Die Wirtschaftslage erfasst die Branche härter als erwartet. Der Zulieferer Applied Materials leidet unter dem Investitionsstopp großer Kunden.
von Nora SchlüterHamburg
Für die Chipbranche zeichnen sich harte Zeiten ab. Ein Indiz dafür ist, dass der Maschinenhersteller Applied Materials seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr am Dienstagabend senkte. Der US-Konzern gehört zu den größten Anbietern von Anlagen für die Produktion von Chips. Angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage hätten viele Kunden ihre Investitionen eingefroren, darunter Intel und große Auftragsfertiger. "Obwohl wir einen saisonbedingten Rückgang erwartet hatten, haben wir wirklich nicht mit dieser Größenordnung gerechnet", sagte Finanzchef George Davis. Auch AMD, Hersteller von Prozessoren und Grafikkarten, vermeldete am Dienstagabend einen Umsatzeinbruch. Schuld seien der schwache PC-Markt und schlechtere Geschäfte in Europa und China.
Der Branche droht damit ein unerwarteter Rückschlag. In den vergangenen Wochen strotzten noch viele Hersteller vor Optimismus; UMC als weltweit zweitgrößter Auftragsfertiger von Chips verkündete im April, die Kunden hätten ihr überschüssiges Inventar abgebaut - nun gehe es nach mehreren mageren Quartalen wieder aufwärts. Viele Unternehmen prognostizierten steigende Umsätze und Gewinne. Der Marktforscher IHS iSuppli schrieb im Juni gar, die Lagerbestände bei Chipherstellern und ihren Kunden nähmen wieder zu: "Das zeigt, dass sowohl Anbieter als auch Käufer glauben, dass sich das Umfeld im Elektronikmarkt zum Positiven gewandelt hat."
Doch die unsichere wirtschaftliche Lage, vor allem in Europa, trifft die Konzerne härter als erwartet. Eine der ersten Warnungen kam von dem Chiphersteller Infineon. Ende Juni schockierte der Münchner Konzern seine Anleger, indem er Umsatz- und Gewinnziele für die kommenden zwei Quartale kappte. Schuld sei die "aufgrund der gegenwärtigen Unwägbarkeiten der Weltkonjunktur unter den Erwartungen liegende Geschäftsentwicklung", hieß es in der Mitteilung. Dabei hatte das Unternehmen erst im April die Prognose für das laufende Vierteljahr angehoben, Hunderte Millionen Euro flossen in den Ausbau der Produktion.
Mit Spannung erwartet werden Intels Quartalsergebnisse, die das Unternehmen am kommenden Dienstag vorlegt. Auf der einen Seite profitiert der Konzern von steigendem Prozessorbedarf in Datenzentren und von seiner neuen Architektur mit dem Codenamen Ivy Bridge. Auf der anderen Seite ist er - ebenso wie AMD - von stagnierenden Verkäufen im PC-Markt betroffen.
Am besten schlagen sich derzeit noch jene Chiphersteller, deren Produkte in Smartphones und Tablets verbaut werden. Zu den größten Profiteuren des Booms zählen Qualcomm und ARM. Die koreanischen Hersteller investieren unterdessen massiv in den Bau neuer Produktionsstraßen für Nand-Chips, die als Speicher in den mobilen Geräten stecken. Samsung baut für 7 Mrd. Dollar ein Werk in China; Hynix will 2012 rund 1,8 Mrd. Dollar in den Ausbau der Nand-Kapazitäten stecken.
Zu leiden haben besonders die japanischen Chipbauer. Ihnen gehen die Mittel aus, um bei dem technologischen Wettrüsten mitzuhalten. Elpida ist bereits in die Insolvenz gerutscht, Renesas hat jüngst die Entlassung von 5000 Mitarbeitern und ein rigoroses Sparprogramm angekündigt.
Intel-Chef Paul Otellini prophezeite bei einem Investorentreffen Anfang Mai, dass sein Konzern einer der wenigen sei, die den anstehenden Umstieg auf größere und teurere Werke überleben würden. Bereits heute kostet der Bau einer Halbleiterfabrik etwa 5 Mrd. Dollar. Intel hat für das laufende Jahr Investitionen von rund 12,5 Mrd. Dollar vorgesehen. Gute Chancen haben auch zahlungskräftige Konzerne wie Samsung, die verstärkt auf Prozessoren für mobile Geräte setzen, und TSMC, der weltgrößte Auftragsfertiger von Halbleitern.
Für Maschinenlieferanten wie Applied Materials oder ASML würde damit die Zahl der potenziellen Kunden sinken, das Geschäft noch anfälliger für Schwankungen. ASML will deshalb Chipfertiger als Anteilseigner gewinnen und sich langfristig Investitionen und Aufträge sichern. Am Dienstag gab Intel bekannt, mit vorerst zehn Prozent bei dem Hersteller von Lithografiemaschinen einzusteigen.
Trotz der Dämpfer bewahrt sich die Branche einen Rest an Optimismus. Mike Splinter, Vorstandschef von Applied Materials, sagte: "Unsere Sicht auf 2013 ist immer noch recht positiv", sagte .
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