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Erfolgreiche Kantonstage

Freitag, 11. Mai 2012, 12:48 Uhr

Die Expo.02 zählte 17 Kantonstage. Für jeden Kanton war sein Tag ein Expo-Höhepunkt. Beim Publikum hingegen blieben nur wenige haften: Wer in Neuenburg einen Blick auf die tanzenden Bagger des Kantons Aargau erhaschte, erinnert sich noch heute daran.

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Der Mittelland-Kanton spielte mit seinen Klischees und inszenierte im Juni 2002 auf der Arteplage Neuenburg witzig und selbstironisch sein Image als Autobahn-Kanton. Der Titel war Programm: «Ausfahrt Aargau».

Ein solcher Auftritt hätte dem biederen Aargau kaum jemand zugetraut. Normalerweise vergisst man den Kanton nach der Durchfahrt schnell wieder. Nicht so das «Bagger-Ballett» zur Melodie des bekannten Volksliedes «Im Aargau sind zwöi Liebi».

Wunschbild des selbstbewussten Kantons

Das allseits gelobte Spektakel war nicht nur ein gewissenhafter Versuch, das Wohlwollen der übrigen Schweiz zu gewinnen. Der Auftritt war vor allem eine Demonstration des Selbstbewusstseins, die auch gegen innen wirken sollte.

Das «Bagger»-Ballett setzte 2002 den Grundstein für einen Weg zu mehr Normalität. Der offizielle Aargau präsentiert sich längst als Wirtschaftsstandort und Wohnkanton. Im Schatten der Zentren Zürich, Basel und Bern steht der Kanton aber noch immer – und auch ein Durchfahrtskanton ist er geblieben. Nur ist das der allseits akzeptierte Normalfall geworden.

Steinbock-Invasion in Neuenburg

Auch der Kanton Graubünden legte am Kantonstag einen Grundstein – aus Eis: Über 2000 Bündnerinnen und Bündner hatten 209 Steinböcke aus Kunststoff – bunt bemalt von Schülerinnen und Schüler aus jeder der damals noch 209 Gemeinden – nach Neuenburg gebracht.

Kantonstage als Marketingerfolg

Die Kantonstage lockten insgesamt über 400'000 Besucherinnen und Besucher an die Expo.02 – und 18'000 Mitwirkende auf die Arteplages. Die anfangs belächelte Idee der Kantonstage wurde zum Marketingerfolg.

Der Tessiner Stararchitekt Mario Botta nannte die Kantonstage «lächerlich». Sie seien behördlich organisierte Völkerwanderungen auf die Arteplages, wo man einheimische Spezialitäten esse und trinke, um dann wieder heimzufahren.

Expo-Präsident Franz Steinegger räumte nach dem letzten Kantonstag ein, die Bedeutung dieser Anlässe anfänglich stark unterschätzt zu haben. Sie hätten nicht nur Festatmosphäre auf die Arteplages gebracht, sondern Begegnungen ermöglicht, welche für den Zusammenhalt der Schweiz wichtig seien.

Fand auf einer Arteplage ein Kantonstag statt, konnten dort überdurchschnittlich hohe Eintrittszahlen verbucht werden. Den Kantonen einen eigenen Tag zu widmen, war somit ein Marktingerfolg.

Überragt wurden Mensch und Tier von einem fünf Meter hohen Steinbock aus Eis, den die sommerlichen August-Temperaturen schmelzen liessen.

Die Steinböcke gingen nach der Expo auf Reisen: 2003 an die alpinen Skiweltmeisterschaften in St. Moritz und die Olma in St. Gallen, 2004 ans Sechseläuten in Zürich und 2006 nach Flims an die Auswärtssession der eidgenössischen Räte. Und noch heute stehen einzelne bunte Steinböcke vor Bündner Schul- oder Gemeindehäusern.

Der Steinbock wurde an der Expo.02 erstmals prägnant inszeniert, wie Gieri Spescha, Mediensprecher der touristischen Dachorganisation Graubünden Ferien (GRF), sagte. Und zwar noch bevor die Marke «Graubünden» eingeführt worden sei. Und erstmals sei der Steinbock nicht mehr nur Teil des Kantonswappens gewesen, sondern ein Identifikationsmerkmal.

Im weiteren Sinne waren die farbigen Expo-Steinböcke die Vorläufer von Gian und Giachen, den sprechenden Steinböcken aus der Fernsehwerbung für Ferien in Graubünden.

Ein Steinchen im Mosaik

Dem Wallis habe es der Kantonstag erlaubt, «sich der Schweiz in einem anderen Licht zu zeigen», erinnert sich Staatsrat Claude Roch. Unvergesslich blieb er vor allem für die unzähligen Teilnehmenden: Kulturschaffende aus allen Bereichen, über 1000 Profis und Laien inszenierten sich auf der Arteplage in Biel.

Für Urs Zenhäusern, Direktor von Wallis Tourismus, hatte der Kantonstag kaum messbare Auswirkungen. Die Walliser Präsenz sei ein Puzzlestück im Marketing gewesen. Mehr nicht. Dies passt zum Titel des damaligen Spektakels: «Mosaik».

(sda/horm)

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