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06.09.2012

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Ausland
Rentner stürmen griechisches Gesundheitsministerium
Krankenkassen fehlt Geld für Medikamentenerstattung

Rentner stürmen griechisches Gesundheitsministerium

In Griechenland gibt es keine Medikamente mehr auf Krankenschein. Wer Arzneien benötigt, muss erstmal selbst zahlen. Ob die Krankenkassen das Geld nachträglich erstatten können, ist aber unklar. Nun entlud sich die Wut der griechischen Rentner: Sie stürmten das Büro des zuständigen Ministers.

Von Thomas Bormann, ARD-Hörfunkstudio Istanbul

Tumult im Gesundheitsministerium in Athen. Wütende Rentner dringen vor bis ins Büro des Ministers und brüllen: "Wie sollen wir unsere Medikamente bezahlen?" Minister Andreas Lykourentzos jedoch hatte sein Büro schon verlassen.

Die Rentner sind verzweifelt. Denn obwohl sie krankenversichert sind, bekommen sie seit gestern keine Medikamente mehr auf Krankenschein. Die Apotheker verlangen von allen Patienten den vollen Preis in bar, danach sollen die Versicherten selbst versuchen, das Geld bei der staatlichen Krankenkasse zurückzubekommen. Die Apotheken jedenfalls haben es satt, dass die Krankenkasse offene Rechnungen einfach nicht bezahlt. Die Krankenkasse wiederum ist von der Pleite bedroht, weil die Griechen immer weniger verdienen und deshalb auch weniger Beiträge zahlen.

Audio: Wütende Rentner stürmen griechisches Gesundheitsministerium

AudioThomas Bormann, ARD-Hörfunkstudio Istanbul 04.09.2012 16:57 | 2'49
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Rentner: "Wir sind in Lebensgefahr!"

Griechische Rentner protestieren vor dem Gesundheitsministerium (Foto: dpa) Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: Sie sind krankenversichert, erhalten aber trotzdem keine Medikamente: Griechische Rentner protestieren vor dem Gesundheitsministerium. ]
Die Leidtragenden sind alle Bürger, vor allem die Rentner, klagt ihr Sprecher Dimos Boukouris: "Sie haben unsere Renten gekürzt; sie haben Zuschläge gestrichen. Jetzt zahlen sie nicht mehr unsere Medikamente. Und wir können uns die Medikamente nicht leisten. Das ist furchtbar. Wir sind in Lebensgefahr!"

Viele Rentner haben Angst, dass sie sich überlebenswichtige Medikamente auf Dauer nicht leisten können. Vor drei Monaten hatten die Apotheken schon einmal Medikamente nur gegen Vorkasse abgegeben.

Prompt hatte der Staat daraufhin Geld an die Krankenkasse überwiesen und eine Zeitlang offene Rechnungen bezahlt. Aber eben nicht alle Rechnungen.

Und auch mit der Rückerstattung an die Versicherten klappt es nicht. Der 84-jährige Rentner Panagiotis Krinos hatte damals auch nur gegen Bargeld seine Medikamente bekommen: "Vor drei Monaten mussten meine Frau und ich 435 Euro für Medikamente bezahlen. Davon haben wir nur 190 oder 200 Euro wiederbekommen. Das ist fast soviel wie meine ganze Rente! Und wo ist der Rest? Wann krieg ich den Rest? Ich hab doch nur diese Rente!"

Behandlung nur noch gegen Vorkasse

Nun also verlangen die Apotheker wieder Bargeld, und die Rentner gehen auf die Barrikaden. Die Apotheker aber sagen: Wir brauchen das Geld, sonst können wir die Medikamente nicht beim Großhändler kaufen. Inzwischen behandeln auch viele Ärzte in Griechenland ihre Patienten nur noch gegen Vorkasse. Denn auch den Ärzten schuldet die staatliche Krankenkasse Millionen.

Wann die Krankenkasse einen Zuschuss aus der Staatskasse bekommt, um die Rechnungen zu bezahlen, ist offen. Denn auch die Staatskasse ist leer und ist auf Hilfskredite von den Euro-Ländern angewiesen. Die aber prüfen gerade erst, ob es sich überhaupt lohnt, weitere Milliarden an Hilfskrediten in den maroden Patienten Griechenland zu buttern.

Noch ist nicht abzusehen, wie Gesundheitsminister Lykourentzos dieses Problem lösen will. Die Rentner jedenfalls wollen keine Ruhe geben.

Stand: 04.09.2012 17:48 Uhr
 

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