Auch das Mercedes-Management kassierte jüngst das Gewinnziel des Autobauers
Lange Zeit sah es so aus, als sei eine Handvoll Unternehmen gegen die Absatzkrise in Europa immun. Dazu gehörte der in China extrem starke
VW-Konzern, und dazu zählten auch die Premiumhersteller
Daimler ,
BMW sowie die VW-Töchter
Porsche und
Audi. Und lange Zeit feierte dieser Auto-Adel Rekorde, während das Management der gebeutelten Kleinwagenhersteller schon wieder über Kurzarbeit oder Fabrikschließungen nachdachte.
Sogar Porsche schlägt vorsichtige Töne an
Seit jüngster Zeit aber mehren sich die Anzeichen, dass auch die Oberklassehersteller und der breit aufgestellte VW-Konzern die Krise zu spüren bekommen. VW-Tochter Porsche beispielsweise rechnet im nächsten Jahr nur noch mit stagnierenden Verkäufen.
Die deutschen Premiumautobauer wie etwa Audi sind besonders in China stark, wo die Verdienstspannen hoch sind. In jüngster Zeit verschärft sich dort in Asien aber der Wettbewerb zwischen den Herstellern, da die Wirtschaft nicht mehr so stark wächst wie vorher. In der Folge sinken die Preise. Auch auf anderen Märkten scheinen Premiumhersteller mehr Autos mit Rabatt in den Markt zu drücken, hieß es jüngst in der Branche.
Daimler kappte in der vergangenen Woche seine Gewinnziele, was Konzernchef
Dieter Zetsche mit zunehmend schwierigen Marktbedingungen in Europa begründet, aber eben auch mit Problemen in
China.
In Paris wollen sich die Schwaben jedoch nicht die Schau für die neue A-Klasse stehlen lassen, mit der sie gegen Europas Bestseller Golf punkten wollen. Rivale BMW zeigt auf der Messe die Studie eines Einser-Vans, mit der die Münchner ihren Angriff in der Kompaktklasse forcieren. Die Bayern blicken nach offizieller Lesart äußerst positiv in die Zukunft. "Wir streben 2012 unverändert beim Absatz sowie beim Konzernergebnis vor Steuern an, das Vorjahr zu übertreffen", hieß es vor wenigen Tagen aus der Konzernzentrale. Im Hintergrund sollen in München aber Gespräche mit den Arbeitnehmern laufen, um die Produktion flexibler zu gestalten. Damit bereitet sich der Autobauer auf mögliche Krisenzeiten vor.
Auch der noch gut dastehende Volkswagen-Konzern spielt auf dieser Klaviatur und informiert nur häppchenweise über die Auslastung seiner Fabriken. Erst kürzlich hatten die Wolfsburger eingeräumt, dass sie ihre Absatzpläne nach unten schrauben.
Im Vorfeld der Messe in Paris aber wollte der Konzern nicht verraten, wie genau sich die Absatzschwäche in Südeuropa auswirkt. Lediglich von "geringfügigen Anpassungen" war die Rede. In Paris soll die Bühne ganz dem Golf VII gehören, mit dem VW die Krone im Kompaktwagensegment gegen Daimler und BMW verteidigen will - und gegen die übrigen Kompaktwagenanbieter.
In Paris hat VW nicht nur die Konkurrenz genau im Blick. Der Marktführer muss zugleich darauf achten, dass er nicht zu sehr auftrumpft. Denn das könnte bei anderen Unternehmen, die stärker leiden, extrem unsympathisch wirken. VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch rät deshalb, trotz der Erfolge nicht übermütig zu werden. Er soll jüngst vor "Hochnäsigkeit in den eigenen Reihen" gewarnt haben. Immerhin profitiert der Konzern von der Schwäche der anderen Massenhersteller und baut seinen Marktanteil in Westeuropa aus - in ersten acht Monaten auf 24,6 Prozent von 22,9 Prozent. Das könnte manchen bei VW zu dem Glauben verleiten, der Konzern sei immun gegen die Krise. Doch das ist vermutlich niemand. Die Misere trifft die Unternehmen nur unterschiedlich stark und zeitlich versetzt.