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Merken   Drucken   27.09.2012, 15:52 Schriftgröße: AAA

Cloud-Computing: Vertrauen in die Wolke stärken

Cloud-Computing wird Europas Wirtschaft revolutionieren. Damit aber ein sicherer Markt entstehen kann, müssen Standards und Verbraucherrechte in der EU vereinheitlicht werden. Ein Gastkommentar
© Bild: 2012 dpa/Bildfunk/Peter Steffen
Kommentar Cloud-Computing wird Europas Wirtschaft revolutionieren. Damit aber ein sicherer Markt entstehen kann, müssen Standards und Verbraucherrechte in der EU vereinheitlicht werden. Ein Gastkommentar von Neelie Kroes und Viviane Reding
Neelie Kroes ist EU-Kommissarin für die Digitale Agenda und Mitglied der niederländischen Liberalen
Viviane Reding ist EU-Justizkommissarin und gehört der Christlich Sozialen Volkspartei in Luxemburg an

Cloud-Computing - das Auslagern von IT-Dienstleistungen in die "Wolke" des Internets - ist ein völlig neues Modell der Datenverarbeitung, und Europa muss sich an dieser Revolution ohne Wenn und Aber beteiligen. Millionen nutzen bereits die Vorteile von Cloud-Diensten wie Facebook, Spotify und Webmail. Für die Gesamtwirtschaft zeigt sich der Nutzen aber erst richtig, wenn Unternehmen und staatliche Stellen im großen Stil Cloud-Dienste nutzen.
Neelie Kroes   Neelie Kroes
Cloud-Computing bedeutet billigere und flexiblere Informationstechnologie. Es bedeutet neue Chancen für Unternehmensgründer, denen das nötige Kleingeld für ein eigenes Rechenzentrum fehlt, bevor sie ihre Geschäftsidee ausprobieren. Und es bedeutet bessere Möglichkeiten, den Verbrauchern rechtliche Informationen zur Verfügung zu stellen, die das in ganz Europa fordern. Und Berufsgruppen wie Wissenschaftler bekommen dadurch die Möglichkeit, in bisher nicht gekanntem Tempo und Umfang mit Menschen rund um den Globus zusammenzuarbeiten.
In einer Zeit, da Computer Flugzeugen den Rang als wachstumsstärkster Kohlendioxidemittent ablaufen, ist eine effizientere Nutzung von Rechenleistung auch ein willkommener Umweltschutzfaktor. Die Vorteile können sich in jedem Teil der Volkswirtschaft manifestieren - überall, wo Informationstechnologie zum Einsatz kommt. Deshalb müssen wir in Europa unsere Anstrengungen koordinieren und gemeinsam dafür sorgen, dass jeder seine Rechte kennt und niemand zurückgelassen wird. Mit diesem Ansatz profitieren alle von den 160 Mrd. Euro pro Jahr, die aus einer Verbesserung des rechtlichen Umfelds resultieren würden.
Viviane Reding   Viviane Reding
Viele werden sich fragen, welchen konkreten Einfluss die Europäische Union auf diese sehr schnellen Marktentwicklungen nehmen kann. Die Antwort lautet nicht, dass die Regierungen und die EU-Kommission in Brüssel die Cloud kontrollieren sollen. Aber wenn es eine grenzenlose Ressource wie die Internetwolke gibt, müssen auch die Vorschriften für die Aufsicht grenzenlos, aktuell und so stabil wie möglich sein.
Der Nutzung von Cloud-Diensten steht im Weg, dass das Vertrauen in die neue Technik fehlt, und das müssen wir direkt angehen. Den Anfang haben wir bereits gemacht - mit einem Vorschlag, den Europäern ein einheitliches Regelwerk für das digitale Zeitalter zu geben. Wir wissen um die Bedeutung von Daten für unsere digitale Wirtschaft, einschließlich der persönlichen Daten. Sie sind wie eine Währung: Die Menschen müssen Vertrauen in sie haben, und sie muss frei fließen.
Doch heutzutage ist es praktisch unmöglich, seine Cloud-Daten ohne Weiteres von einem Serviceanbieter zum nächsten zu übertragen. Fehlende technische Standards und verklausulierte Verträge, die der normale Nutzer oft nicht versteht, sind dabei auftretende typische Probleme. Viele Privatnutzer und kleine Unternehmen sind sich der Grenzen der Angebote nicht bewusst und finden sich letztlich an einen Anbieter gebunden, obwohl sie ihre Musik oder ihre Daten irgendwann auch gern woanders unterbringen würden.
Datenportabilität, einfache und faire Vertragsbedingungen sowie eine Zertifizierung für vertrauenswürdige Anbieter können das Vertrauen der Nutzer in die Angebote erhöhen.
Wir unterschätzen auch den Einfluss des Staats. Bis 2014 dürfte er Schätzungen zufolge Cloud-Dienste im Wert von rund 11 Mrd. Euro einkaufen. Diese staatlichen Ausgaben können Europas Markt für Cloud-Dienstleistungen prägen und ihn für alle billiger und benutzerfreundlicher machen. Daher haben wir eine Reform der EU-Datenschutzgesetzgebung vorgeschlagen, die Rechtssicherheit und harmonisierte Regeln bringen soll, um Investitionen in das Cloud-Computing zu fördern. Die Unternehmen dürften dadurch pro Jahr rund 2,3 Mrd. Euro sparen.
Außerdem gründen wir eine europäische Cloud-Partnerschaft, mit der wir dafür sorgen, dass staatliche Stellen im gesamten Gebiet der Europäischen Union voneinander lernen und gemeinsame Ansätze beim Einkauf von Cloud-Leistungen verfolgen. Cloud-Computing revolutioniert Europas Wirtschaft. Die Schaffung eines größeren, vertrauenswürdigeren und effizienteren Cloud-Markts in Europa könnte über Erfolg oder Misserfolg von Hunderttausenden kleinen Unternehmen entscheiden. Sie kann darüber entscheiden, ob eine staatliche Dienstleistung in größerem Rahmen bereitgestellt oder gestrichen wird.
Wir fordern die IT-Branche, die Regierungen und die Nutzer auf, gemeinsam mit uns daran zu arbeiten, das Denken in nationalen Kategorien hinter uns zu lassen. Wir müssen Vertrauen aufbauen, um den wirtschaftlichen Schub möglich zu machen, den Europa braucht.
  • FTD.de, 27.09.2012
    © 2012 Financial Times Deutschland,
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Kommentare
  • 28.09.2012 12:00:06 Uhr   Tim: EUnsinn

    Hilfe! Finger weg vom Cloud-Thema, liebe EU. Bitte keine Quatschregulierungen, das geht nur wieder in die Hose.

  • 27.09.2012 18:29:21 Uhr   Erich: Cloud-Computing
  • 27.09.2012 16:28:42 Uhr   wetaskewin: Europa Damen.
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