Ungebackene Tiefkühlbrötchen haben ein Problem: Sie schrumpfen beim Auftauen und trocknen an der Oberfläche schnell aus. Abhilfe könnte eine Eisalge schaffen. Antifrosteiweiße schützen diese im unwirtlichen Meereis der Arktis und Antarktis. Biologen und Lebensmittelforscher wollen zusammen untersuchen, ob die Proteine auch Gefrierbrand bei Backwaren verhindern können.
Die Kieselalge Fragilariopsis cylindrus besiedelt winzige Hohlräume im Meereis. Das Wasser in ihrem Lebensraum kühlt auf bis zu minus 20 Grad ab und ist fast siebenmal salziger als normales Meerwasser. Die Biologin Maddalena Bayer-Giraldi vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven untersuchte, wie die Eisalge unter diesen extremen Bedingungen überleben kann.
Dabei entdeckte sie ein spezielles Protein, das Forschern bisher noch unbekannt war: "Es hat sich gezeigt, dass das Antifrostprotein dieser Kieselalge zu einer neuen Gruppe der Frostschutzeiweiße gehört", sagte die Wissenschaftlerin am Dienstag. Es hemme nicht nur das Wachstum von Eiskristallen, sondern verändere auch seine Textur. Dadurch frören die Hohlräume im Eis nie vollständig zu. Gemeinsam mit dem Technologietransferzentrum in Bremerhaven will Bayer-Giraldi einen Weg finden, den natürlichen Frostschutz der Algen auch für Backwaren einzusetzen.
Das könnte dazu beitragen, dass in Deutschland weniger Essen auf dem Müll landet. Jährlich wirft jeder Bürger fast 82 Kilo Lebensmittel weg, die nicht mehr schön aussehen oder bei denen das Haltbarkeitsdatum überschritten ist. Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) will die Zahl mit einer Kampagne über das Mindesthaltbarkeitsdatum senken.