Erst einmal waren Menschen im Marianengraben, dem tiefsten Punkt der Weltmeere. "Avatar"-Regisseur James Cameron will diese Leistung wiederholen. von Oliver Mayer, Hamburg
Die stählerne Pilotenkapsel des neongrünen U-Boots hat gerade einmal einen Meter Durchmesser. James Cameron wird sich darin kaum bewegen können. Die Knie stark angewinkelt, sein Rücken nach vorn gekrümmt. Eingepfercht in einer Position, in der die meisten Menschen klaustrophobische Anfälle bekommen würden, will der "Avatar"-Regisseur zur tiefsten Stelle der Ozeane vorstoßen: dem Marianengraben, 11.034 Meter unter der Meeresoberfläche. "Sorgen mache ich mir schon ein wenig", sagt der 57-Jährige. "Aber wenn ich gar keine Angst hätte, wäre ich ein schlechter Forscher."
Seit Jahren zieht es Cameron in die Tiefe. Schon 1989 drehte er den Unterwasser-Thriller "Abyss". Mehrmals fuhr er zum 3800 Meter tief liegenden Wrack der Titanic, der er 1997 ein filmisches Denkmal setzte. Der begeisterte Taucher hat eine Produktionsfirma für Meeresdokumentationen, entwickelt Unterwasserkameras und Tauchroboter.
James Cameron spricht mit seiner Crew vor der Deepsea Challenger
Acht Jahre hat er mit seinem Team an der "Deepsea Challenger" gearbeitet, mit der er in wenigen Wochen abtauchen will. Im Gegensatz zu anderen U-Booten fährt sie nicht waagerecht, sondern senkrecht. Der Rumpf besteht zum Großteil aus einem eigens entwickelten Schaumstoff, der dem enormen Druck standhalten kann - am Ziel wird er 6,4 Zentimeter kleiner sein. Neuentwicklungen sind auch die zwölf Propeller, die das U-Boot extrem manövrierfähig machen sollen, und die HD-Kameras. Eine zweieinhalb Meter hohe LED-Scheinwerferbank wird das ewige Dunkel erhellen, ein Roboterarm Proben sammeln.
Letzte Woche hat Cameron bei Papua-Neuguinea den Ernstfall getestet und dabei einen Tiefenrekord aufgestellt: 8,2 Kilometer, mehr als jedes andere derzeit eingesetzte U-Boot. Über 50 Jahre ist es her, dass überhaupt jemand tiefer tauchte. 1960 stiegen der Schweizer Tiefseeforscher Jacques Piccard und der US-Marinekapitän Don Walsh im U-Boot "Trieste" als bisher einzige Menschen in den Marianengraben hinab. Seitdem sind nur Tauchroboter dort gewesen. Drei Teams konkurrieren mit Cameron darum, diese Leistung zu wiederholen, darunter das von Virgin-Group-Gründer Richard Branson.
Cameron wird zwei Stunden für den Abstieg brauchen, halb so viel wie die "Trieste". Dafür kann er sechs Stunden am Boden bleiben - seine Vorgänger hatten nur 20 Minuten. Die von der US-Forschungsgesellschaft National Geographic Society geförderte Mission soll wissenschaftliche Fragen beantworten, vor allem die, welche Lebensformen in dieser Tiefe existieren.
Piccard und Walsh wollen damals bisher unbekannte Kreaturen gesehen haben, fotografieren konnten sie diese allerdings nicht: Die "Trieste" hatte beim Aufsetzen zu viele Sedimente aufgewirbelt. Die verschiedenen Kameras der "Deepsea Challenger" sollen Beweise liefern, die Robotermissionen nicht erbringen konnten - in 3-D und Imax-Qualität. "Eine Person ist flexibler als eine Maschine", sagt Gerard Fryer vom Hawai'i Institute of Geophysics and Planetology. Cameron dämpft die Erwartungen: "Wenn man einen Film produziert, weiß man genau, was in der nächsten Szene passiert. Hier aber schreibt die Natur das Drehbuch."
Zwei weitere Tests stehen noch auf dem Programm. Bei der Premiere setzte ein Antrieb aus, auch Sonar und Stromversorgung liefen noch nicht wie erhofft. Das wichtigste System ist aber der Abwurfmechanismus für die Gewichte - wenn er versagt, bleibt das Boot unten. Mehrere Notfallmechanismen sollen das verhindern, für den schlimmsten Fall sind die Halterungen so entwickelt, dass sie sich innerhalb von zwölf Stunden auflösen. Zwölf Stunden, die James Cameron in seiner Kapsel ausharren müsste. Alleine. In einer Tiefe von 11.034 Metern. Was auch für nicht zur Klaustrophobie neigende Menschen eine beklemmende Vorstellung sein dürfte.
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