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Merken   Drucken   09.07.2012, 09:44 Schriftgröße: AAA

Lichtverschmutzung: Eifel plant für ein Sternenreservat

Nur noch in wenigen Gegenden Deutschlands ist der Himmel nachts natürlich dunkel. Weil allerorten immer mehr Lichtquellen den Nachthimmel erleuchten, fordern Astronomen, die Eifel zum Sternenreservat auszurufen.
© Bild: 2012 Getty Images/Kim Westerskov
Nur noch in wenigen Gegenden Deutschlands ist der Himmel nachts natürlich dunkel. Weil allerorten immer mehr Lichtquellen den Nachthimmel erleuchten, fordern Astronomen, die Eifel zum Sternenreservat auszurufen.
Es klingt schon ein wenig seltsam. Da kommt ein Städter und schwärmt den Menschen in der Eifel vor, wie schön dunkel es nachts bei ihnen ist. So klingen Komplimente von Astronom Harald Bardenhagen. Die Gegend um den Nationalpark Eifel ist so dunkel, dass man die Milchstraße gut sehen kann. Das könnte sich jedoch bald ändern.
"Wenn wir nichts tun, wird in 20 Jahren die Lichtverschmutzung so groß sein, dass die Milchstraße nirgendwo mehr zu sehen sein wird", warnt Bardenhagen. Er schlägt für die Nationalpark-Region ein Schutzgebiet für Sterne vor, ein sogenanntes Sternenreservat.
Die Internationale Organisation gegen Lichtverschmutzung (International Dark Sky Association/IDA) verleiht seit 2007 den Titel "Sternen-Reservat". Ausgezeichnete Regionen stellen einen Licht-Masterplan auf und sorgen etwa durch Abschirmung, Winkel oder auch Farbspektrum der Leuchtmittel dafür, dass die Lichtverschmutzung reduziert wird. Je dunkler der Himmel, desto prächtiger leuchten die Sterne. "Wenn der Himmel zu hell ist, gehen die schwach strahlenden Sterne unter", erklärt Bardenhagen.
In Europa gibt es bisher nur zwei Sternen-Reservate der IDA - in Ungarn. Mit dem Westhavelland (Brandenburg) und der hessischen Rhön liegen die ersten Anträge aus Deutschland vor. Einen ersten Vorstoß für die Eifel hatte Andreas Hänel schon kurz nach Gründung des Nationalparks 2004 gemacht. "Damals ist niemand darauf angesprungen", sagt der Leiter des Planetariums Osnabrück und Sprecher der Initiative in Deutschland.
Es gebe zwar dunklere Gebiete in Deutschland als die Nationalpark-Region. Aber gemessen an der geballten Nachbarschaft Köln, Aachen, Bonn und Ruhrgebiet sei es doch noch ganz schön dunkel. "Wir haben in Analysen gesehen: In Deutschland gibt es kaum noch Orte, die die Qualität eines fast natürlich dunklen Sternenhimmels haben. Der muss geschützt werden."
Seit Gründung des Nationalparks hat sich viel verändert - auch das Selbstbewusstsein der Menschen dort: Die Natur ist jetzt etwas wert. Die Eifel ist etwas wert. Warum nicht auch der Sternenhimmel? Bardenhagen will mit seinem Vorschlag einen Denkanstoß geben. Jetzt hofft er auf Resultate.
Die Nationalpark-Verwaltung hat untersuchen lassen, ob die Lampen an ihren Gebäuden dem Sternenhimmel schaden. Das Ergebnis steht noch aus. Im Nationalpark selbst gibt es kaum eine Lichtquelle. Er wäre so für die Kernzone eines potenziellen Sternen-Reservats geeignet.
Ein anderes Beispiel ist die Eifelstadt Heimbach: Da baut ein niederländischer Investor einen Ferienpark. Mit dem Architekten diskutiere man jetzt über die Beleuchtung, sagt Bürgermeister Axel Züll. Die Gemeinde Hellenthal will ihre Straßenbeleuchtung erneuern. Und in einem Dorf in der Region gibt es eine Halle, die bisher die ganze Nacht angestrahlt wurde. Jetzt gehen um 22 Uhr die Lichter aus - eine Formulierung, die Manfred Poth aber nicht so gerne hört. "Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass wir ins Mittelalter zurückfallen und die Eifel verdunkeln", sagt er. Poth arbeitet in einem Projekt eng mit den Kommunen am Nationalpark zusammen und weiß: Alle sind von der Idee des Sternen-Reservats begeistert.
  • dpa, 09.07.2012
    © 2012 Financial Times Deutschland,
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