Kolumnen aus dem wahren Wirtschaftsleben

Casual Friday: Deadline-Girl rettet die Welt

Ein Zoobesuch inklusive Faultierbiss hat mein Leben verändert - und das meiner Kollegen auch: Ich bin seither als Superheldin in Slow-Motion-Mission unterwegs. von Anja Rützel

Seit mich kürzlich bei einem Zoobesuch ein Faultier biss, ist nichts mehr wie zuvor. Ich spüre eine sonderbare innere Ruhe, verstärkten Appetit auf wirbellose Kleintiere und den nahezu unbezwingbaren Drang, mich an der Deckenlampe festzuklammern und kopfüber in den Raum baumeln zu lassen.

Ich finde diesen Zustand nicht sonderlich beunruhigend, denn ich weiß durch regelmäßige Superhelden-Comic-Lektüre, was auf mich zukommt. Peter Parker wurde von einer Spinne gebissen und verwandelte sich in Spiderman. Nach dem Faultierzwicker werde ich nun also logischerweise zu einer Superheldin, die es eher ruhiger angehen lässt - zu Deadline-Girl.

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Meine Superpower: Arktische Coolness auch bei rasant heranbrausenden Deadlines. Meine Waffen: Anti-Ehrgeiz-Strahlen, die Extreme-Procrastination-Keule und das nonchalante Versenden von Katzenvideos, wenn der Termindruck am allerschlimmsten wird. Meine Mission: Übereifrige Büroknechte von den Fesseln selbstverschuldeter Terminhörigkeit zu befreien

Auf einer Riesenschildkröte (oder, falls nicht aufzutreiben, einem lahmenden Pferd) werde ich zu allen reiten, die zu effizient arbeiten und Gefahr laufen, unnötig zu früh mit ihren Aufgaben fertig zu werden. Ich stöpsele heimlich ihre Rechner aus, platziere ablenkende und sedierende Objekte wie Sahnetorten und vielstaffelige US-Serien auf ihren Schreibtischen und fixiere notfalls ihre Unterarme an den Stuhllehnen. "Langsamer!", hauche ich ihnen ins Ohr, "ihr habt doch noch so viel Zeit!"

So viel dazu. Nun muss ich dringend etwas ruhen und sehr langsam ein bisschen Laub kauen. Und an die Decke, an die Decke muss ich mich hängen. Deadline-Girl is taking over. Es hat angefangen.