Schroeder plädiert für eine stärkere Gewichtung der Zeitgeschichte im Unterricht. Historisches Wissen könne die Jugendlichen vor totalitären Systemen bewahren. Deshalb müssten im Unterricht auch Werte vermittelt werden, damit die Kenntnisse richtig eingeordnet werden könnten. Auch bei der deutschen Nachkriegsgeschichte gibt es große Wissenslücken, etwa beim Begriff "Deutscher Herbst": Nur 13,3 Prozent wussten, dass damit die Auseinandersetzung zwischen dem bundesrepublikanischen Staat und dem Terror der Roten Armee Fraktion gemeint ist, der 1977 seinen Höhepunkt erreichte. Gut 46 Prozent ordnen den Deutschen Herbst den letzten Wochen vor dem Fall der Mauer zu.
"Einige Schüler haben den Eindruck, dass es den Nationalsozialismus gab, dann die DDR und dann das wiedervereinigte Deutschland", sagt Schroeder. Die alte Bundesrepublik komme in den Lehrplänen dagegen zu wenig vor. Die 60er-, 70er- und 80er-Jahre würden kaum behandelt.
Nicht immer hilft die Behandlung eines Themas im Unterricht. Schüler im Westen hielten die DDR vermehrt für eine Demokratie, nachdem der real existierende Sozialismus thematisiert worden war. Westdeutsche Schüler haben aber durchgängig ein negativeres Bild von der DDR als die Jugendlichen im Osten.
Die bekannten Schwachstellen des deutschen Bildungssystems werden auch an dieser Studie wieder deutlich: Migrantenkinder wissen im Durchschnitt besonders wenig. Der hohe Anteil an Zuwanderern sei auch für das schlechte Abschneiden der westdeutschen Länder verantwortlich. Insgesamt gelte aber, dass Schüler mit in der Bundesrepublik geborenen Eltern besser abschnitten als Kinder von Eltern, die in der DDR geboren wurden.