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Merken   Drucken   25.09.2012, 12:17 Schriftgröße: AAA

Bundesliga: Wolfsburg hofft auf Gnade in München

Felix Magath will den VfL Wolfsburg zum Spitzenteam formen. Mit umstrittenen Personalentscheidungen und schlechten Spielergebnissen hat er erste Fans gegen sich aufgebracht. Vor dem Spiel gegen den FC Bayern München geben sich die Wolfsburger kleinlaut.
© Bild: 2012 DPA/Bildfunk / Peter Steffen
Felix Magath will den VfL Wolfsburg zum Spitzenteam formen. Mit umstrittenen Personalentscheidungen und schlechten Spielergebnissen hat er erste Fans gegen sich aufgebracht. Vor dem Spiel gegen den FC Bayern München geben sich die Wolfsburger kleinlaut. von Christian Otto, Wolfsburg
Seine Worte der Einschwörung, die Felix Magath kurz vor Beginn dieser undankbaren Dienstreise des VfL Wolfsburg platziert hat, kamen erstaunlich kleinlaut daher. "Schwierige Aufgaben haben meistens auch ihren Reiz", sagte der Trainer einer Mannschaft, die am Dienstag (ab 20 Uhr im FTD.de-Liveticker) in der Partie beim FC Bayern München allerbeste Chancen hat, ihren Start in die Saison, gemessen an den eigenen Ansprüchen, vollends zu vermasseln. Erst zwei Tore geschossen, nur fünf Punkte erkämpft, auswärts allerdings ungeschlagen - in einem Verein, der erneut zu den erfolgreicheren Klubs der Fußballbundesliga gehören möchte, wächst nach vier Spieltagen schon wieder das Ungemach. Aus Magath, dem Meister der Umwälzungen und Umstrukturierungen, ist in seiner zweiten Amtszeit bei den Niedersachsen ein Meister des Vertröstens geworden. "Man muss den Spielern auch Zeit geben, sich zu finden", meint der Routinier.
Der Großteil eines Teams, das mit Nationalspielern aus aller Welt bestückt ist, wirkt ratlos bis verunsichert. "Wir sind sehr enttäuscht", gesteht der dänische Mittelfeldspieler Thomas Kahlenberg, wenn er Einblicke in das Seelenleben einer Mannschaft gewährt, die von Verletzungspech geplagt ist, die aber auch zum wiederholten Mal umgekrempelt worden ist. Seit dem überraschenden Gewinn der deutschen Meisterschaft, nach der Magath den Verein im Sommer 2009 zugunsten von Schalke 04 verlassen hatte, wird beim VfL Wolfsburg umgekrempelt, umgebaut und umgeschichtet.
Kahlenberg gehört zu jenen Profis in einem großzügig besetzten Kader, die eigentlich schon auf das Abstellgleis geraten waren. Jetzt bildet er an der Seite seines Landsmanns Simon Kjär, den Magath ebenfalls aussortiert und zum Verkauf freigegeben hatte, ein Abräumerduo vor der Abwehr. Es sind Personalien wie diese, die beim VfL Wolfsburg seit geraumer Zeit verblüffen und die die Frage aufwerfen, wie viel Stabilität von einem kontinuierlich durchgeschüttelten Team eigentlich erwartet werden kann.
Wie ärgert man also einen Rivalen wie den FC Bayern, der derzeit übermächtig erscheint? Die Mehrheit der Wolfsburger Spieler wirkt fast ein wenig verlegen, wenn es um den Vergleich zwischen ihrem Autobauerklub vom Mittellandkanal und dem Rekordmeister von der Isar geht. "Ich habe gedacht, dass wir besser spielen", gesteht Routinier Ivica Olic, der sich durch seinen Wechsel im Sommer erhofft hatte, dem Reservistendasein beim FC Bayern ein sportliches Hoch mit den Wolfsburgern folgen zu lassen. Aber die Darbietungen eines Teams, das sich zuletzt mit Mühe und einem kurios dusseligen Eigentor ein 1:1 im Heimspiel gegen Aufsteiger Greuther Fürth erkämpfen konnte, sind immer noch von Stückwerk geprägt. Die Pfiffe der eigenen Fans nehmen zu, weil viele von ihnen befürchten, dass aus dem Weg zu besseren Zeiten ein Marathon wird. "Wir haben hohe Ansprüche und wollen unter die Besten der Liga kommen. Aber davon sind wir ein Stück entfernt", weiß Magath, der sich alle nur erdenkliche Mühe gibt, das Miteinander zwischen Fans und Spielern nicht weiter zu belasten.
Vor dem Gastspiel in München ist Magath verhalten optimistisch, der ehemalige Bayern-Coach sieht die Stärke des Gegners als eigenen Vorteil: "Ich glaube, dass uns solche Gegner derzeit noch besser liegen, die selbst ihr Spiel machen und sich nicht darauf beschränken, unser Aufbauspiel zu stören." Deshalb lautet seine Taktik auch, "vor allem gut zu verteidigen und zu versuchen, durch Konter erfolgreich zu sein".
Die Spieler oder ihr Trainer - wer in Wolfsburg bei weiteren Misserfolgen mehr unter Druck gerät, dürfte klar sein. Magath hat den VfL nach seiner Rückkehr mitten in der Saison im März 2011 vor dem Abstieg bewahrt und verblüfft seitdem - wenn er sich nicht gerade an der Außenlinie über Fehler seiner Spieler echauffiert - mit einer demonstrativen Gelassenheit. Der 59-Jährige will sich nicht von kurzfristigen Rückschlägen treiben lassen, sondern sieht sich vom VfL-Hauptsponsor Volkswagen mit der langfristigen Entwicklung einer Spitzenmannschaft beauftragt.
Seine Personalpolitik ist nicht immer leicht zu verstehen und nimmt keine Rücksicht auf die Vorlieben der Fans, so ist zum Beispiel der Publikumsliebling Ashkan Dejagah an den FC Fulham verkauft. Spielmacher Diego: nach langen Querelen begnadigt. Torjäger Mario Mandzukic: nach seiner großartigen EM an den FC Bayern transferiert. Vor allem mit der Entscheidung, den in Ungnade gefallenen und eine Saison lang an Atlético Madrid ausgeliehenen Brasilianer Diego wieder zum Herzen seiner Mannschaft zu küren, hat sich Magath angreifbar gemacht.
  • Aus der FTD vom 25.09.2012
    © 2012 Financial Times Deutschland,
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Die Ergebnisse
der 1. Bundesliga
Bayern München-VfL Wolfsburg3:0(1:0)
FC Schalke 04-FSV Mainz 053:0(1:0)
SpVgg Greuther Fürth-Fortuna Düsseldorf0:2(0:2)
Eintracht Frankfurt-Borussia Dortmund3:3(0:2)
Bor. Mönchengladbach-Hamburger SV2:2(1:2)
VfB Stuttgart-1899 Hoffenheim0:3(0:1)
Hannover 96-1. FC Nürnberg4:1(2:0)
SC Freiburg-Werder Bremen1:2(1:0)
FC Augsburg-Bayer Leverkusen1:3(0:3)
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