J. Bradford DeLong, Professor für Ökonomie an der University of California in Berkeley
Dies hat enorme fiskalische Auswirkungen. Nehmen wir an, die USA oder die westeuropäischen Kernvolkswirtschaften würden ihre staatlichen Einkäufe für das nächste Jahr um 100 Mrd. Dollar steigern. Und nehmen wir weiter an, dass ihre Notenbanken zwar nicht bereit sind, weiter eine unkonventionelle Geldpolitik zu verfolgen, zugleich jedoch auch nicht geneigt sind, die Politik der gewählten Regierungen zu behindern. Zum Beispiel, indem sie deren Bemühungen zur Ankurbelung ihrer Volkswirtschaften durch gegenläufige Maßnahmen konterkarieren. In diesem Fall ergibt sich, bedingt durch konstante monetäre Rahmenbedingungen, ein simpler Multiplikator, gemäß dem wir rund 150 Mrd. Dollar zusätzliches BIP (durch die staatlichen Einkäufe) erwarten können. Dies wiederum sorgt für 50 Mrd. Dollar mehr Steuereinnahmen, sodass die Staatsverschuldung um lediglich 50 Mrd. Dollar steigen würde.
Was ist der reale (inflationsbereinigte) Zinssatz, den die USA oder die westeuropäischen Kernvolkswirtschaften auf diese zusätzlichen 50 Mrd. Euro an Schulden zahlen müssten? Falls er bei einem Prozent liegt, bedeutet eine Steigerung der Nachfrage und der Produktion um 150 Mrd. Dollar im nächsten Jahr, dass man in Zukunft 500 Mio. Dollar jährlich aufbringen müsste, um zu verhindern, dass diese Schulden real gesehen wachsen. Sind es drei Prozent, sind jährlich zusätzliche Steuereinnahmen von 1,5 Mrd. Dollar erforderlich. Und sind es fünf Prozent, braucht die Regierung pro Jahr zusätzliche 2,5 Mrd. Dollar.
Nimmt man an, dass die unterdurchschnittliche Produktion einen Schatten von zehn Prozent auf das künftige potenzielle Produktionsniveau wirft, so bedeutet die zusätzliche Produktionsmenge im Umfang von 150 Mrd. Dollar, dass die Produktion irgendwann, wenn sich die Konjunktur erholt hat, um 15 Mrd. Dollar höher liegen wird - und der Staat zusätzliche 5 Mrd. Dollar an Steuern einnimmt.
Die Regierungen müssen also die Steuern nicht erhöhen, um die zusätzlichen Schulden, die sie zur Finanzierung der fiskalischen Konjunkturimpulse übernommen haben, zu finanzieren. Vielmehr würde die angebotsorientierte Ankurbelung der potenziellen Produktion, die von dieser Lockerung der Fiskalpolitik langfristig ausgeht, höchstwahrscheinlich nicht nur die zusätzlichen Schulden zahlen, die man für diese Ausgabenerhöhung braucht, sondern bei ausgeglichenem Haushalt noch zusätzliche künftige Steuersenkungen ermöglichen.