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Merken   Drucken   12.07.2012, 13:30 Schriftgröße: AAA

9Flats: Die Bettenbörsianer

Privatzimmer statt Hotel: Die Online-Vermittlung individueller Unterkünfte ist hart umkämpft. Qype-Gründer Stephan Uhrenbacher glaubt trotzdem an das Konzept seiner Online-Bettenbörse 9Flats und will US-Vorbild Airbnb einholen. von Malte Brenneisen
Marktplatz für Europas private Unterkünfte: Internetseite von 9Flats   Marktplatz für Europas private Unterkünfte: Internetseite von 9Flats

9Flats im Überblick
Gründung der GmbH: November 2010
Geschäftsstart: Februar 2011
Produkt: Online-Vermittlung von Übernachtungen in privaten Zimmern, Wohnungen, Häusern

Beim Thema Gründung wacht Stephan Uhrenbacher auf. Dann erhebt sich der Seriengründer aus dem braunen Ledersessel in seinem Hamburger Büro, huscht von einer Ecke in die nächste, zückt einen Stift und malt wilde Hockeyschlägerkurven an die Tafel. Erklärt wird auf Englisch: das Phasenmodell der Gründung, mit Zitaten zu kluger Unternehmensführung von Investmentguru Warren Buffett. Kaum sind die Entwicklungsstufen gezeichnet, sitzt er wieder in der Lederschale und dreht am Verschluss seines Mineralwassers.
9Flats Stippvisite beim Schlafplatzmakler
"Bei Qype bin ich zu früh ausgestiegen", sagt Uhrenbacher. Mit zu früh meint er knapp drei Jahre, nachdem er das lokale Empfehlungsportal 2005 aus der Wiege gehoben hatte. "Ich wollte die weitere Skalierung nicht verantworten - aus heutiger Sicht war das ein Fehler", sagt der 42-Jährige. Er wechselte vom operativen Geschäft in den Qype-Aufsichtsrat, auch um mehr Zeit für neue Projekte zu haben.
Nach einer Zwischenstation als Investmentscout - in der Jargon "Entrepreneur in Residence" genannt - bei T-Venture, der Beteiligungsgesellschaft der Deutschen Telekom , gründete er im März 2010 Avocadostore, einen Onlinemarktplatz für nachhaltige Produkte. Kaum ein Jahr später startete Uhrenbacher die Online-Bettenbörse 9Flats, in die er als Gründer und Geschäftsführer derzeit seine ganze Energie steckt.
Wohnen mal anders - für Geld zu haben
9Flats ist ein Marktplatz für Übernachtungen in Europas privaten Unterkünften. Das Konzept: Von der studentischen Großstadtcouch bis zur Villa in der Provence kann jede private Unterkunft auf dem Portal zur Miete offeriert werden. Für den Anbieter ist das kostenlos, der Reisende zahlt den Bettenobolus erst nach der ersten Nacht, und 9Flats erhält vom Bruttopreis 15 Prozent Maklerprovision. Das grenzt den Vermittler von Anzeigenportalen für Ferienwohnungen ab, bei denen die Vermieter schon bis zu 200 Euro für das Inserat zahlen. Das Startup bietet Logis in mehr als 5000 überwiegend europäischen Städten und beschäftigt über 50 Mitarbeiter an den Standorten Berlin und Hamburg.
Das Geschäftsmodell kopierte Uhrenbacher beim amerikanischen Branchenprimus Airbnb. Doch auch das 2008 gegründete Silicon-Valley-Startup kommerzialisierte mit der Maklergebühr lediglich das Konzept vom sozialen Reisen, dessen Erfolg zuvor schon Online-Portale wie Couchsurfing oder Hospitality Club unter Beweis gestellt hatten: Es geht ums Teilen und Teilhaben. Persönliche Einrichtungsvorlieben statt anonymer Hotellobbys, Rouladen von Mutters Herd statt Haute Cuisine an der Buffetmeile. Die Vermieter verkaufen ihre eigenen Wohnerlebnisse.
"Der Wohnungsmarkt bindet enorm viel Kapital. Wenn ich eine Wohnung zwischenvermiete, kann ich in kurzer Zeit viel mehr verdienen, als wenn ich meinen Dachboden für Ebay ausräume", sagt Uhrenbacher. Dieses Potenzial haben auch Deutschlands bekannteste Geschäftsmodellkloner, die Samwer-Brüder, erkannt. Sie starteten im April 2011 den Wettbewerber Wimdu, dessen Zielmarkt Uhrenbacher als "eher global" beschreibt.

Teil 2: Kampfansage an Hotellerie und Ferienwohnungsportale

  • FTD.de, 12.07.2012
    © 2012 Financial Times Deutschland,
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