Schweiz
Blocher wittert politisches Komplott
Der Zürcher SVP-Nationalrat Christoph Blocher vermutet hinter dem Strafverfahren gegen ihn ein politisches Komplott. «Die Politik spielt eine wesentliche Rolle in dieser Sache», sagte Blocher in «Teleblocher» – und in der Politik gehe es ums «Drannehmen» und «Drankommen».
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«Ich habe gehört, wie die Frau Bundespräsidentin, Frau Widmer-Schlumpf, gesagt hat: Jetzt müssen wir mit allen Mitteln diejenigen, die dahinter stehen, also die Überbringer dieser Nachricht betreffend Hildebrand, ‹drannehmen›», sagte Blocher in seinem Internet-TV «Teleblocher».
Politiker hätten danach Druck auf die Zürcher Staatsanwälte ausgeübt, damit diese endlich etwas gegen ihn unternehmen würden, so Blocher weiter. «Hier läuft politisch etwas. Wegen solcher Vorwürfe macht man doch sonst keine Hausdurchsuchung.»
Blocher: Es geht ums «Drannehmen»
«Es läuft immer so im Staat: Jene, die an der Macht sind, wollen jene, die nicht an der Macht sind, politisch ‹drannehmen›», sagt Blocher.
Warum wollten «sie» unbedingt, dass die SVP offenlegen, wer sie unterstützt bei den Wahlen und Abstimmungen, fragt Blocher. Seine Antwort: Damit die SVP kein Geld mehr bekommt und man jene, die Geld spenden, «drannehmen» könne in der gesellschaftlichen Diskussion.
Früher sei es die SP gewesen, die in den 60er-Jahren «drankam». Nun sei die SP an der Macht. «Die sind heute von einer Intoleranz – das würde man gar nicht denken. Da waren wir Bürgerliche, die auch nicht recht gehandelt haben, viel toleranter, aber viel.»
Der 71-Jährige will sich auf seine parlamentarische Immunität berufen, um ein Strafverfahren abzuwenden. Dies sagte er auch dem Staatsanwalt und den vier Polizisten von der Abteilung Wirtschaftskriminalität, die am Dienstagnachmittag in Blochers Büro mit einem Hausdurchsuchungsbefehl auf ihn warteten.
«Gibt es einen wirtschaftskriminellen Fall in meiner Firma?», habe Blocher zuerst irrtümlicherweise vermutet. Er sei wegen der Verletzung des Bankkundengeheimnisses beschuldigt, soll der Staatsanwalt, an dessen Namen sich Blocher nicht mehr erinnern kann, darauf geantwortet haben.
Blocher habe darauf gepocht, dass zuerst sein Anwalt kommen müsse, bevor er etwas unterschreibe. Darauf habe ihm der Staatsanwalt mitgeteilt, dass zwei weitere Staatsanwälte und zwei Polizisten vor seinem Haus in Herrliberg stünden.
Diverse Sachen beschlagnahmt
Als sein Anwalt angekommen sei, habe er gesagt: es stimmt, sie dürfen eine Hausdurchsuchung machen. Aber bevor die Frage der Immunität nicht geklärt sei, dürfe die Staatsanwaltschaft die Akten nicht benutzen.
Sie hätten darauf die Hausdurchsuchung bei ihm im Büro und bei ihm zu Hause durchgeführt – in allen Räumen und Schränken. Sie hätten es gründlich gemacht, so Blocher. Die Beamten nahmen Unterlagen zum Fall Hildebrand, die Albisgüetli-Rede sowie Computer und Handys mit. Nationalrat Blocher betonte, dass er keine Dokumente von Banken und Konti besitze.
Ex-Staatsanwalt fordert Rücktritt
Christoph Blocher müsse zurücktreten: Das fordert der ehemalige Tessiner Staatsanwalt und heutige Professor für Wirtschaftsrecht Paolo Bernasconi in der «Rundschau». Blocher sei zu weit gegangen. «Ob strafbar oder nicht strafbar: Das Verhalten ist nicht verfassungsmässig.» Er fordert darum: «Zurücktreten. Es ist das höchste Gebot, schon heute.»
Die beschlagnahmten Gegenstände müssen nun versiegelt werden, solange bis über Blochers Immunität entschieden wird. Wann das mit seiner Immunität geklärt wird, weiss auch der SVP-Politiker nicht.
Immunität von Ratsmitgliedern
Für Taten, die in unmittelbarem Zusammenhang mit ihrem Amt stehen, geniessen Mitglieder der eidgenössischen Räte relative Immunität. Ob die Immunität aufgehoben wird oder nicht, entscheiden die zuständigen Parlamentskommissionen. Ein Strafverfahren kann nur mit deren Ermächtigung eingeleitet werden. Im Nationalrat ist dafür die Immunitätskommission zuständig.
«Blochers Immunität ist ein Grenzfall»
Strafrechtler Peter Cosandey erklärt im Gespräch mit «10vor10» die Hintergründe zum Verfahren und was Blocher bevorstehen könnte. Hier mehr.
Die Staatsanwaltschaft III des Kantons Zürich hat gegen Nationalrat Christoph Blocher ein Strafverfahren wegen Verdachts auf «Widerhandlung gegen das Bankengesetz» eingeleitet. Am Dienstag fanden Hausdurchsuchungen in Blochers Wohnhaus und an seinem Firmensitz statt. Das Verfahren steht im Zusammenhang mit der Affäre Hildebrand.
Seit Anfang Januar wird ermittelt
Dabei geht es um die Weitergabe vertraulicher Bankdaten des ehemaligen Nationalbank-Präsidenten Philipp Hildebrand. Seit Anfang Januar führt die Zürcher Staatsanwaltschaft Strafverfahren gegen einen ehemaligen IT-Mitarbeiter der Bank Sarasin, gegen einen Thurgauer Kantonsrat und Anwalt sowie gegen einen Zürcher Kantonsrat.
Nun soll abgeklärt werden, ob sich Blocher selbst an der Weitergabe der Daten strafrechtlich relevant beteiligt hat. Geklärt werden muss, ob sich Blocher der Verletzung des Bankgeheimnisses schuldig gemacht hat.
(sf/sda/meru/godc)
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J. Schwärzel, Zürich
(JObij )
Verfasst am: 22.3.2012 18:03
Verschwärungstheorien
Da gibt es ja gleich dutzendweise... mehr
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U. Keller, Klaeng
(sailer )
Verfasst am: 22.3.2012 14:09
Ausser Spesen......
Unser Justizsystem liegt im argen, seit dem Flop... mehr
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U. Keller, Klaeng
(sailer )
Verfasst am: 22.3.2012 13:06
tatsächli
die Presse wusste von der Haussuchung bevor diese... mehr
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