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Merken   Drucken   23.03.2012, 10:00 Schriftgröße: AAA

EADS: Notlandung beim Staat

Leitartikel Der deutsche Staat wird Miteigner des wichtigsten europäischen Rüstungskonzerns. So wünschenswert es wäre, dass er seinen Einfluss reduziert - die Bedingungen lassen es derzeit einfach nicht zu. Hoffentlich denkt die französische Regierung nach der Wahl um.
Rüstungsgegner und Ordnungspolitiker werden gemeinsam aufschreien: Ein Unding, jetzt wird der deutsche Staat unter einer konservativ-liberalen Regierung auch noch Miteigner des wichtigsten europäischen Luftfahrt- und Rüstungskonzerns! Und übernimmt ein Milliardenrisiko, indem er den Kauf eines Zwölf-Prozent-Aktienpakets durch die staatliche KfW-Bank absichert. Aber gegenwärtig handelt Angela Merkel im Interesse des Landes und wendet Schaden von ihm ab.
Kursinformationen und Charts
  EADS 30,46 EUR  [0.22 +0,73%
  Daimler 45,49 EUR  [0.695 +1,55%
So wünschenswert es wäre, dass der staatliche Einfluss reduziert und EADS  weitestgehend privatisiert wird - die Rahmenbedingungen lassen das momentan nicht zu. Das bei der Konzerngründung erhobene politische Prinzip ist in die Eignerstruktur eingeschweißt.
Die deutschen wie die französischen Anteile sind fein austariert, genauso wie die Personalbesetzung und die Standortverteilung. Deshalb muss Daimler  für sein EADS-Paket einen deutschen Käufer finden, was partout nicht gelingt. Gäbe Merkel indes diese Balance einseitig auf, wäre EADS ganz schnell ein rein französisches Unternehmen, das aus dem Élysée-Palast heraus gesteuert wird. Mit negativen Folgen für deutsche Arbeitsplätze, Steuereinnahmen und Forschungsaufträge.
Nicht die Bundesregierung blockiert eine Entpolitisierung bei EADS, sondern die Regierung in Paris. Präsident Nicolas Sarkozy konnte sich bisher nicht dazu durchringen, gemeinsam mit Merkel den Machtanspruch aufzugeben und der Konzernführung den Freiraum zu überlassen, der einem Wirtschaftsunternehmen in einer Marktwirtschaft gebührt. Kleinmütig hat der neue EADS-Chef Thomas Enders dafür nie Sarkozy gescholten. Aber er hat die Bundesregierung kritisiert, dass sie die KfW instrumentalisiert.
Wie ein vernünftiger Ausstieg gelingen kann, hat das EADS-Management skizziert. Mehrheitsstimmrechte würden politisch unliebsame feindliche Übernahmen nach wie vor verhindern. Beide Länder müssten also nicht fürchten, dass China, Russland oder Indien demnächst den sicherheitssensiblen Konzern dominieren.
Hoffentlich wird die französische Regierung nach der Präsidentenwahl im Mai umdenken. So lange ist die Zwischenlösung der Bundesregierung, die KfW zum EADS-Hauptaktionär zu machen, hinnehmbar. Zum Dauerzustand darf sie nicht werden.
18:18:22 Kursinformationen und Charts
Name aktuell  absolut  
EADS 30,46 EUR   +0,73%  0.22
Daimler 45,49 EUR   +1,55%  0.695
  • Aus der FTD vom 23.03.2012
    © 2012 Financial Times Deutschland,
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Kommentare
  • 23.03.2012 21:17:53 Uhr   FreundefürsLeben: Er spricht jetzt französisch!

    Enders kann in dieser Stellung gar nicht so naiv sein, um nicht zu wissen, dass sein gewünschtes Heraushalten der deutschen Steuerzahler dazu führen würde, dass deren gesamte langjährige Finanzierung in kurzer Zeit verloren gehen und die Arbeitsplätze nach Westen wandern würden.

    Es muss ihm also egal sein. Seine wenigstens einseitige Unabhängigkeit scheint ihm wichtiger zu sein als die Steuerzahler seines Heimatlandes. Das er mit Paris auch so umgehen kann, scheint er für aussichtslos zu halten, weshalb er es gar nicht erst versucht.

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