FTD.de » Politik » Deutschland » Keine Steuer für Soldaten

Merken   Drucken   08.03.2012, 10:00 Schriftgröße: AAA

Freiwilligendienste: Keine Steuer für Soldaten

Leitartikel Der Bundesfinanzminister will, dass künftig auch die Teilnehmer des Bundenfreiwilligendiensts und Wehrdienstleistende Steuern bezahlen. Das ist ein falsches Signal.
Freiwillige Wehrdienstleistende und "Bufdis" - Teilnehmer des Bundesfreiwilligendienstes - zu besteuern ist ein falsches Signal. Sich aus freien Stücken für die Gesellschaft einzusetzen, sei es in sozialen Berufen, sei es im Dienst an der Waffe, hat einen großen Vorbildcharakter. Dass ihnen der Fiskus zu Leibe rücken soll, mag systemisch und steuerrechtlich in Ordnung sein. Auch Finanzminister Wolfgang Schäuble argumentiert nachvollziehbar, dass rechtlich eine Gleichbehandlung mit anderen Berufen geboten sei, weil es ja keine Zwangsdienste mehr sind. Man fragt sich nur, wem es hilft: Der Staat kann auf die Einnahmen aus den geringen Beträgen, die Freiwillige verdienen, verzichten. Und für die Dienste geht der Charme des Ehrenamts verloren.
Bundesfreiwilligendienst im Seniorenheim   Bundesfreiwilligendienst im Seniorenheim
Bei den Bufdis wären die Auswirkungen einer Besteuerung nur sehr gering. Die meisten liegen mit ihrem Taschengeld von ein paar Hundert Euro innerhalb der Freibeträge - und bleiben steuerbefreit. Wozu also eine bürokratische Steuererfassung dort etablieren, wo kaum etwas zu holen ist?
Problematischer gestaltet sich die Besteuerung der Soldaten: Nach Berechnungen des Verteidigungsministeriums würde diese bei vielen zu einem Einkommensverlust führen, weil der Soldatensold über den steuerlichen Freibeträgen liegt. Der Wehrdienst dient aber nicht zuletzt der Rekrutierung junger Soldaten, die sich in manchen Fällen weiterverpflichten. Und das geht nur, wenn er auch finanziell attraktiv ist.
Ein Ausweg wäre, den Sold zu erhöhen, damit den Soldaten netto mindestens das Gleiche bleibt. Das aber ist nicht im Interesse des Verteidigungsministers, denn eine Erhöhung müsste aus seinem Etat kommen. Letztlich also handelte es sich bei dem ganzen Akt nur um eine Umverteilung aus dem Verteidigungsetat in Schäubles Steuersäckel - ein Nullsummenspiel, bei dem keiner gewinnt.
  • Aus der FTD vom 08.03.2012
    © 2012 Financial Times Deutschland,
Jetzt bewerten
Bookmarken   Drucken   Senden   Leserbrief schreiben   Fehler melden  
Kommentare
  • 08.03.2012 15:17:51 Uhr   Falk N Steiner: Schäuble ist im Recht

    Es ist für mich nicht einzusehen, dass Soldaten anders behandelt werden müssen als Professoren, Lehrer oder Müllmänner (im öffentlichen Dienst). Auch bei denen wird das Einkommen besteuert; eine Freistellung würde entweder zu mehr Netto-Einkommen führen oder, wenn man das Brutto entsprechend senkt, zu Kostensenkungen für öffentlichen Arbeitgeber. Also: entweder alle oder keiner. Ausnahmen gibt es im Steuerrecht genug.

Kommentar schreiben Pflichtfelder*





Den Parameter für die jeweilige Rubrik anpassen: @videoList
  • Abschied vom Atom: Energiepolitik, bitte wenden!

    Für einen Industriestaat wie Deutschland ist der Ausstieg aus der Kernkraft und der Weg hin zu erneuerbaren Energien riskant. Die Politik muss den Mut aufbringen, den Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft umzusetzen und zu gestalten. mehr

  •  
  • blättern
Tweets von FTD.de Politik-News

Weitere Tweets von FTD.de

  09.03. Quiz Sind Sie fit für die Energiewende?

Am Sonntag jährt sich die Atom-Katastrophe von Fukushima. Sie war der Auslöser zum historischen Austieg der Deutschen aus der Kernkraft. Was wissen Sie über die Energierevolution?

Starten wir mit einem aktuellen Aufreger. Jüngst wurden verrostete Atommüllfässer im AKW Brunsbüttel entdeckt. Wer ist der Betreiber des Meilers?

Quiz: Sind Sie fit für die Energiewende?

Alle Tests

FTD-Wirtschaftswunder Weitere FTD-Blogs

alle FTD-Blogs

Newsletter:   Newsletter: Eilmeldungen Politik

Ob Regierungsauflösung oder Umfragehoch für die Linkspartei - erfahren Sie wichtige Politik-Nachrichten, sobald sie uns erreichen.

Beispiel   |   Datenschutz
 



DEUTSCHLAND

mehr Deutschland

EUROPA

mehr Europa

INTERNATIONAL

mehr International

KONJUNKTUR

mehr Konjunktur

 
© 1999 - 2012 Financial Times Deutschland
Aktuelle Nachrichten über Wirtschaft, Politik, Finanzen und Börsen

Börsen- und Finanzmarktdaten:
Bereitstellung der Kurs- und Marktinformationen erfolgt durch die Interactive Data Managed Solutions AG. Es wird keine Haftung für die Richtigkeit der Angaben übernommen!

Über FTD.de | Impressum | Datenschutz | Disclaimer | Mediadaten | E-Mail an FTD | Sitemap | Hilfe | Archiv
Mit ICRA gekennzeichnet

VW | Siemens | Apple | Gold | MBA | Business English | IQ-Test | Gehaltsrechner | Festgeld-Vergleich | Erbschaftssteuer
G+J Glossar
Partner-Angebote