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Merken   Drucken   13.09.2012, 21:14 Schriftgröße: AAA

Zinsentscheid der Fed: Bernanke hat keine andere Wahl

Lange zögerte Fed-Chef Bernanke, ein neues Anleihekaufprogramm aufzulegen. Sein Entschluss zu "QE3" kommt gerade rechtzeitig. Das Programm ist die letzte Waffe der US-Notenbank - und zugleich die wirkungsvollste.
© Bild: 2012 Reuters/JONATHAN ERNST
Leitartikel Lange zögerte Fed-Chef Bernanke, ein neues Anleihekaufprogramm aufzulegen. Sein Entschluss zu "QE3" kommt gerade rechtzeitig. Das Programm ist die letzte Waffe der US-Notenbank - und zugleich die wirkungsvollste.
Lange ignorierte der US-Notenbankchef Ben Bernanke Forderungen von Ökonomen und Investoren, doch endlich ein weiteres Aufkaufprogramm für Anleihen aufzulegen - doch Bernanke zögerte. Er wollte nicht als Getriebener der Märkte dastehen. Diese Sorge ist offensichtlich aber inzwischen seine geringste: Jetzt kommt das "QE3" - Quantitative Easing oder Geldmengenlockerung. Und es kommt gerade rechtzeitig.
Bei allen Inflationsrisiken: Die Wette von Bernanke, mit den Anleiheaufkäufen dem Arbeitsmarkt neue Dynamik zu verleihen, könnte aufgehen und die Wirtschaft schneller aus dem Tief kommen als ohne sie.
Es ist die wirkungsvollste Waffe, die die US-Währungshüter derzeit noch haben: Bei einem Leitzins von nahe null könnte sie nur noch versuchen, über Anleihekäufe im großen Stil die langfristigen Zinsen zu senken. Und das nun schon zum dritten Mal seit Beginn der Finanzkrise.
Um immerhin rund 85 Mrd. Dollar pro Monat geht es diesmal, wenn man die Staatsanleiheaufkäufe der "Operation Twist" mit einrechnet. Das ist mehr als beim letzten Mal, bei QE2 im Jahr 2010. Aber es scheint auch nötig zu sein. Die Arbeitslosenzahlen in den USA verharren auf hohem Niveau, weit weg also vom Ziel der Vollbeschäftigung, das die Fed anstreben soll, gleichberechtigt mit der Preisstabilität. Von den gut 8,5 Millionen Jobs, die in der Finanzkrise abgebaut wurden, sind erst die Hälfte wieder besetzt.
Ohne das letzte Quantitative Easing wäre es sogar nur ein Viertel gewesen. Und hohe Arbeitslosigkeit über längere Zeiträume kann sich strukturell negativ auf die Gesamtwirtschaft auswirken. Aber die Fed ist in den USA anscheinend der einzige noch handlungsfähige Akteur: Der Staat, der viel mehr noch als die Notenbank die Aufgabe hätte, Konjunkturhilfen aufzulegen, wird lahmgelegt durch ausgabenfeindliche Republikaner und einen demokratischen Präsidenten, der im Wahlkampf nicht als Steuergeldverschwender auftreten will. Da bleibt der Notenbank kaum noch eine andere Wahl.
  • Aus der FTD vom 14.09.2012
    © 2012 Financial Times Deutschland,
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Kommentare
  • 14.09.2012 18:25:37 Uhr   beavers bite: Q3 vor Q4

    Kommt Q4 - in 6-8 Monaten, hat jeder hoffentlich genügend Nahrungsmittel zuhause

  • 14.09.2012 10:20:58 Uhr   Stefan: Wohin geht die Reise
  • 14.09.2012 09:44:16 Uhr   Philosoph: Das Schuldentriple in den USA
  • 14.09.2012 04:35:49 Uhr   bjarki: Bernanke hat keine Wahl
  • 13.09.2012 22:20:10 Uhr   Paco: Schachspiel $ € ..
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