Wie ärgert man also einen Rivalen wie den
FC Bayern, der derzeit übermächtig erscheint? Die Mehrheit der Wolfsburger Spieler wirkt fast ein wenig verlegen, wenn es um den Vergleich zwischen ihrem Autobauerklub vom Mittellandkanal und dem Rekordmeister von der Isar geht. "Ich habe gedacht, dass wir besser spielen", gesteht Routinier Ivica Olic, der sich durch seinen Wechsel im Sommer erhofft hatte, dem Reservistendasein beim FC Bayern ein sportliches Hoch mit den Wolfsburgern folgen zu lassen. Aber die Darbietungen eines Teams, das sich zuletzt mit Mühe und einem kurios dusseligen Eigentor ein 1:1 im Heimspiel gegen Aufsteiger Greuther Fürth erkämpfen konnte, sind immer noch von Stückwerk geprägt. Die Pfiffe der eigenen Fans nehmen zu, weil viele von ihnen befürchten, dass aus dem Weg zu besseren Zeiten ein Marathon wird. "Wir haben hohe Ansprüche und wollen unter die Besten der Liga kommen. Aber davon sind wir ein Stück entfernt", weiß Magath, der sich alle nur erdenkliche Mühe gibt, das Miteinander zwischen Fans und Spielern nicht weiter zu belasten.
Vor dem Gastspiel in München ist Magath verhalten optimistisch, der ehemalige Bayern-Coach sieht die Stärke des Gegners als eigenen Vorteil: "Ich glaube, dass uns solche Gegner derzeit noch besser liegen, die selbst ihr Spiel machen und sich nicht darauf beschränken, unser Aufbauspiel zu stören." Deshalb lautet seine Taktik auch, "vor allem gut zu verteidigen und zu versuchen, durch Konter erfolgreich zu sein".
Die Spieler oder ihr Trainer - wer in Wolfsburg bei weiteren Misserfolgen mehr unter Druck gerät, dürfte klar sein. Magath hat den VfL nach seiner Rückkehr mitten in der Saison im März 2011 vor dem Abstieg bewahrt und verblüfft seitdem - wenn er sich nicht gerade an der Außenlinie über Fehler seiner Spieler echauffiert - mit einer demonstrativen Gelassenheit. Der 59-Jährige will sich nicht von kurzfristigen Rückschlägen treiben lassen, sondern sieht sich vom VfL-Hauptsponsor Volkswagen mit der langfristigen Entwicklung einer Spitzenmannschaft beauftragt.
Seine Personalpolitik ist nicht immer leicht zu verstehen und nimmt keine Rücksicht auf die Vorlieben der Fans, so ist zum Beispiel der Publikumsliebling Ashkan Dejagah an den FC Fulham verkauft. Spielmacher Diego: nach langen Querelen begnadigt. Torjäger Mario Mandzukic: nach seiner großartigen EM an den FC Bayern transferiert. Vor allem mit der Entscheidung, den in Ungnade gefallenen und eine Saison lang an Atlético Madrid ausgeliehenen Brasilianer Diego wieder zum Herzen seiner Mannschaft zu küren, hat sich Magath angreifbar gemacht.