FTD.de » Wissen » Technik » Atomausstieg lockt französische Forscher an

Merken   Drucken   05.07.2012, 16:48 Schriftgröße: AAA

Energiewende: Atomausstieg lockt französische Forscher an

Pläne für ein Ende der Kernkraft hegt Frankreich bekanntermaßen nicht. Wie ohne Atomstrom auszukommen wäre, interessiert den französischen Elektrokonzern aber brennend - er baut deshalb seine Forschungsabteilung in Deutschland aus. von Leo Klimm  Paris
Der französische Spezialist für Energiemanagement Schneider Electric  macht Deutschland zu seinem Zukunftslabor. "Wir werden Forschung und Entwicklung in Deutschland substanziell hochfahren", sagte Schneider-Electric-Chef Jean-Pascal Tricoire im Gespräch mit deutschen Journalisten. Die drei deutschen Forschungszentren mit heute 500 Mitarbeitern sollten ausgebaut oder um ein viertes ergänzt werden, um von der Energiewende zu profitieren.
Das Atomkraft Brunsbüttel wurde bereits im Zude der Energiewende ...   Das Atomkraft Brunsbüttel wurde bereits im Zude der Energiewende stillgelegt
Tricoire sieht die mit dem Atomausstieg verbundene Notwendigkeit höherer Energieeffizienz als Chance, die eigenen Technologien zu entwickeln und zu verkaufen. Deutschland werde zum Versuchsterrain für Zukunftsmärkte in Schwellenländern, die ihren Wohlstand angesichts knapper und teurer werdender Ressourcen mit weniger Energieverbrauch aufbauen müssten, so Tricoire.
Dank der Energiewende bekommt Deutschland damit für den wenig bekannten, aber 22,4 Mrd. Euro erlösenden Traditionskonzern eine zentrale Rolle. In den vergangenen fünf Jahren hatte er durch Übernahmen von Mittelständlern seine Größe in Deutschland - dem viertgrößten Absatzmarkt nach China, den USA und Frankreich - schon verdreifacht. Der Rivale von Siemens  und ABB  zählt nun hierzulande 5000 Mitarbeiter und setzt 1 Mrd. Euro um. Forschungszentren stehen in Regensburg, dem fränkischen Marktheidenfeld und in Wiehl bei Köln.
Der einstmals klassische Elektronikanbieter profitiert von globalen Trends wie der Urbanisierung und Industrialisierung der Schwellenländer und der Digitalisierung der Wirtschaft. Unter anderem baut Schneider Komponenten von Industrierobotern im Maschinenbau, Stromsparsysteme für IT-Firmen und Software zur Steuerung von Verkehrsflüssen.
Trotz der günstigen Marktposition schwächt sich das stürmische Wachstum der vergangenen Jahre - das auch von Milliardenkäufen wie dem des Konkurrenten Telvent befeuert wurde - inzwischen ab. "Wir spüren die Abkühlung der Weltwirtschaft", räumte Tricoire ein. "Aber unser Wachstum wird signifikant bleiben." Im ersten Quartal hatten die Schneider-Erlöse nur noch dank der Zukäufe zugelegt, die Gewinnmarge dürfte in diesem Jahr nur stabil bleiben - auf dem hohen Niveau von gut 14 Prozent.
"Die Energiewende wird nicht einfach", sagte Tricoire zu den deutschen Plänen. Die Risiken von Stromengpässen könnten aber durch mehr Selbstversorgung von Firmen und Haushalten und den Aufbau sogenannter Smart Grids verringert werden - beides Spezialitäten der Franzosen. Unter Smart Grids versteht man die Angleichung des Energieverbrauchs an das aktuelle Angebot. So sollen Verbrauchsspitzen vermieden werden, wenn Energiequellen wie Wind und Sonne zu wenig Strom liefern. "Es ist nicht nötig, das Stromnetz komplett zu überholen", so Tricoire. Er hoffe auf mehr Geschäft mit Konzernen wie Eon  und mit Stadtwerken. Schneider sei weiter "offen für Übernahmen", die Eingliederung der jüngsten Zukäufe habe aber Priorität.
00:34:04 Kursinformationen und Charts
Name aktuell  absolut  
Schneider Electric 43,095 EUR   -2,31%  -1.02
Eon 16,84 EUR   -0,24%  -0.04
ABB 13,135 EUR   -0,79%  -0.105
Siemens 66,64 EUR   -1,41%  -0.95
  • FTD.de, 05.07.2012
    © 2012 Financial Times Deutschland,
Jetzt bewerten
Bookmarken   Drucken   Senden   Leserbrief schreiben   Fehler melden  
Energiewende Info
  •  
  • blättern
Infografiken zum Thema Energiewende
  • Infografik: Wie aus Wind Energie wird

    Mehr als 21.000 Windanlagen produzieren in Deutschland Strom für Haushalte und Betriebe. Bislang decken sie 6,4 Prozent des Verbrauchs. Wir gewähren Einblick ins Innere der Turbinen und zeigen, wie Luft eine Birne zum Glühen oder ein Radio zum Spielen bringt. mehr

  •  
  • blättern
  Sind Sie fit für die Energiewende?

Die Bundesregierung hat die Abkehr vom Atomstrom beschlossen. Höchste Zeit, sich mit erneuerbaren Energien auseinanderzusetzen. Wo steht Deutschland im europäischen Vergleich - und was sind eigentlich Photonen? Testen Sie Ihr Wissen!

Zum Aufwärmen ein Zitat: "Ich würde mein Geld auf die Sonne und die Solartechnik setzen. Was für eine Energiequelle! Ich hoffe, wir müssen nicht erst die Erschöpfung von Erdöl und Kohle abwarten, bevor wir das angehen." Wer sprach 1931 diese Worte?

Quiz: Sind Sie fit für die Energiewende?

Alle Tests

Kommentare zur Energiewende
LEBEN

mehr Leben

NATUR

mehr Natur

TECHNIK

mehr Technik

QUIZ

mehr Quiz

 
© 1999 - 2012 Financial Times Deutschland
Aktuelle Nachrichten über Wirtschaft, Politik, Finanzen und Börsen

Börsen- und Finanzmarktdaten:
Bereitstellung der Kurs- und Marktinformationen erfolgt durch die Interactive Data Managed Solutions AG. Es wird keine Haftung für die Richtigkeit der Angaben übernommen!

Über FTD.de | Impressum | Datenschutz | Nutzungsbasierte Online Werbung | Disclaimer | Mediadaten | E-Mail an FTD | Sitemap | Hilfe | Archiv
Mit ICRA gekennzeichnet

VW | Siemens | Apple | Gold | MBA | Business English | IQ-Test | Gehaltsrechner | Festgeld-Vergleich | Erbschaftssteuer
G+J Glossar
Partner-Angebote