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Merken   Drucken   17.09.2012, 20:50 Schriftgröße: AAA

Familienstreit: Hackordnung der Fleischbarone Tönnies

Seit Monaten beharken sich die beiden Tönnies-Gesellschafter. Nun steuert der öffentliche Streit auf den Showdown zu. von Gregor Kessler  Hamburg
Der Streit bei Deutschlands größtem Schlachter, dem westfälischen Milliardenkonzern Tönnies, eskaliert. Der seit Monaten schwelende Machtkampf zwischen Robert Tönnies und seinem Onkel Clemens wird inzwischen in aller Öffentlichkeit ausgetragen. Eine Einigung der beiden 50-Prozent-Eigner scheint inzwischen kaum mehr vorstellbar.
Clemens Tönnies   Clemens Tönnies
Im Kern geht es darum, wer im 4,6-Mrd.-Euro-Konzern das Sagen hat. Während Clemens Tönnies, 56, für sich ein doppeltes Stimmrecht beansprucht, das ihm bei Entscheidungen eine Mehrheit einräumen würde, fordert sein Neffe Robert Tönnies, 35, die Schenkung eines Fünf-Prozent-Anteils an seinen Onkel zurück, die die Stimmengewichtung wiederum zu seinen Gunsten kippen würde.
Nach einem lokalen Zeitungsbericht, in dem Robert Tönnies soziale und betriebswirtschaftliche Kompetenz abgesprochen wird, gehen nun beide Parteien - trotz gegenteiliger Beteuerungen - mehr oder weniger offensiv an die Öffentlichkeit. Am Tag nach der Veröffentlichung setzte Clemens Tönnies ein Mitarbeiterschreiben auf - "vertraulich nur zur internen Information" - das schnell Kreise zog. Wiederum einen Tag später, am vergangenen Freitag, schrieb Robert Tönnies, er und seine Berater würden sich "auch weiterhin an die mit meinem Onkel vereinbarte Absprache halten, unsere unterschiedlichen Positionen nicht in die Öffentlichkeit zu tragen". Das Schreiben ging unmittelbar an Journalisten.
Im Ton sind beide Schreiben unversöhnlich. Robert Tönnies geht die Ämterdoppelung seines Onkels, der als Vorstandsvorsitzender das operative Geschäft leitet und dieses als Beiratsvorsitzender gleichzeitig überwacht, hart an: "Statt eines patriarchalischen Führungsstils braucht die Tönnies-Gruppe ein stärker teamorientiertes Denken und Handeln." Clemens Tönnies wiederum kommentiert die angeblich "ungeahnte Rücksicht" gegenüber seinem Neffen, von der der Zeitungsartikel spricht, so: "Diese Rücksicht war es auch, die die Eskalation und eine Ausweitung des Streites verhindern sollte."
Nun ist die Eskalation längst da. Vor dem Bielefelder Landgericht hatte Robert Tönnies in erster Instanz die Einsetzung einer neuen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft für das Unternehmen erstritten. Wogegen Clemens Tönnies bereits Berufung eingelegt hat. In einem weiteren Verfahren soll geklärt werden, ob das vom Onkel beanspruchte Doppelstimmrecht rechtens ist, was aufseiten von Robert Tönnies stark bezweifelt wird. Und in wenigen Wochen soll schließlich in einem dritten Verfahren die Rückabtretung der Fünf-Prozent-Schenkung wegen "groben Undanks" eingeklagt werden.
Was Robert Tönnies danach vorhat, hatte er bereits Anfang des Jahres in einem ersten Schreiben an die Mitarbeiter erklärt. Er wolle ein modernes Unternehmen mit transparenten Strukturen schaffen. Statt eines Beirats solle ein echter Aufsichtsrat her. Und auch die privaten Unternehmungen seines Onkels mit Unternehmen wie der Zur-Mühlen-Gruppe und russischen Schweinemastanlagen müssten auf ihre Verträglichkeit mit dem Tönnies-Geschäft untersucht werden.
Am Ende, heißt es aus der Ecke des Neffen, könnte dann ein ganz neues Kapitel für Tönnies stehen: Schon vor Monaten hätte man über einen möglichen Börsengang gesprochen.
  • Aus der FTD vom 18.09.2012
    © 2012 Financial Times Deutschland,
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