Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft verschlechtert sich. Der Ifo-Index fällt zum fünften Mal in Folge, auch die Bundesbank warnt vor mehr Risiken als Chancen, will von einer Rezession aber nichts wissen - im Gegensatz zu anderen Institutionen.
Die Vorzeichen für die Konjunktur stehen auch in Deutschland negativ. Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich laut Ifo-Index im September überraschend den fünften Monat in Folge verschlechtert. Zugleich warnte auch die Bundesbank vor zunehmenden Risiken in den kommenden Monaten. "Die Perspektiven für die weitere wirtschaftliche Entwicklung sind nach wie vor von großer Unsicherheit geprägt", schreibt sie in ihrem Monatsbericht.
Der Ifo-Geschäftsklima-Index fiel um 0,9 auf 101,4 Punkte, teilte das Münchner Ifo-Institut zu seiner Umfrage unter 7000 Unternehmen mit. Das ist der schlechteste Wert seit Februar 2010. "Die bremsenden Einflüsse auf die Konjunktur dominieren weiterhin", sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Ökonomen hatten mit einem Anstieg auf 102,5 Zähler gerechnet, nachdem die Entscheidung der Europäischen Zentralbank für den Kauf von Anleihen krisengeplagter Euro-Staaten die Märkte beruhigt hatte.
Der Rückgang des wichtigsten deutschen Konjunkturbarometers belegt, wie fragil das wirtschaftliche Umfeld im Herbst 2012 ist. Zwar hat die Europäische Zentralbank (EZB) mit ihrer außergewöhnlichen Maßnahme, unter gewissen Umständen unbegrenzt Staatsanleihen angeschlagener Krisenstaaten zu kaufen, an den Märkten erst einmal für Entspannung gesorgt hat. Nun zeigt sich jedoch, dass die schwache Nachfrage aus dem Ausland, besonders aus der rezessionsgeplagten Euro-Zone, die konjunkturelle Erholung in Deutschland belastet.
Die Manager schätzten sowohl die Aussichten für die kommenden sechs Monate als auch die Lage schlechter ein. Das Barometer für die Geschäftserwartungen fiel um 1,0 auf 93,2 Zähler. Der Index für die aktuelle Lage gab um 0,8 auf 110,3 Punkte nach. "Die Notenbankaktionen haben offensichtlich nur die Stimmungslage der Finanzmarktanalysten beeinflusst", sagte DekaBank-Experte Andreas Scheuerle. "Anscheinend lassen die Unternehmen sich derzeit von der mauen Auftragslage stärker beeindrucken." Die Geschäftserwartungen würden auf eine schrumpfende Wirtschaftsleistung hindeuten.
In den einzelnen Branchen fällt das Bild aber gemischt aus. Besonders deutlich kühlte sich das Klima in der exportabhängigen Industrie ab, in der die Manager Lage und Aussichten negativer einschätzten. "Beim Ausblick für das Exportgeschäft setzte sich der leicht negative Trend vom Vormonat fort", sagte Sinn. Im Groß- und Einzelhandel besserte sich dagegen die Stimmung, ebenso im Dienstleistungssektor. In der Baubranche hatten dagegen die Pessimisten Zulauf.
Börsen reagieren negativ
Die trübe Stimmung in der deutschen Wirtschaft drückt auf den Euro. Er verbilligte sich auf 1,2925 Dollar und kostete damit rund einen halben US-Cent weniger als zum New Yorker Freitagsschluss. DAX und EuroStoxx50 bröckelten ebenfalls ab und notierten jeweils etwa ein halbes Prozent tiefer bei 7419 und 2558 Punkten. Im Gegenzug baute der Bund-Future seine Gewinne aus.
Auch die Bundesbank warnte: Zwar habe die Industrie im Juli das durchschnittliche Niveau des ersten Halbjahres gehalten. "Die Unternehmen haben ihre Geschäftserwartungen aber im August von einem bereits gedrückten Niveau nochmals spürbar zurückgestuft."
Deutschland ist von der Rezession in der Euro-Zone und der schwächeren Weltwirtschaftbetroffen. Die Industriestaaten-Organisation OECD erwartet für das zweite Halbjahr sogar eine leichte Rezession in der Bundesrepublik. Davon geht die Bundesbank aber nicht aus. Die robuste Industrieproduktion und der anhaltende Bauboom sprächen dafür, "dass die Konjunktur in Deutschland vorerst ihren verhalten aufwärtsgerichteten Kurs fortsetzt". Industrieaufträge, Exporte und Produktion waren zuletzt gestiegen, weshalb einige Banken-Ökonomen auch ein leichtes Wachstum für möglich halten. Das Bruttoinlandsprodukt war im zweiten Quartal um 0,3 Prozent gewachsen, im ersten Vierteljahr um 0,5 Prozent.
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