Die Zulassung zum MBA-Studium ändert sich derzeit radikal
Die größten Veränderungen gibt es an der Harvard Business School, und wenn Harvard vorlegt, ziehen alle anderen nach. Kandidaten, die für 2013 einen der 920 begehrten Plätze haben wollen, müssen jetzt nur noch zwei Aufsätze einreichen, statt wie bisher vier, sagt Dee Leopold, die für MBA-Zulassungen zuständig ist. Das Schreiben von Aufsätzen scheint heute als anachronistische Kunst zu gelten, die 25- oder 27-Jährige nicht mehr brauchen.
Die neuen Auswahlverfahren sollen relevantere Fähigkeiten abfragen, sagt Leopold. "Ich glaube, ich habe es schon einmal gesagt: Das ist hier kein Aufsatzwettbewerb."
Schriftliches verliert an Bedeutung
Auch andere Schulen messen Aufsätzen mittlerweile weit weniger Bedeutung bei. Wer 2015 an der MIT Sloan School of Management seinen Abschluss machen will, muss in den nächsten Monaten seine Unterlagen einreichen und dabei ebenfalls nur zwei Aufsätze schreiben, während es im vergangenen Jahr noch drei waren. Und auch die Wharton School an der Universität von Pennsylvania schreibt statt drei nur noch zwei Aufsätze vor.
Derrick Bolton, der an der Stanford-Uni für die MBA-Bewerbungen zuständig ist, sagt, was wir jetzt sehen, sei erst die Spitze des Eisbergs. "Endlich passen sich die Schulen so langsam an die Realität an. Ich denke, in den nächsten vier, fünf Jahren werden wir noch deutlich mehr Veränderungen erleben."
Feedback erwünscht
Graham Richmond von Clear Admit, einer Beratungsgesellschaft, die sich auf MBA-Bewerber spezialisiert hat, sagt, dass Aufsätzen heute weniger Bedeutung beigemessen werde, passe zu einem anderen Trend: Bewerbungsgespräche sind den Schulen mittlerweile wichtiger als schriftliche Bewerbungen. Das gilt besonders für Harvard und Wharton.
Die 1800 Harvard-Bewerber, die es bis ins Gespräch geschafft haben, müssen anschließend binnen 24 Stunden ein Protokoll über das Bewerbungsgespräch erstellen und einreichen. "Die Bewerber sollen das letzte Wort haben", begründet Leopold diese Vorschrift. Sie räumt allerdings ein, der Schritt habe viele potenzielle Bewerber nervös gemacht.
Neue Qualitäten im Fokus
Wharton wird als erste der führenden US-Schulen dieses Jahr Gruppenbewerbungsgespräche führen. Die IMD in der Schweiz praktiziert dies bereits. In den Gruppengesprächen, die in Philadelphia und Großstädten weltweit geführt werden, sollen die potenziellen Studenten Qualitäten unter Beweis stellen, die sich sonst schwer testen lassen, zum Beispiel das Teamverhalten.