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Merken   Drucken   26.09.2012, 15:19 Schriftgröße: AAA

Namensgebung: Geschlechterkampf um Ölfelder

Vor der israelischen Küste bohren Energiekonzerne in den Ölfeldern "Sara" oder "Myra" nach Bodenschätzen. Weil sie hinter den Namen der Ölvorkommen schmutzige Fantasien wittern, fordern israelische Feministinnen ein Ende der gängigen Praxis. von Max Borowski  Jerusalem
Für die meisten Ohren klang es nach einer ganz gewöhnlichen Pressemitteilung. Eine der Firmen, die vor Israels Küste nach Gas und Öl suchen, veröffentlichte vergangene Woche folgende Verlautbarung: "Um 17.30 Uhr israelischer Zeit am 20. September wurde das Bohrloch Sara-1 von GeoGlobal und seinen Partnern mit der Nobel Homer Ferrington Halbtaucher-Bohrplattform angesetzt..." Es folgen weitere - man könnte meinen, langweilige - Details zur Lage und Tiefe des Bohrlochs.
Doch zumindest eine Gruppe israelischer Feministinnen kommt beim Lesen solcher Meldungen auf Gedanken, die überhaupt nichts mit Öl und Gas zu tun haben. Sondern mit der sexuellen Ausbeutung der Frau.
Eine Bohrinsel der israelischen Firma Nobel Homer Ferrington im ...   Eine Bohrinsel der israelischen Firma Nobel Homer Ferrington im östlichen Mittelmeer
Als die israelische Presse die Arbeiten an Sara-1 sowie einige weitere Nachrichten vermeldete, die die Bohrungen vor Israels Küste betrafen, reagierten mehrere Frauenrechtsorganisationen mit einer Erklärung, in der sie fordern, Unternehmen sollten "sofort aufhören, Frauennamen für Bohrungen zu verwenden".
Zum Entsetzen der Frauenrechtlerinnen ist es in der jungen israelischen Ölbranche weit verbreitet, Öl- und Gasfeldern weibliche Namen zu geben. "Wir bedauern, dass die Leute, die Namen wie "Sara" oder "Myra" aussuchten, sich Frauen vorstellten, wenn sie an Gebiete zum Bohren dachten." Dahinter, so schreiben die Organisationen, versteckten sich "chauvinistische Botschaften".
Die Anklage erinnert an die Debatte vor einigen Jahren in Deutschland über die Tradition, Lufthochdruckgebiete mit Männernamen zu benennen, die mit schlechtem Wetter assoziierten Tiefs hingegen mit Frauennamen. Doch das Problem der Feministinnen liegt nicht etwa im guten oder schlechten Image der Ölfelder selbst, sondern darin, was die Unternehmen damit machen: "bohren" oder, wie es feministischen Diskurs heißt, "penetrieren".
Es möge den Leser überraschen, schreiben die Feministinnen, "aber unsere Namen und unsere Körper sind nicht zum Bohren da, und das Vergeben solcher Spitznamen verstärkt die Wahrnehmung von Frauen als Objekte zum Penetrieren und Bohren". Bewusst oder unbewusst unterstützen die Unternehmen mit ihren weiblichen Öl- und Gasfeldern "die Art von Redeweise, die Frauen zu Objekten macht und herabwürdigt."
Die israelische Wirtschaftszeitung "Globes", deren Internetseite den Aufruf veröffentlichte, wendet ein, die Aktivistinnen hätten wohl übersehen, dass es in Israels Gewässern sehr wohl auch einige Ölfelder mit Männernamen gebe - etwa "Jishai", "Schimschon" oder das nach dem biblischen Seeungeheuer benannte riesige Gasfeld "Leviathan". Zudem hätten in mehreren Fällen Geologen die von ihnen entdeckten Vorkommen nach ihren Töchtern oder Enkelinnen benannt, so "Globes". Derart schmutzige Gedanken könne man diesen Familienvätern wohl kaum unterstellen.
  • FTD.de, 26.09.2012
    © 2012 Financial Times Deutschland,
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