Portfolio: Der Handel mit Oldtimern boomt
Fans alter Autos pilgern zur Messe Techno Classica nach Essen. Die Menge der dort ausgestellten Oldtimer, von denen viele zu kaufen sind, zeigt: Das Interesse an altem Blech erreicht einen neuen Höhepunkt.Nach einem durchwachsenen Jahr 2010 läuft der Handel mit Oldtimern wieder. Bei der weltweit größten Oldtimermesse Techno-Classica in Essen sei die Nachfrage so groß wie nie zuvor, sagte Veranstalter Leon Franssen am Mitwoch bei der Eröffnung. 300 Anbieter stellen auf der komplett ausgebuchten Messe bis zum 25. März mehr als 3500 Sammlerfahrzeuge aus. Davon stehen 2500 zum Verkauf. Franssen rechnet mit einem Rekord von über 180.000 Besuchern.
Oldtimer-Raritäten erzielen hohe sechsstellige Preise oder bringen gar Erlöse in Millionenhöhe. Die Nachfrage von Sammlern hat die Preise für besonders seltene Oldtimer über die Jahre in die Höhe getrieben. Zwischen 1980 und 2011 verzeichnete der Index der Historic Automobile Group International (HAGI) für außergewöhnliche Autos ein jährliches Wachstum von 12,5 Prozent. Für einige Investoren sind die Raritäten eine Alternative zu den Finanzmärkten mit ihrem Auf und Ab.
Bei privaten Transaktionen, die meist unter Verschluss gehalten werden, zahlen Käufer für die Oldtimer oft höhere Summen als bei öffentlichen Auktionen. Allerdings bleiben mittelmäßige Modelle auch oft unverkauft oder erzielen niedrigere Preise. Zu den spektakulären Ausstellungsstücken auf der Messe zählt einer der ersten Mercedes 300 SL von 1952. Dazu kommen Bugattis und Rolls-Royce-Fahrzeuge oder auch ein nach Veranstalterangaben weltweit einzigartiger Bertone Chevrolet Corvair Testudo von 1961 - ein Sportwagen mit Heckmotor für rund 400.000 Euro.
Nach Zahlen der Oldtimer Weltorganisation Fiva (Fédération Internationale des Véhicules Anciens) lassen sich allein die deutschen Oldtimer-Fans ihr Hobby jährlich 5,5 Mrd. Euro kosten. Cirka 30.000 Menschen arbeiten in der Branche, der die Reparaturaufträge nie ausgehen. Bei der Ausstellung sind aber auch liebevoll restaurierte Alltagswagen zu sehen. Der Durchschnittsoldtimer koste nicht Hunderttausende, sondern lediglich 13.800 Euro, sagte Stefan Röhrig vom Verband der Automobilindustrie (VDA), der die Oldtimerpreise jährlich erfasst.
Den größten Wertzuwachs erreichte dabei die Ente 2 CV vor Renault R 4, Fiat 500 und Porsche 924. Insgesamt hätten Oldtimer nach dem Krisenjahr 2010 mit nur verhaltener Wertentwicklung 2011 um gut neun Prozent an Wert zugelegt, sagte Röhrig. Erfasst werden 88 verschiedene Autotypen der Klassikerszene.
Oldtimer sind älter als 30 Jahre, 385.000 fahren aktuell in Deutschland. Bei der Messe sind viele liebevoll gestaltete Stände von Klassikerklubs privater Fans vertreten. Sie werden zunehmend in die Auftritte der Marken integriert. Fast alle Autohersteller investieren seit Jahren in Historiksparten. BMW bietet rund 40.000 Ersatzteile für Oldtimer an, so ein Sprecher. Die Produzenten sehen das als Pflege des Markenimages.
Oldtimer-Sammler Peter Mullin warnt Käufer allerdings vor ausgiebig restaurierten Wagen. Man könne leicht viel Geld für ein Auto ausgeben und dann feststellen, dass es im Originalzustand mehr wert gewesen wäre: "Die Europäer haben das viel früher verstanden als die Amerikaner - sie lieben den Originalzustand." DPA, FTD
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FTD.de, 22.03.2012
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