Fondsanbieter favorisieren derzeit Nebenwerte. Eine nachhaltige Konjunkturerholung setzen sie dabei stillschweigend voraus. von Julia Groth
Nach den Kursstürzen im vergangenen Jahr fassen Anleger wieder Mut und wagen sich verstärkt an Aktien heran. Aus Marketingsicht ist es also nicht verwunderlich, dass Fondsgesellschaften wieder mehr Vorschläge dazu unterbreiten, in welche Aktien Investoren zurzeit konkret investieren könnten. Der jüngste Trend verwundert trotzdem. Fondshäuser betrachten jetzt offenbar Nebenwerte als besonders lohnend für den Wiedereinstieg in den Aktienmarkt.
Die Bewertungen europäischer Unternehmen mit geringer Marktkapitalisierung befänden sich nahe ihrer historischen Tiefstände, wirbt Baring Asset Management aus London. Bei der Fondstochter der schweizerischen UBS wiederum hofft man auf eine neue Übernahmewelle, die üblicherweise die Aktienkurse der Übernahmekandidaten treibt: "Bei der gegenwärtigen günstigen Bewertung sind europäische Small und Mid Caps attraktive Übernahmeziele", urteilt UBS-Fondsmanager Thomas Angermann. Und die Fondstochter der Landesbank Baden-Württemberg, LBBW Asset Management, verkündet: "Nebenwerte bieten in der aktuellen Marktphase gute Chancen."
Ausgewählte Nebenwertefonds
Aktien kleiner und mittelgroßer Unternehmen können durchaus hohe Renditen bringen - wenn der Gesamtmarkt mitspielt. Die meisten Titel sind nämlich sehr zyklisch, profitieren also überdurchschnittlich stark, wenn der Markt steigt. Umgekehrt leiden sie aber auch besonders heftig, wenn es mit den Kursen nach unten geht. "Wenn es läuft, kommen Nebenwerte ganz groß raus", sagt Detlef Glow, Leiter der Fondsanalyse bei Lipper. Viele Fondsgesellschaften gehen offenbar davon aus, dass es zurzeit läuft, dass also die Konjunktur trotz zahlreicher mahnender Stimmen nicht erneut einbricht.
Wer sich darauf verlassen will, dass die Investmentgesellschaften recht haben, kann es jetzt durchaus wagen und zu einem Nebenwertefonds greifen. Ein Spiel mit dem Risiko bleibt das Investment trotzdem. Zahlen der Fondsratingagentur Morningstar machen deutlich, wie stark die Fonds sowohl in guten als auch in schlechten Marktlagen reagieren. Auf Drei-Jahres-Sicht erzielten europäische Nebenwertefonds, die für deutsche Privatanleger erhältlich sind, zwar im Schnitt 26 Prozent Plus pro Jahr. Im vergangenen Jahr machten sie aber durchschnittlich 16,5 Prozent Minus. Fonds, die in europäische Standardwerte investieren, brachten Anlegern zuletzt auf Drei-Jahres-Sicht im Schnitt nur rund 19 Prozent Plus jährlich. Dafür verloren sie im vergangenen Jahr mit durchschnittlich elf Prozent Minus auch nicht so stark.
Bank des Jahres 2012 - Leserumfrage mit Gewinnspiel
Zurzeit scheinen die Zeichen allerdings tatsächlich auf Erholung zu stehen. Europäische Nebenwertefonds konnten im laufenden Jahr im Schnitt den Verlust aus 2011 fast schon wieder ausgleichen. "Auf Sicht sehen wir eine Stabilisierung der Konjunktur. Ich kann mir höchstens einen temporären Rückgang vorstellen, den die Unternehmen aber auch gut verkraften dürften", sagt Frank Hansen, Manager des Fonds Allianz RCM Nebenwerte Deutschland von Allianz Global Investors, der unter deutschen Anlegern zu den beliebtesten Nebenwertefonds zählt.
Beispiel Autoindustrie: Kleineren Zulieferern aus Deutschland kommt zugute, dass sich die Konjunktur in den USA allmählich stabilisiert. Auch die aktuelle Schwäche des Euro ist für Small und Mid Caps nicht unbedingt schlecht. "Der aktuelle Euro-Dollar-Kurs ist für exportstarke deutsche Unternehmen ein Stimulans", sagt Hansen. Darüber hinaus seien Aktien historisch gesehen günstig bewertet. "Das Umfeld ist nicht schlecht für einen Einstieg."
Um vom erhofften Aufschwung zu profitieren, muss ein Fonds allerdings in den richtigen Titeln investiert sein. "Die Entwicklung der Fonds ist zum Teil branchenabhängig", sagt Lipper-Analyst Glow. Bei LBBW Asset Management setzt man jetzt etwa auf den Konsumgütersektor und auf Aktien von Direktbanken. "Die Branchenselektion gewinnt stark an Bedeutung", sagt Fondsmanager Holger Stremme. Von der Titelauswahl hängt zum Teil auch ab, wie zyklisch ein Nebenwertefonds tatsächlich ist. Nicht alle Nebenwerte reagieren gleichermaßen stark auf konjunkturelle Veränderungen. Fondsmanager können mit Aktien, die in Abwärtsphasen weniger starke Kursverluste erleiden, ihr Portfolio stabilisieren.
Für Privatanleger ist freilich kaum erkennbar, ob ein Nebenwertefonds auf die richtigen Branchen setzt und wie zyklisch sich die Aktien im Fonds verhalten. Die vergangene Wertentwicklung kann einen Hinweis darauf geben, ist aber kein Indikator für die zukünftige Entwicklung.
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