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Merken   Drucken   11.09.2010, 09:00 Schriftgröße: AAA

Wirtschaftsbücher: Warum Ideen Gold wert sind

In der Krise brauchen Unternehmer Mut, neue Wege zu gehen. Ein Bestsellerduo verspricht eine Anleitung für eine fundamental andere Art des Managements. Das ist stark übertrieben, dennoch sehr lesenswert. von Claus G. Schmalholz
Robert McEwen motivierte Hobbygeologen, für seine Firma neue ...   Robert McEwen motivierte Hobbygeologen, für seine Firma neue Goldfelder zu entdecken
Der Herr hier links im Bild ist kein Imitator des Klamaukkönigs Helge Schneider, sondern ein Regelbrecher, ein Innovator, ein Typ mit Mut und Durchblick. Vor einigen Jahren war er Chef des drittgrößten Goldproduzenten Nordamerikas, der Firma Goldcorp . Eigentlich ein schöner Job, doch Rob McEwen steckte damals mächtig in der Klemme, weil sein Unternehmen wegen Überschuldung und explodierender Abbaukosten in Schieflage geraten war.
Dann besuchte McEwen einen Vortrag über das Open-Source-Betriebssystem Linux, für ihn eine Offenbarung. Direkt danach entschloss er sich, die Firma mit einer scheinbar absolut verrückten Idee zu retten. Dem Prinzip der Linux-Entwicklung entsprechend öffnete er sein Unternehmen nach außen, ver­öffentlichte selbst geheime Firmenunterlagen via Internet, um Experten und Hobbygeologen in aller Welt per Preisausschreiben zu bitten, neue Goldvorkommen zu identifizieren. Der Erfolg der Aktion: Mithilfe der massenhaft angezapften Kompetenz fand Goldcorp eine Vielzahl neuer Goldvorkommen und konnte den Gewinn in Folge fast verzehnfachen.
Aufruf zum Umdenken: Traut euch, neue Wege zu gehen!
Geschichten wie diese finden sich zuhauf in dem Buch des Bestseller-Autorenduos ­Anja Förster und Peter Kreuz. Es ist ihre bewährte Art, den verzagten und krisenverunsicherten Unternehmern zuzurufen: Brecht aus euren angestammten Denkmustern aus. Traut euch, neue Wege zu gehen.
Anja Förster und Peter Kreuz beschreiben in "Nur Tote bleiben ...   Anja Förster und Peter Kreuz beschreiben in "Nur Tote bleiben liegen" alternative Formen des Managements
Das Buch "Nur Tote bleiben liegen" ist ein Parforceritt durch sämtliche Managementdisziplinen, von Produktentwicklung bis Absatzförderung und von Mitarbeiterführung bis Kundenbeziehung. Eine klare Ordnung der Themen bietet es nicht, doch soll es auch erkennbar kein sauber strukturiertes Lehrbuch sein, sondern ein Kompendium der latenten Chancen, die sich in jedem Unternehmen, in jeder Branche finden lassen.
Zwar können auch Förster und Kreuz­ keine wirklich neuen Ratschläge zu den ewig drängenden Problemen von Führungskräften bieten, etwa: Wie gebe ich meinem Unternehmen neue Impulse? Wie richte ich es gar ganz neu aus? Doch dafür beherrschen sie die durchaus seltene Kunst, die richtigen, Mut machenden Beispiele auszugraben und die Geschichten dazu so bildhaft zu schildern, dass ihr Vorbildcharakter auch für Manager aus ganz anderen Branchen erkennbar wird.
Austauschprogramme für Mitarbeiter
So erfahren die Leser nicht nur, wie ein Unternehmen Gold an Stellen finden kann, die dessen eigene Experten nie und nimmer für möglich gehalten hätten. Sie erfahren auch, dass so unterschiedliche Konzerne wie Google  und Procter & Gamble  regelmäßig ihre Mitarbeiter austauschen, um auf diese Weise voneinander zu lernen.
Doch gehen solche Experimente nicht immer gut aus, das wissen auch die beiden Autoren. Löblich also, dass sie auch die negativen Folgen solcher Aktionen erwähnen. So ließ der einstige VW-Chef Bernd Pischetsrieder unter dem Titel Moonraker zwei Dutzend junge Mitarbeiter in einer schönen Villa in Los Angeles logieren. Fernab der Konzernräson sollten sie herausfinden, was die jungen US-Autokäufer wirklich wollen. Doch schon bald, so schildern es Förster und Kreuz, sorgte eine einflussreiche Gruppe neidischer VW-Manager dafür, dass das Projekt abgebrochen wurde. Pischetsrieder hatte offenbar die Beharrungskräfte der Altvorderen unterschätzt - und wurde in Folge selbst zum Mond geschossen.
Nur Tote bleiben liegen, Anja Förster, Peter Kreuz, Erscheinungsdatum: 13. September, Campus, 247 Seiten, 24,90 Euro
  • FTD.de, 11.09.2010
    © 2010 Financial Times Deutschland,
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