Einparken mit dem Opel Astra in Freiberg
Schlimm, wenn man sich von Vorurteilen trennen muss. Die hatten die Welt so wohlgeordnet erscheinen lassen, und plötzlich ist alles Chaos. Hier waren die Guten, dort die anderen. Die Opel-Fahrer. Bis der Opel Astra GTC kam. Später mehr.
Lange war mein Markenbild geprägt von den in meinen Ohren wenig schmeichelhaften Stück "Opel-Gang" der Toten Hosen: "Den Arm aus dem Fenster, das Radio voll an, draußen hängt ein Fuchsschwanz dran." Zudem war Papas erstes bewusst wahrgenommenes Auto ein Opel Monza, oder wie wir Kinder verstanden: "Monster". Man arrangierte sich,
später fuhr man VW und hatte nur ein spöttisches Lächeln für Opel-Klubs übrig, diese konstituierenden Elemente des Landlebens, mit ihren Banketttisch-großen Spoilern und Stickern, auf denen ein Männlein ein VW-Logo anpinkelt.
Und nun der Astra GTC. Ich will ihn nicht mögen, wie er da in der Tiefgarage steht, rede mir ein, er sehe von hinten aus wie ein x-beliebiger Japaner, mit ein bisschen Italiener abgeschmeckt. Und die Farbe. Erinnert an den Blauschimmer im Haarschopf älterer Damen. Spöttisch lächelnd steige ich ein.
Es folgt ein Damaskus-Moment, ein quasi religiöses Erweckungserlebnis, hosianna, ihr Konstrukteure! Oft schon habe ich so bequem gesessen, so wohlgeordnete Instrumente ringsum, so ordentlich verarbeitetes Leder. Aber so gefahren bin ich selten. Opel hat sein höchstgezüchtetes Dieselmodell bereitgestellt. Es gleitet wie auf einem Luftkissen. Der Astra spult die Kilometer herunter, Tour- oder Sport-Taste ändern die Motoreinstellungen sowie die Farbe der Armaturenbeleuchtung. Das Gefühl enormer Ruhe aber bleibt, ob bei 140, 160, 180, 200. Meine sonst hypernervöse Beifahrerin dreht sich auf dem Weg nach Baden-Württemberg glatt um und verkündet: "Ich schlafe dann mal."