im Internet veröffentlicht hat. Für eine intensive Prüfung wird auch die Zeit allmählich knapp. Bis Donnerstag um 21.00 Uhr deutscher Zeit müssen die Investoren entscheiden, ob sie das Angebot annehmen oder nicht.
Verlangen die Geldgeber den Griechen zu viel ab?

 

Verlangen die Geldgeber den Griechen zu viel ab?

Zum Ergebnis Alle Umfragen

Die Hausbanken der Depotkunden haben ihren Informationsaufwand auf das absolut Notwendige beschränkt, wie folgendes Musteranschreiben zeigt:
"Sehr geehrter Depotkunde,
die Emittentin unterbreitet den Anleiheinhabern ein bis zum 08.03.2012
befristetes Umtauschangebot: Wenn Sie das Angebot annehmen, erhalten
Sie für je Nennwert EUR 1.000 Ihrer Anleihe
• 20 neue Anleihen der Emittentin im Gesamtnennwert von EUR 315,-
mit Fälligkeiten ab dem 24. Februar 2023,
• sog. "GDP-Linked-Notes" im Nennwert von EUR 315,- - Zahlungen
aus diesen Wertpapieren hängen von der Entwicklung des
Bruttosozialprodukts Griechenlands ab,
• sog. "PSI Payment Notes" im Nennwert von je EUR 150,- - je zur
Hälfte mit einjähriger und zweijähriger Laufzeit - hierbei handelt es sich
um Anleihen des europäischen Rettungsschirms EFSF - und
• sog. "Accrued Interest Notes", also Schuldverschreibungen im
Gegenwert der aufgelaufenen Zinsen.
Einzelheiten zu dem sehr komplexen Umtauschangebot und dem Ersuchen der Republik Griechenland, bestimmten Änderungen der Bedingungen der umzutauschenden Anleihen zuzustimmen, entnehmen Sie bitte den offiziellen, allein verbindlichen Angebotsunterlagen (in englischer Sprache). Diese erhalten Sie auf Wunsch bei Ihrer depotführenden Geschäftsstelle sowie im Internet unter http://www.greekbonds.gr."
Das liest sich wie ein Routineanschreiben zur Teilnahme an einer Kapitalerhöhung oder Ähnlichem. Dass es bei der anstehenden Entscheidung letztlich darum geht, einem absehbaren Verlust von drei Vierteln des ursprünglichen Kapitaleinsatzes zuzustimmen, wird mit keinem Wort erwähnt.

Teil 2: Leider nicht auf Deutsche

  • FTD.de, 07.03.2012
    © 2012 Financial Times Deutschland,
Jetzt bewerten
Bookmarken   Drucken   Senden   Leserbrief schreiben   Fehler melden  
Kommentare
  • 07.03.2012 20:29:47 Uhr   Uli: Unkenntnis?

    Wer gierig nach hohen Zinsen ist, verliert schnell den Blickj für den Sicherheitsaspekt. Hohe Zinsen kassieren wollen und bei Verlusten toben? Wer sich auch nur etwas mit der Umtauschaktion beschäftigt hat, kennt die neuen Konditionen: Eigentlich einfach zu durchschauen. Der entscheidende Nachteil ist nur, dass es jetzt statt einem Papier insgesamt 24 mit verschiedenen Kennnummern gibt, die auch einzeln gehandelt werden können. Die nunmehr kleinen Stückelungen stehen in keinem Verhältnis zu den entstehenden Kosten. Und wer die Papiere noch im Depot hat/hatte, will ganz bewusst zocken. No Risk, no Fun, more Fun more Risk!

  • 07.03.2012 19:14:21 Uhr   Andrej: Infoschreiben
  • 07.03.2012 17:41:06 Uhr   Frank 21: Nicht nur für Privatanleger eine Frechheit
  • 07.03.2012 16:14:11 Uhr   mr. dragon: ...wer mit dem drachen spielt
  • 07.03.2012 15:20:24 Uhr   Bernd Nickel: das infoschreiben ist ein witz
Kommentar schreiben Pflichtfelder*




  24.06.2009 Pressestimmen "Beim Thema Afghanistan Tacheles reden"  
Pressestimmen: "Beim Thema Afghanistan Tacheles reden"

Der Tod dreier Soldaten im Kundus gibt Anlass zu neuen Diskussionen über den Bundeswehreinsatz in Afghanistan. Verteidigungsmininister Jung will nicht von Krieg sprechen. Die Kommentatoren der deutschen Tageszeitungen fordern klare Stellungnahmen der Politik. mehr

 



Die FTD-Personendatenbank
 


  09:05 Mexikanischer Tycoon Slim bleibt reichster Mann der Welt
Mexikanischer Tycoon Slim bleibt reichster Mann der Welt (00:01:20)

Reichster Deutscher ist immer noch Aldis Karl Albrecht, so heißt es in der Liste des Magazins Forbes. mehr

 
© 1999 - 2012 Financial Times Deutschland
Aktuelle Nachrichten über Wirtschaft, Politik, Finanzen und Börsen

Börsen- und Finanzmarktdaten:
Bereitstellung der Kurs- und Marktinformationen erfolgt durch die Interactive Data Managed Solutions AG. Es wird keine Haftung für die Richtigkeit der Angaben übernommen!

Über FTD.de | Impressum | Datenschutz | Disclaimer | Mediadaten | E-Mail an FTD | Sitemap | Hilfe | Archiv
Mit ICRA gekennzeichnet

VW | Siemens | Apple | Gold | MBA | Business English | IQ-Test | Gehaltsrechner | Festgeld-Vergleich | Erbschaftssteuer
G+J Glossar
Partner-Angebote