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Merken   Drucken   03.09.2012, 12:00 Schriftgröße: AAA

Manager-Weiterbildung: Kreativ zum MBA

Die Business-Schulen verändern derzeit radikal die Zulassungsordnungen für den MBA. Der Grund: Sie wollen den Studenten bereits bei der Bewerbung mehr Relevanz bieten. Dafür lassen sie sich einiges einfallen. von Della Bradshaw
Die einen liegen im August am Strand, die anderen bringen ihren Lebenslauf auf Vordermann. Wer sich für einen MBA interessiert, schreibt im Sommer Bewerbungsaufsätze und absolviert den GMAT, den Eignungstest für Business Schools.
Doch dieses Jahr ist alles anders. Viele der weltweit führenden Schulen haben ihr Aufnahmeverfahren grundlegend geändert. Innovationen lautet das Schlagwort, sagt Chioma Isiadinso, die Chefin von Expartus, einer Beratungsgesellschaft für Business-School-Bewerber. "In meinem 15 Jahren in dieser Branche habe ich noch nie derart gravierende Veränderungen erlebt", sagt sie.
Die Zulassung zum MBA-Studium ändert sich derzeit radikal   Die Zulassung zum MBA-Studium ändert sich derzeit radikal
Die größten Veränderungen gibt es an der Harvard Business School, und wenn Harvard vorlegt, ziehen alle anderen nach. Kandidaten, die für 2013 einen der 920 begehrten Plätze haben wollen, müssen jetzt nur noch zwei Aufsätze einreichen, statt wie bisher vier, sagt Dee Leopold, die für MBA-Zulassungen zuständig ist. Das Schreiben von Aufsätzen scheint heute als anachronistische Kunst zu gelten, die 25- oder 27-Jährige nicht mehr brauchen.
Die neuen Auswahlverfahren sollen relevantere Fähigkeiten abfragen, sagt Leopold. "Ich glaube, ich habe es schon einmal gesagt: Das ist hier kein Aufsatzwettbewerb."
Schriftliches verliert an Bedeutung
Auch andere Schulen messen Aufsätzen mittlerweile weit weniger Bedeutung bei. Wer 2015 an der MIT Sloan School of Management seinen Abschluss machen will, muss in den nächsten Monaten seine Unterlagen einreichen und dabei ebenfalls nur zwei Aufsätze schreiben, während es im vergangenen Jahr noch drei waren. Und auch die Wharton School an der Universität von Pennsylvania schreibt statt drei nur noch zwei Aufsätze vor.
Derrick Bolton, der an der Stanford-Uni für die MBA-Bewerbungen zuständig ist, sagt, was wir jetzt sehen, sei erst die Spitze des Eisbergs. "Endlich passen sich die Schulen so langsam an die Realität an. Ich denke, in den nächsten vier, fünf Jahren werden wir noch deutlich mehr Veränderungen erleben."
Feedback erwünscht
Graham Richmond von Clear Admit, einer Beratungsgesellschaft, die sich auf MBA-Bewerber spezialisiert hat, sagt, dass Aufsätzen heute weniger Bedeutung beigemessen werde, passe zu einem anderen Trend: Bewerbungsgespräche sind den Schulen mittlerweile wichtiger als schriftliche Bewerbungen. Das gilt besonders für Harvard und Wharton.
Die 1800 Harvard-Bewerber, die es bis ins Gespräch geschafft haben, müssen anschließend binnen 24 Stunden ein Protokoll über das Bewerbungsgespräch erstellen und einreichen. "Die Bewerber sollen das letzte Wort haben", begründet Leopold diese Vorschrift. Sie räumt allerdings ein, der Schritt habe viele potenzielle Bewerber nervös gemacht.
Neue Qualitäten im Fokus
Wharton wird als erste der führenden US-Schulen dieses Jahr Gruppenbewerbungsgespräche führen. Die IMD in der Schweiz praktiziert dies bereits. In den Gruppengesprächen, die in Philadelphia und Großstädten weltweit geführt werden, sollen die potenziellen Studenten Qualitäten unter Beweis stellen, die sich sonst schwer testen lassen, zum Beispiel das Teamverhalten.
Ankur Kumar, der bei Wharton für die MBA-Zulassungen zuständig ist, sagt, Pilottests hätten positive Ergebnisse zutage gefördert. "Wir glauben, sie werden das gern mit uns machen."
Die Schulen sagen, sie hätten das Bewerbungsverfahren lediglich an das Verhalten der Generation Y angepasst. Kritiker befürchten dagegen, dass die Schulen die Zugangsvoraussetzungen lockern wollen, um mehr Studenten zu gewinnen. In den vergangenen Jahren war die Entwicklung schwach. Selbst die führenden Schulen meldeten stagnierende oder sinkende Bewerberzahlen.
Chioma Isiadinso, die früher im Auswahlausschuss von Harvard saß, sagt, die Schulen wollen nicht noch ein Jahr rückläufige Bewerberzahlen melden müssen."Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand, der für das Zulassungsverfahren verantwortlich ist, zwei Jahre hintereinander mit sinkenden Bewerberzahlen zu seinem Chef geht und den Rückgang mit einer höheren Qualität rechtfertigt."
Frühzeitige Bewerbung möglich
Viele Schulen öffnen das Bewerbungsverfahren schon früher, um Studenten anzulocken. Bei der London Business School geht es diese Woche los, zwei Monate früher als in den vergangenen Jahren. Oliver Ashby, der für Bewerbungen und Zulassungen verantwortlich ist, sagt, der Schritt katapultiere die LBS ganz nach vorn zu den führenden Schulen in den USA.
"Es liegt einfach daran, dass unsere amerikanischen Wettbewerber so viel früher anfangen. Die Kandidaten wollen alle Bewerbungen in einem Rutsch erledigen. Ich bin hier, um die Bewerberzahlen zu erhöhen", sagt er. "Ich fände es schlimm, wenn sich die Leute nur deshalb nicht bewerben, weil es zu umständlich oder unbequem ist."
Mehr Aufwand, viele verschiedene Bewerbungsverfahren
Die besten Schulen Europas   Die besten Schulen Europas
Eins ist aber klar: Wenn sich Kandidaten bei einer Reihe von Schulen bewerben, dürfte das Verfahren überall anders sein - und mit viel Aufwand verbunden sein. Einige Schulen lassen den Bewerbern die Wahl zwischen einem Aufsatz und einer Powerpoint-Präsentation, andere ermutigen Kandidaten Links zu persönlichen Blogs anzugeben, und wieder andere lassen auch Video-Essays zu. Die NYU Stern School of Business geht sogar noch weiter und akzeptiert auch Skulpturen oder andere Kunstformen.
Und wo es tatsächlich noch Aufsätze gibt, werden die Themen immer ungewöhnlicher: Was würden Sie tun, wenn Sie drei Stunden frei hätten? Oder: Welches Lied beschreibt am besten Ihre Persönlichkeit?
Aus: The Financial Times, London. www.ft.com
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