FTD.de » Karriere » Warum Mammut den Massen widersteht
Merken   Drucken   10.01.2012, 07:48 Schriftgröße: AAA

Outdoor-Spezialist: Warum Mammut den Massen widersteht

Einst war die Firma Mammut nur Bergsteigern bekannt. Bis Rolf Schmid den Schweizern den Blick auf den Markt beibrachte. Trotzdem verzichtet das Unternehmen aufs Massengeschäft - und schärft so sein Profil.
© Bild: 2012 Mammut/ Photopress/ Robert Bösch
Einst war die Firma Mammut nur Bergsteigern bekannt. Bis Rolf Schmid den Schweizern den Blick auf den Markt beibrachte. Trotzdem verzichtet das Unternehmen aufs Massengeschäft - und schärft so sein Profil. von Eike Radszuhn
Das Glück kam in Gestalt von Karl-Theodor zu Guttenberg. Es ist Anfang März 2011, vor wenigen Tagen ist der CSU-Politiker als Verteidigungsminister zurückgetreten, da landet auf Rolf Schmids Schreibtisch ein Pressefoto: der Freiherr auf einer seiner letzten Dienstreisen, mit Rucksack und Pionierblick - und auf dem Ärmel, deutlich sichtbar, ein rotes Mammut-Logo. Schmids Logo.
Mammut Guttenberg-Anzeige   Mammut Guttenberg-Anzeige
Es gibt nicht viele Menschen, die auf dem Höhepunkt der Affäre mit Guttenberg in Verbindung gebracht werden möchten. Nicht gut fürs Image, der Mann. Gerade gut, findet Schmid. Fünf Tage später erscheint das Foto ganzseitig im "Stern" ‒ als Anzeige des Schweizer Outdoorspezialisten. Dazu der Spruch: "Auch die besten Alpinisten kehren mal vor dem Gipfel um." So was traut sich sonst nur Autovermieter Erich Sixt.
Seine Werbeagentur habe ihm abgeraten, seine Mitarbeiter seien entsetzt gewesen, erinnert sich Mammut-Chef Schmid. "Noch am Pissoir haben sie mir erzählt, was sie davon gehalten haben." Kein Fels, kein Schnee: Wie bitte passt so ein Foto zu einer Berg­steigermarke?
Völlig egal. In den folgenden Tagen standen die Telefone der Firma aus der kleinen Schweizer Gemeinde Seon nicht mehr still. Zeitungen, Fernseh- und Radiosender aus Deutschland riefen an. Ist das Foto echt? Findet ihr das witzig? Hat Guttenberg schon geklagt? Die Aufmerksamkeit für die Marke hätte größer nicht sein können.
Der Marketingcoup zeigt, wie viel sich bei Mammut geändert hat, seit Schmid 1999 die Führung übernahm. Das Unternehmen feiert in diesem Jahr sein 150. Jubiläum, doch bis vor wenigen Jahren war es nicht viel mehr als eine kleine Bergsteigerbutze, bekannt vor allem für die Produktion hochwertiger Seile für Bergsteiger und Kletterer. Heute gehört Mammut zu den Shootingstars im boomenden Markt für Outdoorbekleidung, macht 221 Mio. Franken (181 Mio. Euro) Umsatz und hat einen Flagshipstore am Berliner ­Alexanderplatz. Allein 65 Herrenjacken sind im Angebot, neben Hosen, Shirts, Schuhen, und natürlich Seile, Karabiner und Hightech-Bergausrüstung wie der Lawinenairbag: ein Sack, der sich aufbläst, bevor man verschüttet wird. Mammut, so hat es ein Schweizer Magazin einmal beschrieben, ist eine "gut geölte Outdoorprodukte-Maschine".
Trotz der rasanten Expansion hat die Marke es geschafft, das Image des feinen Spezialisten und frechen Nischenanbieters zu wahren und sich gegen Dutzende von Konkurrenten zu behaupten, die den Markt mit Outdoorprodukten fluten. Nun balanciert Mammut auf dem schmalen Grat zwischen Kultmarke und Massenhersteller. Als das Unternehmen im vergangenen Frühjahr Freiwillige für Werbeaufnahmen suchte, meldeten sich sofort 2500 Leute. 200 Auserwählte durften schließlich für die neue Sportunterwäschekollektion in Hemd und langer Unterhose barfuß auf einem Alpenpass im Schnee posieren - vier Stunden lang und ohne jede Bezahlung. Die Marke verkauft nicht an Kunden, sondern an Fans.

Teil 2: Ein Laden voller "Produktfetischisten"

  • FTD.de, 10.01.2012
    © 2012 Financial Times Deutschland,
Jetzt bewerten
Bookmarken   Drucken   Senden   Leserbrief schreiben   Fehler melden  

präsentiert von Live-Chat zum Thema Existenzgründung
Finanzberatervergleich

Geldgeber – Was spricht für, was gegen Investoren? Im Chat am Mittwoch, 19.9.: Olaf Jacobi vom Venture-Capital-Investor Target Partnersmehr

enable2start+Gründerszene
  • Ergobag: Außendienst in Asien

    Die Ergobag-Gründer Sven-Oliver Pink und Florian Michajlezko reisen erst nach Vietnam, um dort mit den Herstellern ihrer Rucksäcke erfreuliche Konditionen auszuhandeln. Danach betätigen sie sich im Geschäft eines Kunden in Singapur gleich selbst als Verkäufer. mehr

  28.08. Test zum Allgemeinwissen Haben Sie das Zeug zum Henri-Nannen-Schüler?

Bis zum 14. Oktober nimmt die Henri-Nannen-Schule, die Journalistenschule der Verlage Gruner+Jahr, Spiegel und Zeit, noch Bewerbungen für den nächsten Lehrgang an. Zu den Auswahlkriterien gehört auch ein harter Wissentest. Die FTD präsentiert die Fragen der vergangenen Jahre leicht modifiziert.

Wer hat gesagt "Die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland wird auch am Hindukusch verteidigt"?

Test zum Allgemeinwissen: Haben Sie das Zeug zum ...

Alle Tests

  11.09. Neuer Präsident
Neuer Präsident: Hassan Scheich Mohamud - Somalias Obama Hassan Scheich Mohamud - Somalias Obama

Mit Hassan Scheich Mohamud ist ein Überraschungskandidat neuer Präsident am Horn von Afrika. Die von Bürgerkrieg, Terror und Piraten gepeinigte Bevölkerung hofft auf Veränderungen. mehr

 



  •  
  • blättern
RICHTIG GRÜNDEN

mehr RICHTIG GRÜNDEN

MANAGEMENT

mehr Management

GRÜNDUNG

mehr Gründung

RECHT + STEUERN

mehr Recht + Steuern

KARRIERE

mehr Karriere

BUSINESS ENGLISH

mehr Business English

© 1999 - 2012 Financial Times Deutschland
Aktuelle Nachrichten über Wirtschaft, Politik, Finanzen und Börsen

Börsen- und Finanzmarktdaten:
Bereitstellung der Kurs- und Marktinformationen erfolgt durch die Interactive Data Managed Solutions AG. Es wird keine Haftung für die Richtigkeit der Angaben übernommen!

Über FTD.de | Impressum | Datenschutz | Nutzungsbasierte Online Werbung | Disclaimer | Mediadaten | E-Mail an FTD | Sitemap | Hilfe | Archiv
Mit ICRA gekennzeichnet

VW | Siemens | Apple | Gold | MBA | Business English | IQ-Test | Gehaltsrechner | Festgeld-Vergleich | Erbschaftssteuer