So ließ sich vor kurzem ein international erfolgreiches und bekanntes Beratungsunternehmen unwidersprochen in der Studie einer gesetzlichen Krankenversicherung zitieren, die PKV habe riesige Lücken in den Alterungsrückstellungen. Diese Peinlichkeit hätte man sich durch ein Gespräch mit den Aktuaren der Branche ersparen können.
Manchmal werden aus Opportunismus sogar die Grundrechenarten neu definiert. Die jährlichen Ausgabensteigerungen im Gesundheitswesen seien nur zu 18 Prozent durch reine Altersstruktureffekte bedingt, erklärt die aktuelle Studie einer Ersatzkasse. Dieser Effekt werde bis 2040 aber leicht zurückgehen. Vielleicht wird hier vermutet, die nichtgeborenen Kinder der Babyboomer-Generation bekämen doch noch Kinder und schlössen langsam die Demografielücke. Auch hier hätte ein kurzes Gespräch über die Entwicklung der Gesellschaft in den nächsten Jahrzehnten helfen können.
Wenn aktuell mit den Ärzten über eine Honoraranpassung verhandelt wird, scheint es hingegen opportun, die Ausgabensteigerungen in den Praxen zu verorten. Das ist bequem, weil man sich dann nicht mit der Frage beschäftigen muss, wer für die hohen Gesundheitskosten der älter werdenden Beitragszahler aufkommen soll. Denn momentan wird in der gesetzlichen Krankenversicherung für diese Versicherten keine Rücklage gebildet.
Wäre es nicht ehrlicher, den Gedanken zu überprüfen: Wer sind die Schwachen und wer sind die Starken? Für die Schwachen muss das Sozialversicherungssystem immer eine Lösung haben. Die Starken müssen aber ihrer Eigenverantwortung gerecht werden und Rücklagen für ihre Gesundheitskosten im Alter ansparen. Denn es ist nicht gerecht, wenn ein Single mit einem Nettomonatseinkommen von über 2.500 Euro nicht für sich selbst vorsorgt. Vielleicht ist aber auch dieser Gedankengang nicht opportun.