Bereits heute sind im europäischen Währungsraum mit 17,6 Millionen Erwerbslosen so viele Menschen ohne Job wie nie zuvor seit Einführung des Euro. Vor allem in den krisengeschüttelten Südländern haben die Raten Rekordniveau erreicht: In Spanien liegt die Arbeitslosenquote inzwischen bei fast 25 Prozent.
Als wahrscheinlichstes Szenario benannten die Experten der Ilo eine Zunahme der Arbeitslosigkeit im Euro-Raum von elf auf 11,5 Prozent bis 2014. Dabei dürfte die Rate nicht nur in den Ländern der Peripherie steigen. Selbst dort, wo es am
Arbeitsmarkt derzeit noch läuft, etwa in Deutschland, werde sich die Lage verschlechtern, so Ilo-Ökonom Spiezia. Sollte die Krise eskalieren, würde dies nach Einschätzung der Autoren zu einem noch massiveren Anstieg führen.
Falls etwa der Währungsraum auseinanderbräche, wie von vielen Ökonomen inzwischen befürchtet, würde das kurzfristig große Verwerfungen nach sich ziehen, glauben die Ilo-Forscher. Nach einem gesamtwirtschaftlichen Einbruch von rund acht Prozent könnte die Arbeitslosenquote bis 2014 demnach auf über 17 Prozent klettern. Davon wären nicht nur die heute kriselnden Randstaaten betroffen: Auch in den nördlichen Euro-Ländern würde die Rezession die Arbeitslosigkeit - bei diesem Szenario - nach oben schnellen lassen, von 7,4 auf 12,2 Prozent.
"Anders als in der Rezession 2009 würden dann in Deutschland ebenfalls viele Menschen ihre Jobs verlieren", so Spiezia. Deutsche Produkte wären wegen der Rezession im europäischen Ausland kaum mehr gefragt. "Zudem würde sich die Lage von Deutschlands
Banken rapide verschlechtern, weil sie so stark in den Euro-Südländern engagiert sind", sagte Spiezia. Die Forderungen beliefen sich auf 20 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts, die im Falle einer Kriseneskalation in Gefahr wären. "Die Unsicherheit würde massiv steigen, eine Kreditklemme wäre in Deutschland die Folge", so Spiezia.
Gelänge es den Staaten der Euro-Zone dagegen, ihre Wirtschaftsleistung um mindestens ein Prozent zu steigern, könnte die Arbeitslosigkeit bis 2014 nach seinen Berechnungen sogar leicht auf rund zehn Prozent sinken. Weil die Geldpolitik ihr Pulver bereits weitgehend verschossen habe, seien dafür aber höhere Ausgaben in Infrastrukturvorhaben nötig.