Es ist in der Sache nicht viel Neues, mit dem der Finanzexperte aufwarten kann, wie er gleich zu Anfang seines Auftritts einräumt. Seine zentralen Vorschläge - die Trennung von Geschäfts- und Investmentbanken, der Aufbau eines Banken-ESM, die striktere Regulierung von Schattenbanken und des Hochfrequenzhandels - sind auf dem Markt, seit Steinbrück die Woche mit einem großen Interview im "Spiegel" eingeläutet hat. Am Abend vorher ging das gesamte Papier auch schon an Journalisten.
Das Bemerkenswerte an dem Termin in einem überfüllten Pressesaal ist daher auch nicht das Papier, sondern wie dessen Autor sich und seine Vorschläge präsentiert. Auch wenn Steinbrück sich die Formulierung zurecht gelegt hat, das Konzept sei nicht seine "Bewerbungsmappe" für die Kanzlerkandidatur der SPD - der Auftritt hat schon eine Menge Kanzlerkandidatenhaftes an sich. So gelöst, von sich selbst überzeugt und bisweilen sogar großspurig tritt keiner auf, der von irgendjemandem noch etwas will. Es passt eher zu Aussagen von Steinbrücks Wegbegleitern, die unter der Hand sagen: "Er ist sehr zuversichtlich, dass er es wird."
Dafür spricht auch, dass Steinbrück auf seiner Pressekonferenz nicht nur ausgiebig über die Finanzmarktregulierung spricht, einem Thema, bei dem es in der SPD kaum zwei Meinungen gibt und bei dem er deshalb nicht viel falsch machen kann. Auch als ein Fragesteller auf den parteiinternen Streit um milliardenschwere Korrekturen an früheren Rentenreformen SPD zu sprechen kommt, weicht Steinbrück nicht aus. Und seine Antwort hört sich so an, als würde er über sich selbst sprechen. Wer "im Wahlkampf agiert, der muss authentisch sein", sagt er. Sachaussagen müssten immer mit dem Kandidaten in Einklang stehen, dieser könne keine Positionen vertreten, die nicht zu ihm passten. Und gerade bei der Rente seien unfinanzierbare Versprechen "tödlich".
Im Moment sieht es so aus, als könnte eine Kandidatur Steinbrücks nur noch verhindert werden, wenn die Parteilinke in der Rentendebatte solche "tödlichen" Versprechen durchsetzen kann. Als ihn ein Journalist in der Pressekonferenz als "Spitzenkandidaten" bezeichnet, widerspricht Steinbrück jedenfalls nicht. So bescheiden ist er nicht.