Inhalt

Drohende Immobilienblase: Jetzt ist Handeln angesagt

Tobias Bühlmann
Donnerstag, 18. August 2011, 18:00 Uhr

Bei seiner Medienkonferenz vom Mittwoch hat der Bundesrat von einer drohenden Immobilienblase gesprochen. Zugleich kündigte er auch Massnahmen an, die einer solchen Blasenbildung entgegenwirken sollen. Die naheliegendste Massnahme, nämlich die Anhebung der Zinsen, steht aber derzeit nicht zur Verfügung.

Der starke Franken macht es nötig, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Zinsen tief hält und gleichzeitig die Geldmenge massiv erhöht. Den Banken steht damit mehr Liquidität zur Verfügung, sie schwimmen förmlich im Geld. Dieses fliesst gerade auch in den Hypothekar-Markt und heizt diesen weiter an.

Durch das viele Geld  werden die ohnehin tiefen Zinsen für die Eigentümer mitunter noch tiefer, der Kauf von Immobilien also attraktiver. Wird der Erwerb von Wohneigentum beliebter, steigt aber auch die Gefahr einer Immobilienblase. Die SNB warnt bereits seit einiger Zeit vor dieser Entwicklung.

Was ist eine Immobilienblase?

Im Zusammenhang mit dem gegenwärtigen Boom in der Schweiz werden die Warnungen vor einer Blase immer lauter. Was genau damit gemeint ist, lässt sich hier nachlesen.

Nationalbank sieht Zeichen für Blase

SNB-Präsident Hildebrand warnte beispielsweise bei einer Ansprache im Tessin im vergangenen Herbst. « Schon heute sind einzelne Warnsignale zu erkennen. Ein Beispiel dafür sind die sehr hohen Preissteigerungsraten für Wohneigentum in gewissen Regionen», sagte Hildebrand.

Bild Eine Baustelle für Einfamilien-Häuser im Kanton Zürich.
Die tiefen Zinsen für Hypotheken führen dazu, dass in einzelnen Gegenden eine Überhitzung auf dem Immobilien-Markt droht. keystone

Der SNB-Präsident warnte zudem, dass einige Banken zunehmend Hypotheken vergeben, die den Spielraum der Vergabekriterien – hauptsächlich Einkommen und Eigenkapital – voll ausreizen. Damit steigt für die Institute auch das Risiko, dass sie ihr Geld nicht mehr zurückerhalten.

Massnahmen jetzt ergreifen

Vor drohenden Problemen warnt auch Jan Amrit Poser, Chef-Ökonom der Bank Sarasin. «Wir haben derzeit keine Immobilienblase, aber in zwei bis drei Jahren kann sich eine bilden. Und dieser Blasenbildung muss früh genug entgegengewirkt werden.»

Die naheliegendste Massnahme gegen die drohende Überhitzung wäre einer Erhöhung der Zinsen. Diese kommt aber aus volkswirtschaftlichen Gründen nicht in Frage, da die tiefen Zinsen ein wichtiges Mittel gegen den starken Franken sind.

Der Bundesrat hat deshalb an seiner Sitzung vom Mittwoch ein anderes Mittel ins Auge gefasst: Vergeben Banken mehr Kredite, sollen sie ihr Geschäft ab 2012 mit mehr Eigenmitteln absichern müssen.

Gegenwind für neue Regulierungen

Das Volkswirtschaftsdepartement (EVD) prüft zudem, ob es einen sogenannten antizyklisch wirkenden Kapitalpuffer einführen soll. Dabei würden die Banken verpflichtet, ihre Eigenmittel in Zeiten, in denen sie mehr Hypotheken vergeben, präventiv zu erhöhen.

Solche regulatorischen Eingriffe haben politisch allerdings einen schweren Stand. Dies hat auch die Diskussion um die höheren Eigenmittel-Anforderungen für Grossbanken im Rahmen der «Too big to fail»-Problematik gezeigt.

Keine einfache Lösung für komplexes Problem

Und auch bei Hypotheken-Spezialisten stossen solche Vorschläge auf wenig Gegenliebe. «Einfache Ansätze zur Risikominimierung greifen oft zu kurz und werden den komplexen Problemen bei der Kreditvergabe nicht gerecht», sagt Peter Meier, Immobilien-Ökonom bei der ZKB.

Ohnehin sei das Problem nicht so gravierend, wie oft dargestellt werde. Betroffen von den stark steigenden Preisen seien einige Hotspots, beispielsweise die Region Genf oder die Zürcher Goldküste. Zudem würden die Preissteigerungen nicht nur durch tiefere Zinsen ausgelöst, sondern auch von steigenden Reallöhnen, Zuwanderung und schneller Überwindung der Rezession.

Konkrete Massnahmen, um der möglichen Bildung einer Immobilienblase entgegenzuwirken, sind nur schwierig zu finden. Das Problem scheint komplex, zudem spielen in dem Feld sehr viele verschiedene Interessen mit. Das alles dürfte eine griffige Lösung weiter erschweren.

Kommentare aktiv...

E. Eremit, Schweiz
(Eremit Mann)
Verfasst am: 19.8.2011 16:14

Die drohende Immobilienblase ...

... sahen einige schon seit längerer Zeit... mehr

Zustimmen — 27 Leser sind auch dieser Meinung.
Ablehnen — 2 Leser sind anderer Meinung.

Heiklen Inhalt melden antworten

H. Bernoulli, Zürich
(hbernoulli Mann)
Verfasst am: 19.8.2011 5:22

Irgend wann wir man hoffentlich

begreifen , dass der Boden als... [1]  mehr

Zustimmen — 38 Leser sind auch dieser Meinung.
Ablehnen — 17 Leser sind anderer Meinung.

Heiklen Inhalt melden antworten

U. Rothenbühler, Bern
(freiesland Mann)
Verfasst am: 18.8.2011 22:35

Nobel muss die Welt zugrunde gehen...

Und es geht schön weiter... Zuerst die... [3]  mehr

Zustimmen — 84 Leser sind auch dieser Meinung.
Ablehnen — 11 Leser sind anderer Meinung.

Heiklen Inhalt melden antworten

Dieser Artikel wurde archiviert. Die Kommentarmöglichkeit wurde deshalb deaktiviert. Vielen Dank für Ihr Interesse.