Kreativität ist nett und kuschelig? Von wegen, schreibt Alf Rehn
Seid ihr alle da? Ja! Und seid ihr auch alle kreativ? Wie in einem Kasperletheater geht es in vielen Unternehmen zu, findet Alf Rehn. Die Botschaft an die Mitarbeiter laute: Du bist kreativ und damit toll. Jetzt führen wir mal einen internen Workshop durch, und anschließend birst der ganze Laden vor Kreativität, vor tollen Ideen und neuen Konzepten.
Kreativität ist harte Arbeit
Quatsch, fährt Rehn harsch dazwischen. Was gemeinhin über Kreativität verbreitet werde, strotze "vor leeren Klischees, Gefasel, Bockmist und Schaumschlägerei". Ja, der Herr Rehn ist ein zorniger Mensch und einer mit einer Botschaft. Sie lautet: Kreativität hat nichts mit Brainstorming oder Mindmapping zu tun. Schon gar nichts mit konsensvernarrten Teamsitzungen. Kreativität sei harte Arbeit - ein mühseliges Ankämpfen gegen die Komfortzone des eigenen Denkens.
Neu und damit querzudenken, schreibt Rehn, das sei nicht jedem gegeben. Und falle niemandem leicht. "Es ist eine Illusion, dass jeder kreativ sein kann." Denn kaum jemand, hat der Managementlehrer an der Universität im finnischen Turku festgestellt, mag die Gemütlichkeit des Vertrauten verlassen, mit der Normalität zu brechen. Wo das Unbehagen anfängt, wo Tabus angegangen werden, tut sich oft erst echte Kreativität auf. Was bedeutet: Wer sich auf den Weg macht, muss sich überwinden.
Wer es dennoch wagt und schafft, und anschließend unvertraute, störrische und oft störende Ideen vorbringt, wird von Kollegen und Chefs schräg angeguckt: Spinnt der jetzt komplett?