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Merken   Drucken   06.09.2012, 21:15 Schriftgröße: AAA

Testate für Mittelständler: Wirtschaftsprüfer feiern Etappensieg über EU

Die Testatspflicht für kleine und mittlere Unternehmen soll doch bestehen bleiben. Wirtschaftsprüfern droht trotzdem eine schärfere Regulierung. von Isabel Gomez  und Rolf Lebert  Frankfurt
Mittelgroße Unternehmen müssen ihre Jahresabschlüsse auch künftig von Wirtschaftsprüfern testieren lassen. Das Europäische Parlament werde die diskutierte Abschaffung dieser Testatspflicht nicht weiterverfolgen, bestätigte das Büro des Vorsitzenden des Rechtsausschusses des EU-Parlaments, Klaus-Heiner Lehne (CDU) der FTD. "Das Ding ist erst mal vom Tisch", hieß es. Anfang August war bekannt geworden, dass Lehne eine entsprechende Änderung in seine Vorschläge zur Reform der EU-Bilanzrichtlinien aufgenommen hatte.
Für den Berufsstand der Wirtschaftsprüfer ist diese Entwicklung ein Erfolg im Ringen um eine strengere Regulierung der Branche, die von der EU-Kommission in Brüssel angestrebt wird. Die Pläne des EU-Parlaments hatten bei den Prüfern für große Empörung gesorgt. Insbesondere für kleine und mittlere Prüfgesellschaften hätte eine Abschaffung existenzbedrohende Folgen, hatte die Branche im August geklagt. Bis dahin lief die Reform der Bilanzrichtlinien im Schatten der Diskussion um die Pläne von Binnenmarktkommissar Michel Barnier zur Wirtschaftsprüfung selbst. Barnier plant etwa Rotationen der Prüfgesellschaften und die Trennung von Beratungs- und Prüfungsleistungen innerhalb einer Gesellschaft.
Die Folgen einer Abschaffung wären wohl noch größer gewesen als bei Barniers Plänen. Laut Claus Securs, Präsident der Wirtschaftsprüferkammer (WPK), wäre in Deutschland die Pflicht für 26.000 Mittelständler gefallen. Die EU-Kommission geht EU-weit von 250.000 Unternehmen aus. Die WPK schätzt, dass Prüfgesellschaften dadurch bis zu 15.000 Euro Honorarumsatz je Mandat entgangen wären. Leidtragende wären in Deutschland kleine und mittlere Prüfer sowie die 400 vereidigten Buchprüfer gewesen. Diese arbeiten in erster Linie für Mittelständler und haben eine spezielle Zulassung.
In einer Sitzung der Berichterstatter und Schattenberichterstatter des Parlaments am Mittwoch einigten sich diese nun fraktionsübergreifend darauf, die erörterte Abschaffung der Pflichtprüfung nicht weiterzuverfolgen. Offiziell werde das bei der nächsten Sitzung des Rechtsausschusses am 18. September beschlossen.
Neben den Wirtschaftsprüfern war nach FTD-Informationen auch die Bankenlobby gegen die Streichungspläne vorgegangen. Wie aus Kreisen der Deutschen Kreditwirtschaft verlautete, habe sich der Verband gegenüber Lehne für die Beibehaltung der Prüfpflicht ausgesprochen und hervorgehoben, dass eine unabhängige Abschlussprüfung "unerlässlich" sei. Die Testate bilden die Grundlage für die internen Unternehmensratings der Banken, die wiederum die Kreditwürdigkeit einer Firma bestimmen.
Auch die Wirtschaftsprüfer hatten diesen Punkt bemängelt. "Die Gesellschaften könnten sich zwar freiwillig prüfen lassen. Um Kredite zu erhalten, müssten sie das sogar. Dann besteht jedoch die Gefahr, dass das Kreditinstitut die Bedingungen der Prüfung vorgibt", sagte Securs am Mittwoch vor Journalisten. Er sehe hier für Firmen die Gefahr, dass Banken an Informationen interessiert sein könnten, die über jene Details hinausgingen, die ein Wirtschaftsprüfer für ein reguläres Testat verlange.
  • Aus der FTD vom 07.09.2012
    © 2012 Financial Times Deutschland,
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