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Krise im Euro-Land

IWF: Spaniens Banken benötigen 40 Mrd. Euro

Freitag, 8. Juni 2012, 10:17 Uhr, Aktualisiert 09.06.2012, 4:18 Uhr

Spanien benötigt für seine maroden Banken mindestens 40 Milliarden Euro an frischem Kapital, hat der Weltwährungsfonds IWF ermittelt. Womöglich bittet das Land schon in Kürze den Euro-Rettungsfonds EFSF um Geld.

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Spanien pokert um Hilfe (10vor10, 08.06.2012)

Der spanische Bankensektor benötigt nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) einen Krisenpuffer von mindestens 40 Milliarden Euro. Das frische Kapital würde gebraucht, wenn die düstersten Konjunkturvorhersagen für das Euroland eintreten würden.

Spaniens Bankensektor im Kern gewappnet

Dieses Ergebnis eines Stresstests geht aus einem IWF-Bericht über die Stabilität des spanischen Finanzsystems hervor, der in Teilen in Washington veröffentlicht wurde. Der tatsächliche Kapitalbedarf sei wegen möglicher Kosten für Restrukturierungen und Kreditausfälle sogar bis zu doppelt so hoch, sagte eine IWF-Mitarbeiterin in einer Telefonkonferenz.

Der Weltwährungsfonds meint, dass der Bankensektor des Landes im Kern gegen eine weitere Verschlechterung der spanischen Konjunktur gewappnet sei. So hätten die grössten spanischen Institute eine ausreichende Kapitaldecke. Es gebe aber in manchen Segmenten und bei bestimmten Instituten Anfälligkeiten. Deshalb werde insgesamt der zusätzliche Finanzpuffer benötigt, um die von Notenbankern ausgearbeiteten schärferen Eigenkapitalregeln («Basel III») einhalten zu können.

IWF veröffentlicht Informationen vorab

Zudem müssten zum Schutz des Finanzsystems Reformen voll umgesetzt und ein glaubhafter Rückhalt aufgebaut werden. Der Stresstest habe nicht zur Absicht gehabt, eine definitive Grösse des Kapitalbedarfs zu ermitteln, sondern vor allem Schwächen im Finanzsektor festzustellen, betonte der IWF.

Die Veröffentlichung von Teilen des eigentlich für Montag angekündigten Reports erfolgte möglicherweise am Vorabend einer Beantragung Spaniens von Geldern beim Euro-Rettungsfonds EFSF, mit denen ein Bankenkollaps abgewendet werden soll. Bis zuletzt hiess es aus Madrid, vor einer Entscheidung müssten erst Berichte über den Zustand der spanischen Finanzhäuser vorliegen.

Spanien kämpft gegen eine massive Bankenkrise und steckt in der Rezession. Allein die Krisenbank Bankia will vom Staat für seine Sanierung insgesamt mehr als 23 Milliarden Euro. Vor allem eine Vielzahl «fauler» Immobilienkredite hat die Bankenbranche in die Krise gestürzt.

Moody's droht mit Länder-Abstufungen

Die Ratingagentur Moody's hält bei einem Austritt Griechenlands aus dem Euro und Finanzspritzen für spanische Banken Auswirkungen auf die Bonität anderer europäischer Länder für möglich. Wie Moody's in New York mitteilte, ist die Bankenkrise in Spanien vor allem ein inländisches Problem, das voraussichtlich keine grösseren Auswirkungen auf andere Euroländer mit Ausnahme von Italien haben werde. Moody's würde dann notwendigen Bewertungsanpassung unternehmen.

Der Austritt Griechenlands aus dem Euro könnte jedoch eine Bedrohung für die Existenz des Euro darstellen. Dies könnte eine Abwertung der Bonität in anderen Ländern nach sich ziehen. Moody's würde die Bewertung aller Euroländer untersuchen, darunter auch Staaten mit der höchsten Bonität «AAA» wie Deutschland, heisst es in der Mitteilung weiter.

Hilfen bereits in der Pipeline?

Gemäss unbestätigten Informationen aus der EU wurde für heute Samstag eine Telefonkonferenz der Eurogruppe anberaumt. Die offizielle Ankündigung der Hilfen für Spanien soll Samstagnachmittag folgen.

Einschätzungen von SF-Korrespondent Jonas Projer. (Tagesschau 8.6.2012, 19.30)

Eine Regierungssprecherin weist die Gerüchte von sich, wonach Spanien die Hilfe des EU-Rettungsfonds EFSF in Anspruch nehmen könnte. Gemäss Ministerpräsident Mariano Rajoy soll eine unabhängige Prüfung Aufschluss über den Finanzbedarf der spanischen Banken geben. Erst wenn dieser vorliege will Spanien Gespräche mit der EU führen.

Dass sich Spanien mit aller Kraft gegen den Rettungsschirm EFSF wehrt, ist für SF-Wirtschaftsexperten Reto Lipp keine Überraschung. «Für jedes Land ist es natürlich eine Katastrophe, wenn es unter den Rettungsschirm gehen muss, weil das immer mit grossen Auflagen verbunden ist. Das heisst: Mit noch härteren Sparmassnahmen. Gleichzeitig ist es auch ein Eingeständnis, dass das Land sich nicht mehr aus eigener Kraft am Finanzmarkt finanzieren kann.»

Rettungsschirm nur als letzte Notlösung

Zudem ist die Ausgestaltung des EFSF (European Financial Stability Facility) noch nicht komplett abgeschlossen. Der Fonds soll durch Einlagen von Investoren von 250 Milliarden Euro massiv vergrössert werden. Über den sogenannten Hebel wird aber innerhalb der Eurozone noch heftig gestritten.

Unklar sei zudem auch, ob die Euro-Länder den Staat Spanien finanzieren und dieser dann die spanischen Banken – oder ob das Geld aus dem Rettungsfonds direkt an die spanischen Banken fliesst, sagt Reto Lipp. Bisher habe Deutschland eine direkte Finanzierung der Banken aus dem Rettungsfonds immer strikte abgelehnt.

Auch Ökonomen, wie beispielsweise  der Leiter der Konjunkturforschungsstelle KOF Jan-Egbert Sturm sind skeptisch, was die Rettung Spaniens betrifft. Nicht der Staat müsse gerettet werden, sondern die Banken. In erste Linie müsse verhindert werden, dass der Kleinsparer sein Geld von der Bank abhebt. Dieses Krisenszenario würde kein Land überleben, so Jan-Egbert Sturm.

Leiter KOF Jan-Egbert Sturm am Swiss Economic Forum in Interlaken.

(agenturen/frua/blur/halp)

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V. Eberhard, Gränichen
(verena01 Frau)
Verfasst am: 9.6.2012 13:12

R. Meier Zürich

die linke Politik unter der Herrschaft der Medien... [1]  mehr

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R. Meier, Zürich
(Rene_Meier Mann)
Verfasst am: 9.6.2012 9:41

Jahrelang leichtfertig Geld ausgeben, überheblich,

skrupellos, oberflächlich, sich der Völlerei... mehr

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P. D., Esslingen am Neckar
(Peterle Mann)
Verfasst am: 9.6.2012 7:48

Spaniens Banken benötigen 40 Mrd. Euro

Für was brauchen die Banken 40 Mrd. Euro, um sie... mehr

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