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Merken   Drucken   26.09.2012, 14:39 Schriftgröße: AAA

Sinkende Nachfrage: Inselstreit trifft japanische Autohersteller hart

Die Ausschreitungen in China wegen des Inselstreits zwischen Peking und Tokio zwingt die japanischen Autobauer zu Produktionskürzungen. Wegen der sinkenden Nachfrage in dem wichtigen Markt schreibt Toyota sein Jahresziel für China ab. von Sonja Blaschke, Tokio
Abgefackelte Fabriken, eingeschlagene Autoscheiben, abgeklebte Firmenlogos auf den Autos, und ein Toyota -Fahrer, der so schwer verletzt wurde, dass er im Koma liegt - so etwas hätten sich Japans Autobauer auf ihrem Lieblingsabsatzmarkt China bis vor kurzem nicht vorstellen können. Dort konnten sie in den vergangenen zehn Jahren neunmal so viele Autos absetzen wie zuvor, Tendenz steigend. Kein Global Player auf dem Automarkt, in dessen Wachstumsstrategie nicht der weltgrößte Autoabsatzmarkt China vorkommt. Doch derzeit ist kein Ende der bilateralen Frostphase in Sicht, die mit dem Kauf der Senkaku-Inseln im Ostchinesischen Meer durch die japanische Regierung von einem privaten Eigentümer begann, die auch China beansprucht werden.
Zwar scheinen die gewalttätigen Proteste vorbei zu sein. Aber wegen der fallenden Nachfrage sehen sich einige japanische Autohersteller gezwungen, Konsequenzen zu ziehen - wenn auch noch in überschaubarem Ausmaß und so vorsichtig wie möglich, um nicht weitere Proteste herauszufordern. Die Nachricht von Produktionskürzungen einiger Autohersteller in China drückte am Mittwoch die Kurse von Autoherstellern wie Nissan , Honda  und Toyota an der Tokioter Börse um bis zu fünf Prozent.
Inselstreit Wasserschlacht mit Taiwan
So kündigte Toyota gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters an, am 26. und 27. September die Bänder in zwei Werken in Tianjin und Guangzhou vorübergehend abzuschalten und den Angestellten bis zum Ende der kommenden Ferienwoche freizugeben. Eine Sprecherin des Autoherstellers in Tokio sagte, eine weitere Anpassung der Produktion je nach Marktlage sei möglich.
Toyota war in der Hochphase der Proteste ein Ziel von Brandanschlägen. Ein Manager sagte der Zeitung "Nikkei", die Nachfrage sei seit Beginn der Krise um 30 Prozent gesunken. Ein Trend, der laut Koji Endo, einem Auto-Experte bei Advanced Research Japan, anhalten wird. Er sagte gegenüber Reuters: "Ich denke, dass man bis auf weiteres sehen wird, dass die Verkäufe japanischer Autohersteller in China um 20 bis 30 Prozent sinken."
Als 2010 ein chinesischer Fischkutter mit einem Boot der japanischen Küstenwache zusammenstieß und die antijapanischen Sentiments in China wegen der Inseln schon einmal hochkochten, hätte sich die Lage nach einem Monat wieder beruhigt. "Aber ich denke, dieses Mal wird es anders sein", sagt Endo. "Das wird ernsthafte Auswirkungen haben." Toyota werde das Ziel, in China eine Million Autos - und damit 100.000 mehr als im Vorjahr - zu verkaufen, wohl nicht erreichen, sagte ein Toyota-Manager in Peking.
Doch das Aushängeschild der japanischen Autobauer ist nicht alleine mit seinen Sorgen auf dem chinesischen Automarkt.
Nissan, der Primus unter den japanischen Autoherstellern in China, will laut Informationen der Nachrichtenagentur Reuters die Produktion im Werk eines Joint-Ventures bereits am Donnerstag, drei Tage früher als geplant, bis in die chinesischen Ferien um den Nationalfeiertag am 1. Oktober hinein aussetzen.
Der Autohersteller gab in einer Pressemeldung am 26. September außerdem bekannt, dass seine Produktion dort im Vergleich zum Vorjahr um 8,9 Prozent auf 86.488 Stück gesunken sei. Im Vergleich dazu stieg Nissans Autoproduktion weltweit um 0,5 Prozent zum Vorjahr auf 387.062 Stück, und erreichte damit eine Rekordzahl für den Monat August. Selbst im gesättigten Automarkt Japan sanken die Produktionszahlen nur um 1,3 Prozent auf 88.096 Autos. Die diesjährige Senkaku-Krise begann Mitte August.
Ebenfalls am Mittwoch sagte ein Unternehmenssprecher gegenüber der FTD, dass Nissan als privates Unternehmen weder eine Position ergreifen noch einen Kommentar zu Territorialkonflikten zwischen Ländern abgeben werde. "Aber wir begrüßen eine schnelle Lösung, um eine negative Auswirkung auf beiden Seiten zu verhindern, die ein sich in die Länge ziehender Streit auf das Geschäftswachstum und die Profitabilität haben würde." Gegenwärtig habe Nissan keine Absicht, bereits bestehende Investitionspläne in China oder in anderen asiatischen Ländern zu ändern.
Reuters zufolge können Arbeiter bei Mazda Motor in China bereits am Freitag in die Ferien gehen, zwei Tage früher als geplant. Suzuki plane, seinen zweistufigen Schichtbetrieb in China auf eine Schicht zurückzufahren.
00:46:12 Kursinformationen und Charts
Name aktuell  absolut  
Toyota Motor 3115 JPY   +0,48%  15
Nissan Motor 663 JPY   -0,15%  -1
Honda Motor 2463 JPY   +1,03%  25
  • FTD.de, 26.09.2012
    © 2012 Financial Times Deutschland,
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