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Wo dem Häusermarkt Überhitzung droht

Dienstag, 17. April 2012, 17:05 Uhr

In 102 Gemeinden der Schweiz sind die Immobilienpreise in jüngster Zeit geradezu fieberhaft angestiegen. Über die Hälfte der Ortschaften mit einem «heissen» Markt für Wohneigentum liegen in der Westschweiz, vor allem am Genfersee. Was das zu bedeuten hat, ist laut Experten schwierig einzuschätzen.

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Die Überhitzungsgefahr in den 102 Gemeinden stuften Immobilienexperten der Beratungsfirma Wüest & Partner im vierten Quartal 2011 als «sehr gross» ein. Betroffen sind demnach 12 Prozent des Marktwerts aller Schweizer Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen, wie die Studie Immo-Monitoring des Beratungsbüros Wüest & Partner festhält.

Die Ortschaften befinden sich in 9 Kantonen. Traditionell dazu zählen die Region Zürich und Tourismusgebiete in Graubünden und im Wallis. Über die Hälfte aber – 69 Gemeinden – liegen in den Kantonen Waadt und Genf. Die Rhonestadt und ihr Umland sowie Nyon, Lausanne und Vevey (alle VD) erleben den stärksten Boom.

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Einfamilienhäuser: In den letzten 10 Jahren haben sich die Preise in der Region Genf und in einzelnen Tourismusorten mehr als verdoppelt. wüest & partner

So haben sich zwischen 2001 und 2011 die Transaktionspreise für ein mittleres Einfamilienhaus in Genf mit einer Steigerung von 136 Prozent mehr als verdoppelt. Die Stadt Genf und ihre Vororte liegen an der nationalen Spitze; im Schweizer Schnitt ist ein solches Haus im selben Zeitraum 41 Prozent teurer geworden.

Genf an der Spitze

Bei Eigentumswohnungen ist der Trend noch krasser: In Genf haben sich die Transaktionspreise innerhalb des Jahrzehnts in etwa verdreifacht. Der Schweizer Schnitt liegt dabei bei einer Steigerung von 69 Prozent.

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Eigentumswohnungen: Besonders auffällig sind die massiven Preissteigerungen um über 100 Prozent seit 2001 in der Region Zürich, am Genfersee sowie in den beliebten Ferienorten in den Bergen. wüest & partner

«Die Indizien zu interpretieren ist schwierig», sagt Robert Weinert von Wüest & Partner. Die Preissteigerungen bei Wohneigentum in den genannten Gemeinden könnten als Hinweis auf einen überhitzten Markt verstanden werden. «Eine Korrektur des Immobilienmarkts wird kommen, die Preise steigen nicht ewig.»

Ob dies aber das Platzen einer Immobilienblase bedeute, könne nicht vorausgesagt werden. Es gebe auch Entwicklungen, die dagegen sprächen: «Die Einwanderung – 2011 waren es 78'000 Personen – stützt den Immobilienmarkt weiter», gibt der Experte zu bedenken. Auch fehlten den Anlegern lukrative Alternativen zu den Immobilien.

Eigentumswohnungen erlebten 2011 insgesamt einen Preisanstieg um 5 Prozent, wobei es laut den Statistiken von Wüest & Partner im vierten Quartal zu einem leichten Rückgang gekommen ist. Eine Trendwende, also auf breiter Front sinkende Preise, würde aber nur dann eintreten, wenn das bisher ungebrochene Vertrauen in den Markt für Wohneigentum schwinden würde.

Wohnungsmieten steigen auch 2012

Die Senkung des Referenzzinssatzes am 1. Dezember auf 2,5 Prozent dürfte Mietern mit bestehenden Verträgen zugute kommen, schreibt Wüest & Partner. Beim Abschluss neuer Verträge lassen sich Vermieter aber von der Lage am Markt für Wohneigentum mitreissen: Bei neuen Mietverträgen sind die Preise deutlich gestiegen.

Zwischen 2005 und 2011 sei der Mietpreisindex um 10 Prozent gestiegen, schreiben die Experten des Beratungsbüros. 2012 sei mit einem weiteren Anstieg zu rechnen.

Zurückgehen würden hingegen die Mietpreise für Geschäftsflächen: Das grosse Angebot, eine wahrscheinliche konjunkturelle Abkühlung und die Krise um den starken Franken würden sich im Markt für Geschäftsflächen niederschlagen, heisst es. Der Markt könne Korrekturtendenzen wie bisher nicht mehr unbedingt standhalten.

(sda/meru)

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