Das berühmte Maracanã-Stadion in Rio de Janeiro wird erneuert
"Die WM wird als Vorwand benutzt, um die Stadtplanung ohne Studien und ohne Befragung der Bürger zu verändern", sagt Raquel Rolnik, die Uno-Sonderbeauftragte für adäquates Wohnen. Sie hat zusammen mit den Volkskomitees für die WM, einer Gruppe von Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen, davor gewarnt, dass für die Bauvorhaben zwischen 150.000 und 170.000 Menschen bereits umgesiedelt wurden oder noch umziehen müssen. Gemessen an Brasiliens Bevölkerungsgröße sind das schon chinesische Verhältnisse: Vor den Olympischen Spielen 2008 in Peking mussten schätzungsweise 1,5 Millionen Menschen umziehen. Staatliche Zahlen gibt es dazu nicht, denn die zuständigen Stadtverwaltungen geben diese ungern preis.
In Porto Alegre gibt man unumwunden zu, dass allein für den Ausbau des Flughafenzubringers eine ganze Siedlung mit rund 3500 Menschen weichen muss. Doch die WM-Beauftragte Pellini sieht darin kein Problem. "Bis Ende dieses Jahres ist das erledigt", sagt sie. Denn sie will jetzt, nur 22 Monate vor der WM, aufs Tempo drücken. Dass man die Betroffenen vorher befragen sollte, hält sie für unnötig. "Diese Familien wohnen jetzt in schäbigen Häusern. Von uns bekommen sie schönere. Warum sollten sie nicht umziehen wollen?"
Der Ausbau des Flughafenzubringers in Porto Alegre ist eines der Infrastrukturvorhaben, das mit dem Druck der WM nun plötzlich durchgepeitscht wird. Pellini erklärt: "Wir wollten die Straße schon vor 50 Jahren verbreitern, aber es wurde nie gemacht." Das Geld fehlte, und auch schreckte man davor zurück, eine ganze Siedlung plattzumachen. "Jetzt gibt uns die WM einen Push. Auf einmal geht alles ganz leicht."