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Merken   Drucken   26.03.2012, 07:42 Schriftgröße: AAA

Vergeigter Börsengang: Börse Bats leckt nach Fiasko die Wunden

Der erste Handelstag der Bats endete im Chaos - und mit der prompten Rücknahme des Börsengangs. Die Aktie fiel von 16 Dollar auf weniger als einen Penny. Ein Neustart ist nicht in Sicht.
Die drittgrößte US-Börse Bats Global Markets will nach ihrem vermasselten Börsengang zunächst keinen Neuanlauf starten. Das Unternehmen habe für die absehbare Zukunft keine derartigen Pläne, sagte Firmenchef Joe Ratterman am Sonntag. Damit widersprach er dem Direktoriumsvorsitzenden und Gründer Dave Cummings, der sich wenige Stunden zuvor noch dafür ausgesprochen hatte, bereits im zweiten Quartal erneut einen Börsengang zu wagen. Ratterman hatte von Cummings 2007 den Chefsessel übernommen.
Der erste Handelstag der Bats endete im Chaos (Archivbild)   Der erste Handelstag der Bats endete im Chaos (Archivbild)
Nach einer Serie von technischen Pannen musste Bats am Freitag die Notbremse ziehen und sich am Tag ihres Marktdebüts wieder aus dem Handel verabschieden. Die BATS-Aktie war wegen eines Software-Fehlers vom Ausgabepreis von 16 Dollar auf weniger als einen Penny abgestürzt.
Bereits zur Handelseröffnung knickte die Aktie auf 15,25 Dollar ein und geriet kurz darauf völlig unter die Räder. Diverse Transaktionen mussten storniert werden. Kurz nach 10.45 Uhr - so die Darstellung von Bats - griff ein Softwarefehler auf alle Papiere mit Aktiensymbolen von A bis BFZZZ über. Die Bats-Aktie geriet in einen Abwärtsstrudel, an dessen Ende der völlige Handelsabbruch stand. An der Börse herrschte Chaos: Auch Apple -Aktien konnten nicht mehr gehandelt werden.
Dabei ging es für das 2005 gegründete Unternehmen nicht nur um den eigenen Börsengang. Es war auch der erste IPO überhaupt auf der Plattform. So dauerte es nicht lange, bis Experten Zweifel an der Kompetenz des Börsenbetreibers äußerten: "Ich denke, dass einige Firmen nun sagen könnten: Wenn sie ihren eigenen IPO nicht auf die Reihe kriegen, wie wollen sie es dann bei anderen Unternehmen schaffen?", sagte etwa Dennis Dick von Bright Trading LLC. Jason Weisberg von Seaport Securities stieß ins gleiche Horn: "Das Letzte, was man als börsennotiertes Unternehmen tun sollte, ist seinen eigenen IPO zu vermasseln."
Die Plattform wurde vor wenigen Jahren von großen Banken und Handelsfirmen gegründet, um die Vormachtstellung von NYSE  und Nasdaq  zu brechen. Ihr Erfolg zwang die traditionellen Börsen, technisch gleichfalls aufzurüsten und Geschäfte im Millisekundentakt zu ermöglichen. Die Branche steht weltweit unter Druck, sich wegen sinkender Preise neue Geldquellen zu erschließen oder mit Hilfe von Übernahmen oder Fusionen zu wachsen. Das gelingt nicht immer: Der geplante Zusammenschluss von Deutscher Börse und Nyse Euronext scheiterte am Nein der EU-Kommission.
Auch die in Kansas ansässige Bats folgt der Strategie, sich durch den Kauf von Rivalen breiter aufzustellen. Im November genehmigten die britischen Behörden die Übernahme des Wettbewerbers Chi-X Europe für 300 Mio. Dollar. Die beiden zusammen kamen damals im europäischen Aktienhandel auf einen Marktanteil von ungefähr 25 Prozent. Dem Börsenprospekt zufolge hatte Bats im vergangenen Jahr einen Anteil von gut elf Prozent am US-Aktienhandel und rund drei Prozent am Markt für Aktienoptionen.
Das Fiasko dürfte die Beteiligten teuer zu stehen bekommen: Wenn Bats seinen Börsengang rückgängig macht, haben Investoren Anspruch auf rund 100 Mio. Dollar, die durch den Verkauf der Aktien an die Banken und andere Anteilseigner geflossen sind. Auf dem Spiel stehen zudem Millionen an Gebühren für Institute, die den Börsengang begleiten.
  • Reuters, 26.03.2012
    © 2012 Financial Times Deutschland,
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